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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Rodewald, M.: Die Bedeutung des Dreimassenecks für die subtropischen Sturmtiefbildungen. 53 
europäischen Druckwelle (Kaltluftvorstoß gegen Spanien-Madeira), bei der nord- 
westlichen durch den Frontstillstand infolge erlahmter Westwinddrift im nörd- 
lichen Nordatlantik. Wie die Abb. 8 zeigt, ist diese Tendenz zur „Offenhaltung 
des Deltas“ auch am 9. Oktober noch sehr ausgeprägt. 
Hierin liegt, wenn man zum Vergleich die Abb. 4 mit den eingezeichneten 
Fronten vom 3, und 4. Oktober heranzieht, ein sehr charakteristischer Unter- 
schied zwischen der Entwicklung vom 3. bis 4. Oktober und der vom 7, bis 
8, Oktober, In jenem Falle bewegt sich die nordwestliche Kaltfront in einer 
sehr ausgesprochenen Westwinddrift ostwärts, die diffuse südliche Front be- 
wegt sich über den Ozean überall auf sie zu, So resultiert eine lange 
Frontalzone. 
Wie ein Vergleich von Abb. 4 mit den Abb, 6, 7 zeigt, ist dagegen die Lage 
am 4. und 8. Oktober bezüglich der Druckverteilung im Nordwesten des 
Kartenbildes mit dem neufundländischen Kaltluftausbruch außerordentlich 
ühnlich. Aber — und das ist der weitere charakteristische Unterschied — das 
Tropiktief liegt am 8, Oktober 10 bis 11 Längengrade weiter östlich als 
am 4. Oktober. Die Ähnlichkeit bewirkt, daß in beiden Fällen die haupt- 
sächliche Frontalzonenverschärfung in der Gegend eben westlich vom 50, Meri- 
dian stattfindet. Dadurch gerät die verschärfte Frontalzone das erste 
Mal — am 4. Oktober — vor, das zweite Mal in bzw. hinter das Tief: 
Die daraus und aus der unterschiedlichen Deltabildung folgende unterschiedliche 
Entwicklung ist in den vorhergehenden Kapiteln beschrieben, 
3. Folgerungen. 
In dem behandelten Beispiele erfolgt die hauptsächliche Entwicklung des 
Druckfallgebiets südwestlich der Azoren, und die dafür verantwortliche Frontal- 
zone nebst Dreimasseneck liegt bei 30° N-Br., 50° W-Lg. Verschiebt man das 
System der Abb, 10 breitenparallel westwärts, bis die letzterwähnte 
kritische Stelle nach etwa 30° N-Br., 75° W-Lg. zu liegen kommt, so 
ergibt sich das Schema der Abb, 1, d.h. des Normalilfalles der „Golf- 
stromzyklonen“-Entstehung. 
Man sieht leicht, daß dieser „Normalfall“ der geographisch bedingten Zir- 
kulationsanordnung vom Herbst bis Frühjahr zugeordnet ist. Über dem Gebiet 
größter Kälte, dem Arktischen Kanada, liegt eine Ausbuchtung des zirkumpo- 
laren Höhentiefs nach Süden, im Südwesten flankiert von dem Höhenhoch des 
Azorenmaximums, im Südosten von dem höhenwarmen Great Basin-Hoch, 
Die (nichtnormale) Druckwellenbahn von Nordwest nach Südost bei 
Labrador-Neufundland der Abb. 10 liegt dann also über dem amerikanischen 
Kontinent, zwischen Great Basin-Hoch und nordkanadischem Höhentief, östlich 
vom Felsengebirge?!®), (Sie hält aber nur, wenn die vorzeitige Einflußnahme der 
Warmluft des Mexikogolfs durch die Druckverteilung ausgeschaltet ist, diese 
Richtung bis nahe an die Ostküste; sonst biegt sie vorher nordwärts um.) 
Die Druckwellenbahn von Südwest nach Nordost ist dann diejenige, 
welche etwa längs der Normallage der „Temperierten Front“ oder Polarfront 
nach Bergeron?) an der Nordwestabdachung des Azorenhochs entlang führt, 
An der „Übergabestelle“ von Druckwellen der zwei antizyklonischen Steue- 
rungszentren liegt ein für Frontogenese geeignetes Deformationsfeld der Strö- 
mung, indem hier wärmere Luft und kältere Luft gegeneinander geführt werden?‘). 
Sind diese wärmeren und kälteren Luftmassen bereits in ihrer Ausgangslage 
frontmäßig begrenzt, so ist die Möglichkeit der Entstehung des Dreimassen- 
ecks dadurch gegeben, daß die beiden präexistenten und heterogenen Fronten 
nur in einem bestimmten Abschnitt aneinanderlaufen, in welchem da- 
mit rasch eine besonders scharfe Frontalzone entstehen kann%l), Dies muß als 
#) Vgl. dazu die regelmäßigen Monatskarten der Zyklonenbahnen in Monthly Weather Review, 
Washington, — ?) V. Bjerknes, Physikalische Hydrodynamik, Berlin 1933, Abb. 130, S, 708. — 
%) Dies erhellt auch aus der Mittellage und Schwankungsweite der Arktischen und Temperierten Front; 
vgl. dazu Ann, d, Hydr, 1932, 8. 180 bis 184, nebst Tafeln 25, 26, =- 2) Vgl. Wetterskizze Nr. 8, 
Ann. d, Hydr. 1936, 8, 371 ff,
	        
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