Geodatenmanagement — 06-2013 — HN 95
den datenerhebenden staatlichen Stellen - und
hier Insbesondere den Hydrographischen Diens
ten - der teilweisen Refinanzierung Ihrer Aufwen
dungen.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt
der Scheu vor der unbeschränkten Datenabgabe
Ist die nationale Sicherheit. So sind die Aktivitäten
russischer U-Boote In skandinavischen Gewässern
In den achtziger Jahren bei den Ostseeanrainern bis
heute unvergessen. Und hochauflösende bathy-
metrlsche Daten sind beispielsweise In Schweden
durch parlamentarisch abgesicherte Restriktionen
von der Abgabe an kommerzielle Bedarfsträger
ausgeschlossen. Auch Forschungsinstitute halten
»Ihre Daten« Immer noch gern unter Verschluss -
wenigstens solange die eigene wissenschaftliche
Deutung In Forschungsberichten und Veröffentli
chungen noch nicht abgeschlossen Ist. Schließlich
Ist die europaweite Bereitstellung harmonisierter
Datensätze In Pentabyte-Dlmenslonen auch eine
anspruchsvolle technische Aufgabe.
Die Vielfalt der von der Kommission zusam
mengestellten Antworten zeigt die Komplexität
der Thematik. Die vorherrschende Ansicht Ist je
doch, vor allem Daten staatlicher Organisationen
möglichst frei verfügbar zu machen. Als wich
tigste Grundlage dafür wird eine weitreichende
Standardisierung aller betroffenen Bereiche der
Geodatenlnfrastruktur angesehen. Die Hydrogra
phischen Dienste verweisen hier unisono auf den
IHO-Standard S-100, der auf einem umfassenden
ISO-19100-konformen hydrographischen Daten
modell basiert. Aber auch auf die Einhaltung ho
her Qualitätsstandards bei der Datenerfassung
und Erstauswertung wird Insistiert.
Etwas anders gestaltet sich das Bild, wenn es um
die Frage der Bereitstellung von Geodäten kom
merzieller Akteure geht, wie sie zum Beispiel für
Antrag und Erwerb von Offshore-Genehmlgun-
gen mit hoher kleinräumiger Auflösung erhoben
werden. Zwar wird diese Möglichkeit grundsätz
lich bejaht, jedoch darauf verwiesen, dass es sich
hier um privates Eigentum handelt, deren vertrau
liche Behandlung gegebenenfalls von vorteilhaf
ter Relevanz gegenüber dem Wettbewerber sein
könnte oder auch unerwünschte Auseinander
setzungen mit der Öffentlichkeit vermelden hilft.
Viele Staaten sind jedoch gewillt, diese Daten-
guelle zukünftig besser zu erschließen und hier
zu Vereinbarungen mit der Offshore-Industrle auf
freiwilliger Basis zu kommen. Dies gilt In noch weit
größerem Maße für die Nutzung von Offshore-
Installatlonen als Messgeräteträger, für die es auch
eine breite Unterstützung seitens der Eigentümer
solcher Installationen gibt. In Verbindung mit ver
besserter Sensorik ließe sich so eine bedeutende
Erweiterung der Datenbasen unseres Meereswis
sens erreichen.
tung, die sich für eine Abgabe über Geodatenportale
eignet?
Wie sind regelmäßige Datenlieferungen technisch
zu gestalten?
Wie könnten gemeinsame Dienste mit COPERNI
CUS ausgestaltet sein?
Sollte es In EMODnet eine Echtzelt-Komponente
geben?
In diesem Komplex geht es um die Balance der
EMODnet-Funktlonen hinsichtlich der Verfügbar-
machung von Messdaten unterschiedlicher Auf
bereitungsstufen einerseits und der Aggregation
von abgeleiteten Datenprodukten andererseits.
Die Meinungen darüber, wo der Schwerpunkt von
EMODnet zu sehen sei, gehen auseinander. Vor
herrschend Ist die Meinung, dass die Lieferung von
Rohdaten und Zwischenprodukten Priorität haben
sollte, während kommerzlallslerbare Datendienste
den privaten Anbietern überlassen bleiben soll
ten, die sich dafür In den EMODnet-Datenwelten
bedienen können. Diese Welten werden derzeit
durch vereinbarte Datenlieferungen der verschie
denen nationalen Partner bedient - die In vielen
Fällen durch Nachbearbeitungen miteinander ab
glichen werden müssen, bevor sie beispielsweise
für digitale Geländemodelle verwertbar sind.
Die nominellen Vorteile eines zukünftigen Pull-
Mechanlsmus, der aktuelle Daten automatisch aus
den nationalen Datenbasen für die Anwendung
In EMODnet zieht, werden anerkannt, jedoch
angesichts der derzeitigen Heterogenität der
eingesetzten Datenbanktechnologien und Da
tenmodelle als verfrüht abgelehnt. Die Integrati
onsmöglichkelten für EMODnet und COPERNICUS
werden vor allem In der gemeinsamen Nutzung
wichtiger (und teurer) Komponenten wie der In
frastruktur für die Datenspeicherung und den Da
tenaustausch gesehen; eine vollständige Zusam
menführung wird aufgrund der Verschiedenheit
der Aufgaben und der befürchteten Komplexität
überwiegend abgelehnt. Eine wichtige Anregung
gibt es zur Aufgabenteilung: Während sich EMOD
net auf die Bereitstellung archivierter Datenbe
stände konzentrieren könnte, liefert COPERNICUS
Echtzelt-Daten und Vorhersagen.
Literatur
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Directive 2007/2/EC of
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Band 3, MEW 25, S. 782 ff.
Wikipedia (2013): Inter
operabilität; online unter:
http://de.wikipedia.org/
wiki/lnteroperabilität,
Abruf vom 15.05.2013
Regionale Steuerung, paneuropäische
Konsolidierung und globale
Zusammenarbeit
Wie könnte eine regionale Koordinierung für die euro
päischen Meere gestaltet werden?
Sollte EMODnet Institutionalisiert und eventuell bei
der European Environment Agency EEA angesiedelt
werden?
Wie können globale Oberwachungsprogramme
wie COOS und CEOSS durch die europäischen Kom
ponenten gestärkt werden?
Wo beginnt und wo endet EMODnet?
Wo verläuft die Grenze zwischen unbearbeiteten Mess
daten (Rohdaten) und einer Stufe der Datenaufberei
Neben allen gemeinschaftsweiten Harmonisie
rungsbemühungen hat die Förderung der regi
onalen Zusammenarbeit einen wichtigen Platz