Römer, E.: Örtlich-periodisch auftretende Kabbelungen usw.
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C. Puls ist zu seiner zeitlich einschränkenden Behauptung vielleicht dadurch
veranlaßt worden, daß sich in seinem Material der Schiffsbeobachtungen fünf
solche befanden, die Ende Dezember und Anfang Januar im Mittel bei 15.4° N,
96.5° W liegen und wo von starken Stromkabbelungen berichtet wird. In einem
Falle — unterm 13. Januar 1883 — hatte es aus Nordost mit Stärke 8 geweht.
Hier ist die Mitwirkung eines Norders sehr naheliegend. Aber wie verhält es
sich dort, wo zum Beispiel nur flaue südöstliche oder andere Winde geweht haben
(bei einigen jener Beobachtungen war es so) oder noch starke Kabbelungen am
19. März bei WSW-Wind Stärke 3 auftraten? In der Strömungskarte für Fe-
bruar—März des Schottschen Werkes ist übrigens nordwestlich als auch südöstlich
der Bucht von Tehuantepec je eine Stelle kalten Auftriebwassers eingezeichnet.
Diese Anmerkungen wurden gemacht, weil Puls am Schlusse seiner wich-
tigen Arbeit den Wunsch aussprach, daß spätere Beobachter ihr Augenmerk auf
die „eigentümlichen Temperatur- und Stromverhältnisse vor dem Golf von
Tehuantepec im Dezember und Januar“ richten mögen.
Einen weiteren Beleg für diese besonderen Verhältnisse vor dem Golf von
Tehuantepec während der Wintermonate liefern zwei nautische Berichte aus der
letzten Zeit. Im ersten Falle stand der von Los Angeles gekommene deutsche
Dampfer Tacoma am 16. November 1933 vor jenem Golf und wurde von einem
Tehuantepecer überrascht!). In etwa 15° N, 96!/,° W kreuzte das Schiff eine un-
gemein starke Stromkabbelung, wobei es vorübergehend seine Steuerfähigkeit
verlor, Der Wind erreichte als Höchststärke 7 aus der Kompaßrichtung N. Hier
ist also die Beziehung eines Norders zu einer Kabbelung erwiesen. — Die Tem-
peratur der Luft fiel innerhalb 8 Stunden von 27.2° auf 21.0° — als Minimum —
die des Wassers gleichzeitig von 29.0° auf 20.1°%°, um dann wieder anzusteigen.
Beide Minima fielen zeitlich mit der höchsten Windstärke 7 und dem niedrigsten
Barometerstand zusammen.
Der zweite Bericht) zeugt ebenfalls von einem Tehuantepecer, den das
deutsche Motorschiff Los Angeles auf seiner Reise nach Balboa am 19. und
20. Februar 1935 erlebte. Diesmal erreichte der Wind Stärke 10, aus NO wehend,
zugleich wurden als niedrigste Lufttemperatur 19.5° gemessen, während das
Minimum der Wasserwärme mit 19,5° erst 4 Stunden später beobachtet ist. Zu
diesem Termin war die Lufttemperatur im Gegensatz zum ersten Berichtsfall
bereits wieder auf 22.0° gestiegen. (Beobachtungsörter zu beiden Terminen
14.9°N, 95.2° W und 14.6° N, 94.6° W.)
Das Verhalten der Luft- und Wassertemperaturen in beiden Berichtsfällen ist doch in der weit-
gehenden Angleichung der ersteren an die letztere bemerkenswert, Hier wäre wohl die genaue Kennt-
nis des Meßorts und der Meßweise beider Elemente für die Forschung von Wichtigkeit, und es regt
sich der Wunsch, bei einem solchen Naturvorgang beide Messungen möglichst dicht über der Wasser-
oberfläche, etwa von einem Boot aus anstellen zu können?)
Von einer Stromkabbelung ist im zweiten Bericht nichts erwähnt und wir
müssen auch hier annehmen, daß eine solche, wenigstens zur Zeit der Beobach-
tungen, nicht aufgetreten war; was freilich nicht ausschließt, daß es trotzdem
innerhalb des von dem Norder bestrichenen Raums zu einer Raselung ge-
kommen ist.
Es ist also bei den beiden Berichten festzustellen, daß sowohl im November
als im Februar im Verein mit einem Norder in dem stets gleichen Gebiet sehr
kaltes Wasser angetroffen wurde, im November mit einer Kabbelung verbunden,
Wie weiterhin Tabelle 1 ausweist, treten in diesen beiden Monaten auch die
meisten Kabbelungen auf (6 und 8), Ob das zu der Behauptung berechtigt, beide
Monate als die tätigsten anzusprechen, mag dahingestellt bleiben, Es sei hierbei
nochmals auf die vier im Februar beobachteten Temperatursprünge mit einem
höchsten Betrag von 7.8° hingewiesen (Tabelle 2).
Wie weit in den Berichtsfällen Strömungen eine Rolle gespielt haben, läßt
sich nicht sagen. Beide Berichte enthalten zwar beobachtete Stromversetzungen.
1) Der Seewart 1935, 8. 19 bis 21. — 2%) Der Seewart 1935, S, 178 und 179, -— 3%) Derartige Be-
obachtungen vom Boot aus erwähnt übrigens schon, wie nachträglich gefunden wurde, W. Köppen
in einer Untersuchung über das „Verhältnis der Temperatur des Wassers und der Luft an der Ober-
fläche des Ozeans“; Ann, d. Hydr. 18, 1890, S. 445 bis 454.