22 Im Zeichen der Energiewende - das Jahr 2011
Maritime Raumordnung über nationale Grenzen hinweg
Beim Aufbau einer maritimen Raumordnung und der sie begleitenden strategischen
Umweltprüfung gilt das BSH als europaweit führend. Das vom BSH entwickelte
Zonierungssystem der Meeresgebiete wird inzwischen international aufgegriffen.
Hierbei war und ist von entscheidender Bedeutung, dass das BSH über umfangrei
che maritime Fachkenntnisse und Erfahrungen aufgrund seines umfassenden mee-
reskundlichen Wissens verfügt und dies mit seiner Aufgabe als zentrale Genehmi
gungsbehörde für Offshore-Windenergieanlagen verknüpft.
Anlieferung eines
Seekabels für den
Netzanschluss
Offshore-Windparks in Deutschland dürfen
von der Küste aus nicht sichtbar sein. Sie
werden daher hauptsächlich in der deut
schen ausschließlichen Wirtschaftszone
(AWZ) errichtet.
Nach dem seevölkerrechtlichen Grundsatz
der Freiheit der Meere dürfen die Meere
außerhalb der Hoheitsgewässer eines
Staates frei genutzt werden. Für die
AWZ- also den Teil der Meere, der zwi
schen 12 sm und 200 sm von der Küste
entfernt liegt - gelten besondere Regeln.
Soweit die sogenannten Kommunikations
freiheiten Schifffahrt, Überflug, Verlegung
von Seekabeln und Rohrleitungen beach
tet werden, hat der Küstenstaat souveräne
Rechte an der AWZ. Er darf die natürlichen
Ressourcen - Tiere ebenso wie Rohstoffe
- bewirtschaften. Weitere Rechte sind die
Energieerzeugung aus Wasser, Strömung
und Wind, der Bau künstlicher Inseln und
Anlagen sowie die wissenschaftliche Mee
resforschung und der Umweltschutz.
Die Zunahme der Schifffahrt, aber auch die
neuen Nutzungen durch Offshore-Wind
parks mit der damit verbundenen Logistik
verdeutlichen die zunehmende Bedeutung
der Meere als Wirtschaftsraum und die
damit zusammenhängenden Belastungen
für die Meeresumwelt, aber auch die Kon
fliktherde, die die vielfältige Nutzung in sich
birgt. Sie müssen frühzeitig identifiziert, die
Interessen der Meeresnutzer und der Mee
resschützer ausgeglichen und die mensch
lichen Aktivitäten verantwortungsbewusst
gesteuert werden. Die maritime Raumord
nung ist das Instrument dafür. Sie befasst
sich mit der Planung und Koordinierung
der menschlichen Nutzung der Meere und
des Schutzes der Ökosysteme und regelt
die Nutzung der Meere in der AWZ.