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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Castens, G.: Vom monatlichen Wetter- und Witterungs-Spielraum usw, 
Vom monatlichen Wetter- und Witterungs-Spielraum in den heimischen 
Breiten und in den Tropen: 
Hamburg und Daressalam [Ostafrika]. 
Von Gerhard Castens, Hamburg, Deutsche Seewarte, 
Die Veränderlichkeit oder Unbeständigkeit der einzelnen Witterungsbestandteile 
ist in verschiedenen Gegenden der Erde ganz verschieden und für deren Klima sehr 
bezeichnend; sie ist nächst der absoluten Höhe der meteorologischen Elemente der 
wichtigste Zug im Klima eines Gebietes. Nach Köppen"). 
Einleitung. Die Untersuchung lehnt sich an meine bisherigen Studien über 
„Wetterhaftigkeit“ an’). In diesen habe ich versucht -— teilweise ebenfalls 
unter Vergleich zwischen heimischen und tropischen Verhältnissen — einen 
Einblick in die Veränderlichkeit meteorologischer Elemente innerhalb ver- 
schiedenster Zeitspannen [ein- bis vielstündige und ein- bis vieltägige] bis zur 
Dauer eines Monats zu gewinnen, Im folgenden sollen die nach dem vorhandenen 
Beobachtungsstoff sich ergebenden Streuweiten sowohl von einzelnen Termin- 
und Grenz-, also Punktwerten wie auch von monatlichen Mitteln [oder Summen] 
betrachtet werden. 
Den einzelnen Augenblickswert nenne ich Wetterwert, Das Mittel oder die 
Summe vieler zeitlich aufeinander folgenden Wetterwerte innerhalb eines begrenzten 
Zeitraumes [etwa eines Tagfünfts, einer Woche, eines Tagzehnts, Monats, Viertel- 
jahrs usw.] ist der Witterungswert. Vieljährige Mittel von Wetter- und Witte- 
rungswerten haben klimatologischen Charakter; diese Durchschnittswerte sind 
für alle räumlichen und jahreszeitlichen Vergleiche unentbehrlich, haben jedoch 
einen verwandten Nachteil gemeinsam mit den die Monats- und Jahres-Ergebnisse 
zusammenfassenden Wetter- und Witterungs-Statistiken der meteorologischen 
Jahrbücher: Bei den letzteren fehlt es vielfach an einfachen zahlenmäßigen Aus- 
drücken zur Kennzeichnung des reinwetterlichen oder reinwitterungs- 
mäßigen Anteiles an der Streuweite der veröffentlichten Werte; andrerseits 
Jehlt bei den vieljährigen klimatischen Mittelwerten meistens die Möglichkeit des 
unmittelbaren Einblicks in ihre Entstehung. Wenn Köppen 1913 die Aufnahme 
der „durchschnittlichen absoluten Abweichung“ und der „Asymmetrie“ 
in die statistischen Veröffentlichungen wünschte?), so geschah dies aus ähnlichen 
Gedankengängen heraus, wie sie hier vertreten werden, nämlich um den 
Wechsel und seine Art als wichtiges meteorologisches Charakte- 
ristikum zahlenmäßig festzulegen, sowohl im Einzeljahr wie im viel- 
jährigen Durchschnitt. 
Aus einem Jahrbuch berechne ich beispielsweise, daß die Temperatur-Streu- 
weite im Mai des betr, Jahres 30° betragen habe. In dieser Zahl ist die tägliche 
t-Amplitude eine reinklimatische Größe [im Sinne von „vieljähriger Durchschnitts- 
wert“] in Höhe von, sagen wir: 8° enthalten und die ebenfalls reinklimatische 
Wirkung der fortschreitenden Änderung infolge des durchschnittlichen jährlichen 
Ganges mit dem Betrage von beispielsweise 6°, Das sind zusammen 14°! Das 
Jahrbuch will mich über Wetter und Witterung des Nenn-Jahres unterrichten; 
tatsächlich muß ich eine Korrektion von 47% anbringen, um den Zweck zu 
erreichen. Es sei erlaubt, die Frage aufzuwerfen, ob es nicht an der Zeit ist, 
das Schema der Jahrbücher aller Völker, das 60 Jahre seine Pflicht getan hat, 
wenigstens für gewisse Auswahlstationen zu ergänzen, um Klima- und Witferungs- 
[bzw. Wetter-] Wirkung voneinander zu trennen, 
In der vorliegenden Untersuchung habe ich den jährlichen Gang der Elemente 
vernachlässigt, den täglichen dagegen berücksichtigt, soweit es notwendig erschien, 
um nicht ein ganz falsches Bild vom monatlichen Wetter- und Witterungsspiel- 
*) Meteorolog. Zechr, 1912, S. 97, und „Grundriß d. Klimakunde“, 2. Aufl., S. 7. 
1) „Wetterhaftigkeit“, Gerl. Beitr. z. Geopbysik, Bd. 33, 1931 [Köppenband II], S. 268-—285, = 
„Zur Kenntnis der einstündigen Temperatur-Wetterhaftigkeit‘“. Ann. d. Hydr. 1933, S, 2914—299. — 
„Die Temperatur-Wetterhaftigkeit in Hamburg und ihr jährlicher Gang.“ Ann, d, Hydr. 1935, 
S. 47—51. — Siehe auch H. D. Harries „Über die Veränderlichkeit von Monatswerten meteoro- und 
hydrologischer Elemente der Äqnatorialsee“. Ann, d, Hydr, 1932, S, 496—499. 
2) Meteorol. Zschr. 1913, 8. 116.
	        
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