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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1936. 
ist, so zeigt sich jedoch ebenfalls eine starke Bremsung am Boden (Beobachtungs- 
reihen von 12 bis 13 Uhr): 
Eilvese (Köppen)’) m — 124 82 42 16 8 2 
zyklonal m/see — 8.8 8.4 7.8 7.5 6.9 5.7 
antizyklonal m/see — 6.4 62 5.7 5.6 5.5 45 
Nauen (Hellmann) m 258 128 _ 82 16 — 2 
m/sec 7,8 6.4 — 60 53 — 4.3 
Die Meßreihen von Eilvese und Nauen stammen aus ebenem, durch Strömungs- 
hindernisse nur wenig gestörten Gelände. Für das Bergland konnte R. Geiger®) 
nachweisen, daß nach den Messungen am Hohen Karpfen nicht nur die nächt- 
liche Kaltlufthaut sich den Hängen anschmiegt, sondern in ähnlicher Weise bei 
Einstrahlung auch eine Warmlufthaut. Überraschenderweise konnte Geiger 
zeigen, daß die auf dem Boden liegende Warmlufthaut trotz ihrer thermisch 
labilen Schichtung sich dem Einfluß des Windes gegenüber als außerordent- 
lich zähe erweist: Bei schwachem Winde von 2.2 m/see betrug das Temperatur- 
gefälle zwischen 25 und 100 cm Höhe über dem Boden 0,98° bis 1.48°; bei 
3.4 m/sec Wind verringerte es sich nur um 9°. bei 5.9 m/sec um 19%, *). 
Die Luftschichten in der Nähe der Erdoberfläche nehmen daher nicht nur 
thermisch, sondern auch kinematisch eine Sonderstellung ein: In Bodennähe wird 
stark gebremstes Strömungsmaterial mitgeschleppt. Das Geschwindigkeitsprofil 
der Strömung trägt das Gepräge einer Grenzschicht. 
Nach der Grenzschichttheorie von L. Prandtl®) haftet an einem festen Körper, 
an dem eine zähe, d.h. innere Reibung aufweisende Flüssigkeit vorbeiströmt, 
eine durch Reibung verzögerte Flüssigkeitsschicht, während die darüber strö- 
menden Schichten in je größerer Entfernung desto schneller über die Schicht 
und damit über den Körper strömen. Mit abnehmender Zähigkeit wird die 
Schicht dünner, in der die individuellen Flüssigkeitsteilchen verzögert strömen; 
in einiger Entfernung vom Körper bewegen sie sich dagegen annähernd wie 
reibungslos. Jede schwach reibende Flüssigkeit umgibt daher sie begrenzende 
Körper mit einer durch Reibung gebremsten Grenzschicht. 
Solange Druckgefälle und Richtung der Strömung sich entsprechen, bewegen 
sich die Teilchen der Grenzschicht in Richtung der äußeren Strömung. Wird 
aber der Strömung ein Hindernis entgegengestellt, so werden Stromfeld und 
Druckfeld gestört. Nach der Bernoullischen Gleichung p + Su = konst. entspricht 
einer Zunahme der Geschwindigkeit eine Abnahme des hydrodynamischen Druckes 
und umgekehrt, Mithin wird dort, wo die Stromlinien des allgemeinen Stromfeldes 
sich zusammendrängen und die Geschwindigkeit zunimmt, also an den Flanken des 
Hindernisses, am Hindernisäquator und an Kanten der Druck abnehmen, während 
dort, wo die Stromlinien auseinandertreten und die Geschwindigkeit abnimmt, 
vor und hinter dem Hindernis, am vorderen und achteren Staupunkt, der Druck 
zunehmen wird. In den Abschnitten, in denen Druckgefälle und Strom gleich- 
gerichtet sind, werden sich die Grenzschichtteilchen in Richtung der allgemeinen 
Strömung fortbewegen. Dagegen wird dort, wo das Druckgefälle am Hindernis 
entgegen der äußeren Strömung gerichtet ist, die kinetische Energie der gebremsten 
Flüssigkeitsteilchen nicht ausreichen, das entgegengesetzto Druckgefälle zu über- 
winden, beispielsweise hinter dem Hindernis den achteren Staupunkt zu erreichen; 
es wird ein Rückströmen der gebremsten Teilchen in der Grenzschicht einsetzen, 
Zwischen der rückströmenden dünnen Grenzschicht und der vorwärtsfließenden 
äußeren Strömung werden sich Wellen bilden, die infolge ihrer Labilität rasch 
in Einzelwirbel zerfallen. Die an den Flanken und in Lee des Hindernisses 
gebildeten Wirbel wandern mit der äußeren Strömung ab. Ermöglicht die 
;) W. Köppen, A. H. 1916, $, 537. — *% R. Geiger, Forsiw, Zentralbl. 1928, S, 635, — 
') L. Prandtl, ZfM. 1927, S, 489. . 
*) Anmerkung b. d. Korrektur: Auch W. Haude (Beiträge z, Physik d. fr, Atmosphäre, 1934, 
3. 129) fand bei Temperatur- und Austauschmessungen über einer weiten Schotterfläche in der Gobi 
im Winter 1931/32 eine bodennaha Grenzechicht starken Temperaturgefälles, die bei starker Wind- 
zunahme in der Höhe am Tage höher als 60 cm reichte, un an der der Großaustausch seine untere 
Begrenzung fand,
	        
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