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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1936,
ein besonders günstiger Fall für Zyklogenese nach dem Schema „Frontalzonen-
Delta“ betrachtet werden, vor allem dann, wenn geeignete Vorgänge {(s. o.) für
eine „Offenhaltung des Frontalzonendeltas“ sorgen.
Bleibt diese Offenhaltung, das Auseinanderklaffen der zwei Fronten in
größerem Abstande vor ihrer Vereinigungsstelle gewährleistet, so kann sich ein
starker Tiefdruckwirbel entwickeln, denn die neue Frontalzone selbst ist zu-
nächst nicht nur unzerstörbar, sondern muß sich — unter Verschiebung in
Richtung ihres Deltas — durch den eingeleiteten Druckfall weiter verstärken,
bis dann der neue Wirbel ausgedehnt und kräftig genug ist, die Frontalzone
von sich abzulenken und zu zerstören oder abzuschwächen.
Wenn dagegen die zwei Fronten, welche die neue, scharfe Frontalzone
bilden, auch weiter vor ihrer Vereinigungsstelle starke Näherungstendenz
haben, so scheint eine weniger vertiefungsfähige, dafür aber schneller laufende
Störung zu resultieren.
Der von Bergeron und Swoboda in ihrer bekannten Arbeit?) behandelte
Fall, wo einmal eine Welle, das andere Mal ein Wirbel an einer — in beiden
Fällen durch eine Fremdstörung angeregten — Front entsteht, zeigt manche
Ähnlichkeit mit der behandelten Entwicklung vom 4, bis 5. Oktober 1903 einer-
seits, der vom 8, bis 9. Oktober anderseits, Auch die von R. Schröder behan-
delte Regeneration einer Ostseezyklone®) ist hier zu erwähnen (vgl. das „Drei-
masseneck“ daselbst, Karte 5),
Noch auf eines sei hingewiesen: Wenn hier die Vorgänge mit Hilfe der
Scherhagschen Theorie gedeutet wurden und dabei von Druckwellen oder
Wellenstörungen gesprochen wurde, so soll damit nichts ausgesagt werden über
die Verbindung zwischen Druckwelle und etwaiger Wellenbildung an einer
Grenzfläche.
Was aber die „Druckwellen“ betrifft, so hat es in manchem den Anschein, als
ob dieser Wellencharakter einer Störung vielfach erst eine nach-
trägliche Erscheinung sei Hierauf deutet z, B, daß oft im Stadium der
Zyklogenese, bzw. der plötzlichen Vertiefung einer Zyklone dem Druckfallgebiet
kein entsprechendes Steiggebiet zugeordnet werden kann. Hat man auch wegen
der Konstanz der Masse einen dem Druckfall entsprechenden Druckanstieg zu
fordern, so ist dieser dann doch weiträumig, diffus und ohne bestimmte Zen-
trierung verteilt.
Man vergleiche hierzu etwa die Druckänderungskarte vom 8. bis 9, Oktober
(Abb. 9), die natürlich keinen Anspruch auf besondere Genauigkeit machen kann,
aber als sicher zeigt, daß dem großen Druckfallgebiet südwestlich der Azoren
kein irgendwie gleichartiges Drucksteiggebiet zugeordnet ist,
Halten wir uns an die Scherhagsche Theorie, so würde dies besagen, daß
in soichen Fällen die zyklogenetisch wirksame Frontal)zone kein ausgesprochenes
„Einzugsgebiet“ aufweist, Aber wenn das erzeugte, zentrierte Druckfallgebiet
durch die einsetzende zyklonische Zirkulation zunächst einmal die Frontaizone
weiter verschärft, so verstärkt sich damit fast automatisch auch das Einzugs-
gebiet hinter der Frontalzone, d. h, die Höhenströmungskonvergenz zur Frontal-
zone hin. So kann sich dann nachträglich ein äquivalentes Steiggebiet hinter
das Druckfallgebiet fügen und der Störung ihren Wellencharakter verleihen.
#) T. Bergeron u, G. Swoboda, Wellen und Wirbel an einer quasistationären Grenzfläche
über Europa, Veröff, d, Geophysik, Inst. Leipzig, Bd. III, 2. — %) Richard Schröder, Die Regene-
ration einer Zyklone über Nord- und Ostsee, Ebenda, Bd. IV, 2,