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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

v. Bernuth, H. D.: Unwetter-Katastrophe in West-Usambara usw. 89 
hervorgeht, daß es bei mir noch verhältnismäßig wenig geregnet hat. Die noch 
zu deutscher Zeit gebaute Bergstraße (Kunststraße) ist vollkommen überschüttet. 
Meterhohe Geröllmassen, Schlamm, Baumstämme, Felsen liegen auf der Straße. 
Die Bahnstrecke zwischen den Stationen Makuyuni und Mombo ist überschwemmt 
mit den abgerutschten Berghängen, die Schienen sind an einer Stelle aufgerissen 
und zu Spiralen gedreht. Die vor dem Bahndamm liegende Autostraße ist natür- 
lich auch unter den Schlammassen verschwunden. Und dabei liegt die Bahn 
durchschnittlich etwa 500 m von den Berghängen entfernt, große Strecken noch 
sehr viel weiter! 
Die Fernsprechleitung von Mombo nach Wilhelmstal (Lushoto) ist gleichfalls 
unterbrochen, ebenso die an der Bahn entlang führende nach Tanga. Usambara 
ist also restlos und gründlichst von der Umwelt abgeschnitten. Und zu dem 
Schaden, den das Hochwasser auf den einzelnen Pflanzungen angerichtet hat, 
kommt noch die Unmöglichkeit für die Pflanzer, ihre Waren an die Küste zu 
liefern, was besonders hart ist. Lebt doch Usambara, soweit es sich um die zum 
größten Teil kleineren Siedler handelt, fast ausschließlich von dem Absatz an 
die Küste. 
Erfreulicherweise wurden die Aufräumungsarbeiten schnell in Angriff ge- 
nommen, und nach zehn Tagen — einer überraschend kurzen Zeit — konnten 
die ersten Züge wieder verkehren. Nach vier Wochen etwa war die Straße 
wieder notdürftig passierbar und damit der Hauptschaden behoben. Aber wie 
sah die wundervolle Straße aus! Zwischen Schutt- und Schlammbergen schlän- 
gelte sich eine schmale Autofahrrinne hindurch. Die Brückengeländer waren 
zum großen Teil wegrasiert, die Berge rechts und links der Straße überall ab- 
gerutscht, Eingeborenenfelder verschwunden, große Bäume — nunmehr durch- 
gesägt — lagen rechts und links des Weges, Unter den Brücken blickte man 
stellenweise in tiefe Abgründe — so hatte das Wasser den Berg aufgerissen, 
Aber die Straße selber hatte gehalten! Ein Wunder fast! 
Abgesehen von den Verwüstungen, welche das Unwetter an der Straße und 
an der Bahn, die zum erstenmal seit ihrer Inbetriebnahme (1905) durch eine 
Naturkatastrophe unterbrochen war, angerichtet hatte, waren auch sonst die 
Schäden ungeheuer. Das wird einem klar, wenn man bedenkt, daß z. B. auf einer 
meiner Nachbarpflanzungen, die näher am Rand des Gebirges liegt, vom 3. bis 
zum 4. Mai mittags über 400 mm Regen fielen! Diese Pflanzung hat vom 1. Januar 
bis Ende Mai d. J. rund 2200 mm Regen gemessen!), Von einer Missionsstation 
wurde gemeldet, daß dort von Mitte April bis Mitte Mai über 1700 mm Regen 
4) Die diesjährige große Regenzeit (Februar/März bis Mai) hat weiten Gebieten des ehemaligen 
Deutsch-Ostafrika zum Teil wesentlich größere Niederschlagsmengen gebracht als in den Vorjahren 
and auch in anderen Landesteilen erhebliche Schäden und starke Überschwemmungen verursacht. 
Besonders betroffen wurden die durch Steigungsregen ausgereichneten Gebiete des oOstafrikanischen 
Randgebirges, von Usambara, Wilhelmstal und des Kilimandscharo. Das tritt deutlich hervor bei 
einem Vergleich der in den Monaten Januar bis Mai dieses Jahres in einzelnen Gebieten ge- 
messenen Regenmengen mit denen des Vorjahres: 
Landschaft und 
Station 
Mufindi-Bezirk: 
Mbadjula ......... 
AÄorogoro-Bezirk:' 
Mowabira en 
Hinterland von | 
Daressalam: 
KikongO ....0000.+4 
Bezirk 
Wilhelmstal: 
Kilindi ..... 
Meeres- 
höhe 
m 
1830 
180 
7; 
950 
Regenmenge (mm) 
Jan, bis Mai 
1935 | 1936_ 
1335 | 2402 
61 | 
999 
BEQ 
(1 
559 
RO 
Landschaft und 
Station 
Kilimandscharo- 
Gebiet: 
Kibohöhe ......... 
Lyamungo ‚....... 
Mweka ..........0 
Pangani- 
Hinterland: 
Hale s.00...0.00.000 
Makinyumbi....... 
Kwamdulu...... 
Meeres- Regenmenge (mm): 
höhe |! Jan, bis Mai 
1935 | 1936 
1190 
1350 
1250 
761 | 
1740 
1407 | 
953 
2170 
1964 
80 
w | 
100 
765 
797 
843 
962 
951 
996 
(Fortsetzung der Fußnote auf Seite 90.)
	        
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