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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 1936. 
rechts). Dies wurde darauf zurückgeführt, daß auf hoher See systematisch 
niedriger geschätzt wird als an der Küste oder über Land. 
Der Unterschied könnte nun aber auch so gedeutet werden, daß bei uns zu 
hoch gemessen wurde. Wie schon erwähnt, ist für die Bestimmung des wahren 
Windes das Anemometer an der Mastspitze in 32 m Seehöhe benutzt worden, 
In meinem Aufsatz „Zur Registrierung des Windes auf Schiffen“ in dieser Zeit- 
schrift 1936, S. 353, wurde für den Bereich der Meteor-Prf, VII bis XIV, also ins- 
besondere der Passatgebiete, nachgewiesen, daß die Anemometer am Bug- und 
Heck-Flaggenstock, beide in 4 bis 5 m Höhe über Deck, noch in der Störungs- 
zone sich befinden, die durch das Schiff als Hindernis im Strömungsfelde hervor- 
gerufen wird. Bug zeigt durchschnittlich zu wenig an (Heck stets), bei be- 
stimmter Situation aber auch etwas mehr; der Betrag schwankt je nach der 
Geschwindigkeit des Windes und je nach seiner scheinbaren Richtung. Dabei 
waren die Windmesser am Bug und Heck schon so frei wie möglich ausgebracht, 
an Armen, die über das Schiff hinausragten. 
Die Schwierigkeiten der Windregistrierung sind an Bord eines Schiffes 
größer als an Land; die fehlerbringenden Faktoren greifen in verwickelter 
Weise ineinander und sind einzeln zahlenmäßig schwer festzustellen. Aber das 
zeigte sich in unserem Falle — die Untersuchung beschränkte sich auf das 
Passatgebiet —, daß der vertikale Geschwindigkeitsgradient auf See eine viel 
geringere Rolle spielt als an Land, keine größere als die Störungen in der 
turbulenten Zone des Windes nahe dem Deck. Im Passatgebiet konnte bei einer 
mittleren Windgeschwindigkeit von 8 mps die Windzunahme von 9 bis 32 m See- 
höhe (= 23 m) im Höchstfalle nur 0.3 mps = 4% betragen, Und dabei bleibt 
auch ungewiß, inwieweit eine höhere Geschwindigkeit an der Mastspitze nicht 
noch eine Folge ist der Schwankungen des Mastes bei im Seegang bewegtem 
Schiff. Deren Wirkung kann also, worauf Überlegungen ebenfalls hinweisen, 
auch nur von geringer Bedeutung, höchstens der obigen Größenordnung sein. 
Aus all diesen Gründen ist es nicht notwendig, eine „Standardhöhe“ für die 
Aufstellung des Anemometers an Bord von Schiffen festzusetzen; dies wäre auch 
praktisch nicht durchführbar, weil die gestörte Zone nahe dem Deck selbst bei 
gleichem Wind ganz verschieden ist je nach Größe und Form des Schiffes und 
seiner Aufbauten und auch je nach der Fahrtgeschwindigkeit. Bedingung ist 
nur: die Aufstellung möglichst hoch und frei zu wählen. 
Wir halten daher die Geschwindigkeitsregistrierung auf dem Meteor am Mast 
für gut und geeignet für den Vergleich Bft—mps. Die bei den früheren Ver- 
gleichen meist ausgeführte Messung mit einem Han danemometer an Deck oder 
auf der Brücke ist dagegen unkontrollierbar, die Äquivalente werden hier nach 
unseren Erfahrungen teils höher, teils niedriger, im Durchschnitt zu gering 
bemessen sein (vgl. „Gazelle“ und „Elisabeth“, besonders bei stärkeren Winden). 
Schließlich noch eine Bemerkung: alle bisherigen Schätzungen der Wind- 
stärke nach der Beaufort-Skala (1874) beziehen sich auf deren Auswirkung auf 
das Schiff, auf die gesamte Segelwirkung einschließlich der höchsten Segel. Auch 
an Land beziehen sich die Anhalte für die Schätzung nach Beaufort auf 
Gegenstände von größerer Höhe wie Bäume und deren Kronen oder Häuser und 
deren Dächer. Was eben interessiert, ist die Gesamtwirkung der Windstärke 
auf die für Mensch und Natur wichtigsten Objekte von gewisser Höhe. Wenn 
in der Meereskunde die Kenntnis der Windstärke unmittelbar an der Meeres- 
oberfläche gefordert wird, um z. B. die Auswirkung des Windes auf Trift- 
strömungen zu erkennen, so ist dies eine andere Frage und hierfür sind be- 
sondere mikrometeorologische Untersuchungen notwendig. 
7. Formelmäßiger Zusammenhang Bft — mps. 
Bei den Meteor-Kurven (Abb. 1) fällt der überwiegend gradlinige Verlauf 
auf. Der Mittelkurve für die niederen Breiten (Prf. VIL bis XIV) entspricht, wie 
durch Probieren leicht zu finden ist, ungefähr der lineare Zusammenhang: 
v=2F +0.06F = 2.06 F (Formel 1), wenn F die Windstärke nach der Beaufort-
	        
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