Vorwort
Sind unsere Meere in einem guten Zustand? Haben Extrem
ereignisse wie das zurückliegende Elbe-Hochwasser im Jahr
2013 einen Einfluss darauf? Fragen, die uns seit Jahrzehnten
beschäftigen und die spätestens im Jahr 2020 konkret
beantwortet werden müssen. Dann endet der erste
Bewertungszyklus der EU Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.
Die europäischen Mitgliedsstaaten werden den Zustand ihrer
Meere bewerten und es wird sich zeigen, ob die geschaffenen
Maßnahmen zum Schutz der Meere ausreichend sind.
Ein Teilaspekt dabei wird die stoffliche Belastung der Meeresumwelt sein. Vor allem in den
Küstenmeeren, aber auch bis weit in die Nord- und Ostsee hinaus werden in Wasser,
Schwebstoff und Sediment Schad- und Nährstoffe gemessen, die durch Industrie, Landwirt
schaft und Verkehr frei gesetzt werden und über die Flüsse und Atmosphäre in die
Meeresumwelt gelangen. Einige dieser Stoffe sind giftig oder erbgutverändernd und reichern
sich in der Umwelt an, andere sind nach heutiger Einschätzung harmlos. Wir kennen
inzwischen viele dieser Verbindungen, aber nicht alle, zumal durch die Industrie ständig
neue Verbindungen entwickelt werden. Durch unsere jahrzehntelangen Messreihen wissen
wir, wie sich viele Stoffe ausbreiten, ob die Belastung zunimmt oder ob politische
Maßnahmen zum Schutz der Umwelt erfolgreich sind und die Belastung zurückgeht.
Schadstoffbelastete Schwebstoffe, die mit dem abfließenden Wasser transportiert werden,
sedimentieren in Flüssen und Flussauen und werden manchmal Jahrzehnte dort abgelagert.
Erst Extremereignisse wie das Elbehochwasser mischen diese „stillen Speicher“ auf. Die
Stoffe werden remobilisiert und den Flusslauf entlang transportiert, zum Teil bis ins Meer.
Schon bei dem Elbehochwasser im Jahr 2002 beobachteten wir, dass Nebenprodukte aus
der Herstellung von Pestiziden, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz sind, mit
der Flutwelle in die Deutsche Bucht gelangten. Grund genug, auch bei dem jüngst
zurückliegenden Hochwasser der Elbe im Juni 2013 genau hinzuschauen.
Das auf die Überwachung der stofflichen Belastung unserer Meere hoch spezialisierte
chemisch-analytische Labor des BSH und die messenden und modellierenden Sachgebiete
der Ozeanographie führten begleitend zum Hochwasser umweltchemische und physikalische
Untersuchungen durch. Erste Ergebnisse veröffentlichte das BSH bereits Anfang 2014 in
einem Zwischenbericht. Mit dem nun vorliegenden Abschlussbericht werden die
durchgeführten Untersuchungen umfassend dokumentiert und die Einzelergebnisse zu
stofflichen Belastungen, physikalischen Untersuchungen und Ausbreitungsmodell
rechnungen integriert und bewertet.
Stoffliche Wirkungsschwellen wurden in der Deutschen Bucht nicht überschritten. Heute
wissen wir durch unsere Untersuchungen, dass diesmal die hochwasserbedingte zusätzliche
stoffliche Belastung der Nordsee überschaubar blieb.
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Monika Breuch-Moritz
Präsidentin des
Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie