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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 1936,
Tropikluft aus der Region des Östpassats als wärmste; gealterte, um das atlan-
tische Hoch aus Ost zurückkehrende Polarluft („Übergangsluft“) als kältere; um
das festländische Hoch südwärts strömende Polarluft als kälteste.
Für einen solchen Treffpunkt habe
ich den Ausdruck „Dreimasseneck“ ein-
geführt®), Eine derartige Massenanord-
nung ist außerordentlich günstig für
das Zustandekommen eines divergenten
Druck- und Strömungsfeldes in der Höhe.
Man kann sich das leicht klarmachen,
indem man bedenkt, daß bei Vernach-
lässigung des Bodendruckfeldes die Höhen-
strömung frontparallel — mit der wärme-
ren Luft zur Rechten — verläuft: Dann
entspricht der Frontengabel am Dreimassen-
eck eine Gabelung, d, h, Divergenz, der
Luftströmung in der Höhe,
Nach der Scherhagschen Divergenz-
theorie der Zyklonen®) erscheint also die
Zyklonenbildung in der Nähe eines Drei-
massenecks plausibel, Da die Hauptfront
oder -frontalzone (stärkster Temperatur.
gegensatz) in unserm Falle gewöhnlich
zwischen Tropikluft und Polarluft bestehen
wird, liegt das Delta der Frontalzone*) zwischen der TFrontengabel, in der
„Übergangsluft“ — und dort hinein geht dann normalerweise die Bahn der
Zyklone (vgl, die Figur 1 im Text!)
Da bei der skizzierten Vorstellung von der Zyklonenbildung das Höhen-
druckfeld maßgeblich ist und da es sich bei dem Prozeß des Druckfalls um eine
Feldwirkung handelt, so ist es zu seinem Zustandekommen nicht nötig, daß
wirklich ein Treffpunkt von zwei Fronten vorliegt. Es kann z. B, die eine
Front — gewöhnlich wird es die zwischen Tropikluft und Übergangsluft sein —
ditffus als Frontalzone in Richtung auf die zweite enden, oder die Fronten
brauchen sich nur erst weitgehend angenähert, aber noch nicht erreicht zu
haben. Für die beschriebene zyklogenetische Wirkung genügt es, daß die er-
wähnte Massenanordnung und damit das divergente Druckfeld in der Höhe vor-
handen ist24,
Das Zustandekommen des subtropischen Dreimassenecks erscheint insbesondere
für die plötzlichen Sturmtiefbildungen der Roßbreiten von Bedeutung, wobei
solche Zyklogenesen nicht nur über dem Golfstromgebiet, sondern auch über
dem mittleren und östlichen Teil des subtropischen Nordatlantischen Ozeans
rorkommen. Wenn die Zyklonenbildungen bzw. -vertiefungen in dem Nordamerika
benachbarten Nordatlantik häufiger sind, so wohl deshalb, weil schon nach der
mittleren Luftdruckverteilung die Bedingungen dafür hier am günstigsten sind
und weil ferner die horizontalen Temperaturgegensätze der Massen hier am
stärksten werden können. Vielleicht besteht aber außer der Häufungsstelle sub-
iropischer Zyklogenesen östlich Nordamerika eine sekundäre etwa über der Mitte
des Nordatlantischen Ozeans, südwestlich der Azoren. Für den Nordpazifischen
Ozean habe ich eine solche in einer demnächst erscheinenden Arbeit nachgewiesen.
Hier soll — an Hand des 4, Quartalsheftes, Jahrg. XXII der Tägl. Synopt.
Wetterkarten für den Nordatlantischen Ozean („Moffmeyerkarten“) — die Lebens-
geschichte eines Oktobertiefs südlich der Mittelbreiten daraufhin untersucht
werden, wie seine Fluktuationen und sein schließlich machtvoller Raum- und
ar
‘) Martin Rodewald, Die Entstehungsbedingungen der tropischen Orkane, Met, Zeitschrift
1936, Heft 6, 8, 197. — *) R. Scherhag, Bemerkungen zur Divergenztheorie der Zyklonen. Met.
Zeitschrift 1936, S. 84 bis 90. — 19) Vgl. dazu Martin Rodewald, Die nordatlantische Lufttempe-
raturverteilung vor Entstehung einer langlebigen Oktober-Sturmzyklone auf dem 50, Breitenkreis.
Ann. d. Hrdr. 1936, S, 264 bis 266, — 1) Vgl. Wetterskizze Nr. 9, Ann, d, Hydr, 1936, 8, 411.