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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Römer, E.: Örtlich-periodisch auftretende Kabbelungen usw. 
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Tageszeiten und auch selbst am folgenden und übernächsten Tage gesehen 
wurden. Handelte es sich hier um die alte Kabbelung, oder entstanden sie am 
Ort wieder von neuem? Theoretisch möchte man annehmen, daß eine Kabbelung 
dann zum Erlöschen kommt, wenn die gleichen Kräfte, die sie erzeugt haben, 
wieder verschwunden sind. Wir sahen jedoch, daß z. B. bei der Nordgruppe 
auch dann Kabbelungen auftraten, wenn tagelang kein Norder geweht hatte und 
also keine merkliche Auftriebserscheinung vorhanden sein konnte. Muß in solchen 
oder Ähnlichen Fällen die örtliche Bodengestaltung herangezogen werden ? 
In der eingangs angeführten Arbeit über stationäre Kabbelungen unter der 
nordwestafrikanischen Küste erwies sich der Schelf als Hauptursache. Ob auch 
noch in größeren Tiefen die Bodenverhältnisse mitspielen können, ist mir nicht 
bekannt. Die hier betrachteten Kabbelungszonen liegen jedenfalls über mehrere 
tausend Meter tiefem Wasser. Im Bereich der Südgruppe allerdings befindet 
sich die Guardian-Bank mit zwei 27 m-Stellen und einer 11 m-Stelle in 9.5° N, 
87.3° W, 9.8° N, 88.1° W bzw. 9.2° N, 87.2° W. Bekanntlich kann auf derartigen 
Untiefen die See bei heftigen Winden branden. Daß diese flachen Stellen bei 
einer Kabbelungsbildung an sich mitgewirkt haben können, ist wahrscheinlich; 
erwiesenermaßen kamen jedoch Kabbelungen in jenem Bereich auch anderwärts 
zustande, und so sind die flachen Stellen grundsätzlich nicht von Bedeutung. 
Es würde den Rahmen dieser Mitteilungen überschreiten, wollte ich auf die 
verschiedenen Arten der örtlich verschiedenen Kabbelungen eingehen. Be- 
merkt sei nur, daß es nach dem bisher vorliegenden Beobachtungsmaterial den 
Anschein hat, als wiesen Kabbelungen verschiedene Beobachtungskennmale auf?); 
wenn man nicht subjektive Beobachtungsweise annehmen will, die hier gewisse 
Erscheinungen hervorhebt und dort vernachlässigt. Wir müssen nie außer acht 
lassen, daß gerade bei solchen Augenbeobachtungen keine Ordnung vorliegt, 
die stets die gleichen Beobachtungselemente berücksichtigt und dadurch eine 
methodische Vergleichbarkeit ermöglicht. Aber auch mit solchen Vorbehalten 
scheint es, wie gesagt, als unterschieden sich die Kabbelungen in ihrem örtlichen 
Auftreten voneinander, Das trifft mit großer Wahrscheinlichkeit bei einem Ver- 
gleich von Kabbelungen etwa der äquatorialen Stromzüge mit denen eines Küsten- 
gebiets zu. Anderseits werden z. B. bei Schilderungen von Kabbelungen im 
Gebiet des Floridastroms an der ostamerikanischen Küste Erscheinungen hervor- 
gehoben, die in unserm behandelten Gebiet fehlen und umgekehrt. Es können 
auch schiffahrtliche Gründe hinzukommen, die strenge Vergleiche vereiteln; bei 
der Wahrnahme von Geräuschen etwa. Während an Bord eines Seglers das 
Rauschen und Plätschern in einer Kabbelung gut vernommen werden konnte, 
wird dies auf unsern neuzeitlichen großen Motorschiffen sicher erschwert, Da- 
gegen gewährt die größere Augeshöhe auf den heutigen Kraftschiffen eine bessere 
Schau auf die Gesamtausdehnung einer Kabbelung. 
Wir stellen rückblickend fest, daß stationär und periodisch auftretende 
Kabbelungen dazu geeignet sind, gewisse Vorgänge im Oberflächenwasser her- 
vorzuheben und auf noch ungeklärte Dinge hinzuweisen. Die Kabbelung ist 
weiterhin eine meereskundliche Erscheinung, mit der näher zu beschäftigen sich 
lohnen dürfte. Schließlich sollten stationäre Kabbelungsgebiete der hier betrach- 
teten Art im Interesse der Schiffahrt kartographisch berücksichtigt und ent- 
sprechend gekennzeichnet werden. 
‘, Io seiner „Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen“, 1875 und 1906 hat 
übrigens schon Georg v, Neumayer die Frage gestellt, ob man je nach den Entstehungsursachen 
ver.chiedene Arten von Kabbelung unterscheiden kann. 
Zweites Köppen-Heft der Ann. d. Hydr. usw. 1936,
	        
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