Insgesamt zeigen sowohl die Untersuchungen im Juli als auch die Ausbreitungsrechnungen,
dass im Seegebiet ein deutlicher Verdünnungseffekt bei den Konzentrationen der
Schadstoffe zu beobachten ist. Dieser fällt in den Ausbreitungsrechnungen allerdings
schwächer aus, so dass die Konzentrationen in Nähe der Elbmündung, wie bereits erwähnt,
deutlich höher sind.
Zusammenfassend lässt sich bezüglich der Ausbreitungsrechnungen sagen, dass sich wie
schon bei früheren Hochwassersituationen der Elbe und der Oder auch bei diesem
Hochwasserereignis die grundsätzliche Nutzbarkeit des Modellansatzes gezeigt hat, so dass
die Verteilungsmuster in den Grundzügen mit den Beobachtungen übereinstimmen, wenn
auch das „Timing“ nicht perfekt ist. Die erkennbaren Abweichungen zwischen
Ausbreitungsrechnungen und Beobachtungen deuten aber auch auf ein erhebliches
Verbesserungspotential in mehreren Bereichen hin: Für die hier genutzten
Ausbreitungsrechnungen wurden ausschließlich Modellergebnisse mit einer räumlichen
Auflösung von 900x900 Meter genutzt, womit die Ausbreitung auf der Tideselbe selbst nur
mit Einschränkungen simuliert werden kann. Durch die zukünftige Nutzung des neu
eingeführten Zirkulationsmodells der Tideelbe mit einer Auflösung von 90x90 Meter ist mit
einer erheblichen Verbesserung zu rechnen. Hier ist u.a. zu prüfen, wie sich die aus
Temperatur und Salzgehalt ergebende Dichteverteilung des Wassers in der Elbemündung
und der Deutschen Bucht auf die Ausbreitung der Flusswasserfahne auswirkt. Insbesondere
die Simulationseigenschaften bzgl. des Salzgehaltes sind kritisch zu bewerten, da im
gesamten Modellsystem kein direkter Bezug zu gemessenen Salzgehalten hergestellt wird
und sich das Modell somit in dieser Richtung frei entwickelt, wobei sich auch kleine
Modellfehler über lange Zeiträume zu größeren Differenzen im Salzgehalt aufsummieren
können. Hier können Verfahren der Datenassimilation Abhilfe schaffen, bei denen eine
dynamisch konsistente Verknüpfung von Messungen und Modellsimulation geschaffen wird.
Diese Verfahren sind im BSH bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungszustand,
derzeit aber noch nicht operationeil einsetzbar. Aus Sicht der Modellierung wäre weiterhin
eine Verbesserung der benötigten Eingangsdaten wünschenswert. So sollten einerseits die
Konzentrationsmessungen bei Wittenbergen bereits deutlich vor dem Eintreffen des
Hochwasserscheitels in Hamburg beginnen, um den gesamten Verlauf des
Hochwasserereignisses zu erfassen. Andererseits wäre eine Reduktion der Unsicherheit in
den Berechnungen des Frischwasserabflusses der Elbe aus den Pegelmessungen zu
wünschen, was aber bei den sogenannten „Jahrhundertereignissen“, in mehrfacher Hinsicht
eine große Herausforderung bleiben wird.
7 Gesamtbewertung
Die Ende Mai und insbesondere im Juni 2013 aufgetretenen starken Hochwasserereignisse
führten zu erheblichen Überflutungen umliegender Einflussgebiete von Donau und Elbe.
Damit verbunden war die Gefahr, dass verstärkt für die Umwelt problematische Stoffe aus
kontaminierten Flächen in die Flüsse freigesetzt würden.
Da ein Großteil der Schadstoffe über die Elbe in die Deutsche Bucht gelangte, wurden die
Auswirkungen des Elbehochwassers auf die Deutsche Bucht im Rahmen einer Monitoring-
Sonderfahrt im Juli 2013 untersucht. Eine weitere BSH-Untersuchungsfahrt fand im
August/September 2013 statt.