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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Pogade, G.: Die Verwendung von Bergbeobachtungen beim Zeichnen von Höhenwetterkarten usw. 27 
auf, und zwar im Jahre 1935 fast ausschließlich im Herbst. (8 Fälle im ganzen 
Jahr.) Über diese Fälle ist eine gesonderte Untersuchung in Aussicht genommen. 
Sie lassen sich anscheinend aus der Bodenwetterkarte nicht erkennen, bilden 
also eine schwer zu berücksichtigende Fehlerquelle, die aber ihrer geringen 
Häufigkeit wegen nicht allzusehr ins Gewicht fällt. 
Der zweite Fall, der durch das Auftreten von Inversionen gekennzeichnet 
ist, ist der weit häufigere. Diese Inversionen können auftreten bei Warmluft- 
vorstößen, die sich ja zunächst durch Erwärmung in der Höhe bemerkbar 
machen, und dann auch bei antizyklonalen Schrumpfungsprozessen, Bei letzteren 
wird es sich meist jedoch um kleinere Inversionen handeln, die das Ergebnis 
nicht allzu stark verfälschen. Außer im Hochkern selbst ist den Schrumpfungs- 
inversionen kein großer Einfluß zuzuschreiben, Dagegen muß auf Warmfront- 
inversionen unbedingt geachtet werden, und sobald man an Hand der Boden- 
wetterkarte oder aus sonst vorliegenden Beobachtungen aus der freien Atmosphäre 
auf eine Inversion durch Warmluftadvektion schließen kann, vermeide man 
möglichst, den nach Bergbeobachtungen gewonnenen rel, Top. Vertrauen zu 
schenken, Ähnliches gilt natürlich für Kaltlufteinbrüche. Da diese jedoch eine 
steilere Grenzflächenneigung haben, werden sie sich seltener bemerkbar machen. 
Die größten Abweichungen zwischen berechneter (Zugspitze) und beobachteter 
(Höhenkarte) rel. Top. treten dann auf, wenn die Inversion kurz oberhalb der 
Zugspitze beginnt bzw, im Alpenvorland schon unterhalb der Zugspitzhöhe liegt. 
Im letzteren Fall ist, z. T. wohl durch Stauerscheinungen, die Temperatur auf 
der Zugspitze noch nicht angestiegen, und man erhält dann auch gleichzeitig 
größere Temperaturdifferenzen zwischen Zugspitze und der freien Atmosphäre 
über München. 
Eine Auszählung ergab folgende Häufigkeiten der Differenzen zwischen der 
Temperatur auf der Zugspitze und der Temperatur in München in gleicher Höhe. 
Tabelle 2. Häufigkeiten der Temperaturdifferenzen Zugspitze—München (3000 m Höhe) für 1935. 
a8C 20.0. —8 —7 —6 5 —4—3 —2 —1 0 +1 +2 +3 +4 +5 
Anzahl... . 1 1 9 13 18 39 56 87 56 4 10 3 — 1 
Diese Tabelle läßt erkennen, daß negative Differenzen (Zugspitze kälter als 
freie Atmosphäre) häufiger auftreten, auch dann noch, wenn man den häufigsten 
Wert (— 1°) als Mittelwert ansieht!). Es zeigt sich auch, daß die Fälle, in 
denen die Zugspitze in Warmluft liegt, während über München in gleicher Höhe 
Kaltluft liegt, Fälle, die am häufigsten bei Kaltlufteinbrüchen anzutreffen sein 
werden, geringe Häufigkeit aufweisen. In Übereinstimmung mit Tabelle 1 er- 
kennt man, daß mit einer niedrigeren Temperatur und damit auch rel. Top. der 
Bergbeobachtung gegenüber Flugzeugaufstiegen häufiger zu rechnen ist als mit 
dem entgegengesetzten Fall, daß die Zugspitze zu warm ist. 
Ein jährlicher Gang in der Streuung der Werte „Top. berechnet“ — „Top. 
beobachtet“ ist nur wenig angedeutet. Es zeigt sich für das Jahr 1935, daß die 
Streuung der Werte in den Monaten Januar, Mai bis August und Dezember ge- 
ringer ist als in den anderen Monaten (Herbst und Frühling). Die Vermutung, 
daß in den Wintermonaten die positiven Abweichungen häufiger auftreten (Ein- 
fluß der Bodeninversion), wird nicht bestätigt. Das Vorhandensein einer 
Bodeninversion ist für den Betrag der virtuellen Mitteltemperatur 
1000 bis 500 mb von untergeordneter Bedeutung. 
Wenn wir das Vorhergehende kurz zusammenfassen, so können wir für die 
Zugspitze — und auch für Pic du Midi — folgende Regeln aufstellen: 
Bei Annäherung einer Front (besonders Warmfront) ist bei der Verwendung 
der nach Bergbeobachtungen berechneten rel. Top. 500 bis 1000 mb größte Vor- 
sicht am Platze, und es dürfte am besten sein, in einem solchen Falle die er- 
haltene Topographie beim Zeichnen von Höhenwetterkarten nicht zu berück- 
sichtigen. In der Nacht gebildete Bodeninversionen haben meist nur geringen 
Einfluß auf das Ergebnis und dürften nur in ausgeprägten Fällen die rel. Top. 
1) Tabelle 2 zeigt, daß es berechtigt ist, zur Bestimmung der rel, Top. 500 bis 1000 mb die Zug- 
spitztemperatur um 1° C zu erhöhen.
	        
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