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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1936,
Beobachtung einer eigenartigen Wolkenerscheinung in den mittleren
Breiten des nördlichen Stillen Ozeans.
Aus der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes der Deutschen Seewarte.
Von Hans Schwieker.
Am 9. Januar 1935 um 16b befand sich unser Schiff auf 29.7° N, 177.7° E. Der
Witterungsverlauf war den ganzen Tag über sehr gleichmäßig. Die Lufttempe-
ratur stieg von 16.7° um 8h bis 17.4° um 20% Sie betrug um 16 17,3°, die
Wassertemperatur war 20.1°. Es herrschte NEzE-Wind in Stärke 4. Die relative
Feuchte um 16h war 62%, der Luftdruck hoch. Er zeigte folgenden Tagesgang
[mb]: 8h: 1022,9; 12%; 1023.0; 16h; 1022.0; 20h: 1022,7; 24h; 1021.1. Erst am
nächsten Morgen setzte Luftdruckfall ein (65: 1016.4),
Um 14%b zeigte sich eine merkwürdige Wolkenerscheinung: Flache Schön-
wettercumuli [A] (Skizze 1, perspektivisch gesehen) zogen mit weiten Zwischen-
räumen nach SWzW, Ihnen entgegen kamen aus WzS verschiedene Altocumulus-
felder [B]. Sie zeigten
Auflösungserscheinungen,
niederhängende Faserung
an den Rändern, viel
durchblickendes Himmels-
blau und zogen schnell.
Unter ihnen, aber
noch über den flachen
Fractocumuli [A], entstand
sehr rasch ein ganz dün-
ner, durchscheinender
Schleier mit gleicher Zug-
richtung wie die Altocu-
mulusfelder, der im großen
die Form einer sehr lan-
gen, schmalen Bank hatte,
Er bestand aus ziemlich
weit voneinander entfernten Rippeln senkrecht zur WzS gerichteten Längsachse
aus ganz feinen, weißschimmernden Federfäden, deren hauchdünnes, außer-
ordentlich loses und flockiges Gewebe ebenfalls in der Richtung der Längsachse
orientiert war. Es machte den Eindruck einer schnellen, inneren Bewegung, „wie
in plötzliches Schneegestöber dort oben“ [C]. Während sich anfangs nur schmale
Rippeln zeigten, bildeten sich aus diesen Rippeln plötzlich lange zigarrenartige,
manchmal wie ein Knüppel etwas gebogene oder geknickte Walzen oder Rollen, die
außerordentlich plastisch und als räumliche Gebilde zu erkennen waren (Skizze 2}.
Die Rollen waren sehr schmal und rollten nach EzN, Ihren Drehsinn festzustellen
war recht schwierig, da das schneeweiße, im Schatten graue Gefaser unablässig
zu wechseln schien. Der übereinstimmende Eindruck zweier Beobachter von der
Drehrichtung ist in Skizze 3 gekennzeichnet. Bisweilen waren die Walzen, wie
in Skizze 3b angedeutet, nicht voll ausgebildet.
Eine halbe Stunde währte das seltsame Schauspiel. Dann sah man im E
die zarten, jetzt grauen Schleierstriche verschwinden, Sie erinnerten aus der
Ferne an Cirruskappen, die über tropischen Cumulustürmen stehen. Um 15%
bedeckten die Altocumulusfelder %/, des Himmels. Weiter im S sah man sehr
schnell zarte, pfeilartige Wolken, wahrscheinlich von der gleichen Höhe und Art
wie die besprochenen, vom W herüberschießen. Im NW standen die niedrigen
Cumuli dichter und schlossen sich zu dunkelgrauen Cumulonimbi zusammen,