Joh. Mielke: Die Temperaturschwankungen 1870—¡910 in ihrem Verhältnis zu der 11jährigen Sounenfleckenperiode. 5
jedoch die Reihen vervollständigen, indem ich die Werte 1891—1894 nach den Angaben von H. Arctowski
interpolierte, welcher diese Beobachtungen Privatmitteilungen des Direktors des betreffenden Instituts ver
dankte. Sämtliche kanadischen Reihen wurden in zwei Teile zerlegt: 1874 —1890 und die Jahre nach 1890,
weil die Temperaturen des ersten Abschnitts um 0.6° niedriger waren als die des zweiten, jener also fast
nur aus negativen, dieser aus positiven Gliedern bestanden hätte.
Die Mittel für Helsingfors, Mariehamn, Wiborg, Wasa, Jyväskylä, Wärtsilä, Uleaborg und Kajana
sind dem Atlas de Finlande 1910, Société de géographie de Finlande, Helsingfors, entnommen.
Da die grönländischen Temperaturen in einigen Jahren recht bedeutend vom Mittel der isländischen
abwichen, so wurden sie zur Bildung einer besonderen Gruppe verwandt, damit nicht das eine Gebiet das
in dem andern möglicherweise gut erkennbare Verhältnis zu den Sonnenflecken verwische.
Zählt man nun die jährlichen Abweichungen der einzelnen Stationen zusammen und teilt sie durch
die Anzahl der Orte, so erhält man die unter der Rubrik „Ganzes Gebiet“ aufgeführten Zahlen. Häufig
kommt es dabei vor, daß eine Station mit weniger Beobachtungsjahren als gleichwertig neben einer solchen
mit einer sehr langen Beobachtungsreihe erscheint, während dieser eigentlich wegen des genaueren Mittels
ein größeres Gewicht zuzulegen ist, letztere also die Werte des ganzen Gebiets in einem andern Maße be
einflussen müßte als jene. Alsdann variiert die Art der Mittelbildung bei den einzelnen Orten derart, daß
der eine Terminbeobachtungen von etwa 7 a , 2 P , 10 p benutzte, der andere die Daten von 6 Ö , 1P, 9 p , ein
dritter das Mittel aus Maximum und Minimum nahm, der nächste, namentlich die Stationen 1. Ordnung,
die Aufzeichnungen eines selbstregistrierenden Thermometers in Rechnung stellte, mithin ein wahres Mittel
bildete, usw. Auch habe ich keine Reduktion auf eine Einheitsperiode vorgenommen. Doch ist diesen Um
ständen, welche wohl gegen eine Vereinigung der verschieden gearteten Stationen zu einem größeren Ganzen
sprechen könnten, beim Zusammenfassen keine so große Bedeutung zugemessen, da es vor allen Dingen
darauf ankam, Reihen zu addieren, welche unter sich homogen waren. Stieß ich auf Stationen, deren Er
gebnisse durch neue Thermometeraufstellung oder durch geänderte Umgebung eine merkbar andere Differenz
gegen Nachbarstationen aufwiesen, als dies früher der Fall war, so wurde, wie schon erwähnt, dieser Ein
fluß durch Interpolation beseitigt, sodaß also die Homogenität der ganzen Reihe gewahrt blieb. Ferner
war ich manchmal im Zweifel, ob ein Ort diesem oder jenem Gebiet zuzurechnen war, die Grenze konnte
deshalb nicht immer von einer geraden Linie gebildet werden; natürlich durfte die Willkür beim Verteilen
der einzelnen Stationen in die Provinzen nicht so weit gehen, daß sie deren klimatische Einheitlichkeit
zerstörte.
Vor Eintragung in das Koordinatennetz wurden alsdann, ebenso wie es in der Arbeit von Koppen
geschehen ist, die ursprünglichen Reihen durch die ausgeglichenen ersetzt: die Originalzahl jedes Jahres
wurde umgeändert in das Mittel aus ihr und der halben Summe des vorhergehenden und des nachfolgenden
Jahres, und so ganz kurze Schwankungen vermieden. Die auf diese Weise entstandene Kurve ist die obere
in den Kurven tabeilen und mit T. K. (Temperatur-Kurve) bezeichnet, im Gegensatz zu S. K. (Sonuenflecken-
Kurve). Letztere wird einfach dadurch erhalten, daß man die unausgeglichenen Relativzahlen für die Flecken
(r) als Ordinaten und die Jahre als Abszissen aufträgt. Für r sind folgende Werte benutzt worden:
1869
73.9
1878
1870
139.1
1879
1871
111.2
1880
1872
101.7
1881
1873
66.3
1882
1874
44.7
1883
1875
17.1
1884
1876
11.3
1885
1877
12.3
1886
3.4
1887
13.1
6.0
1888
6.8
32.3
1889
6.3
54.3
1890
7.1
59.7
1891
35.6
63.7
1892
73.0
63.5
1893
84.9
52.2
1894
78.0
25.4
1895
64.0
1896
41.8
1904
1897
26.2
1905
1898
26.7
1906
1899
12.1
1907
1S00
9.5
1908
1901
2.7
1909
1902
5.0
1910
1903
24.4
1911
42.0
63.5
53.8
62.0
48.5
43.9
18.6
5.7
Obgleich die von mir untersuchten Stationen nicht stets die sind, die Koppen 1878 benutzt hat, so
können doch die Kurven durch die ihnen zugrunde liegende gleiche Bearbeitungsmethode in Vergleich ge
stellt werden, wenigstens in liöherm Grade, als die nach den Methoden von Magelssen oder Angot erhaltenen
Resultate mit denen Köppens. Um den Einfluß auch dieser beiden Methoden auf die Temperaturwerte zu
zeigen, seien sie im folgenden kurz geschildert.