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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 1938. 
Kosmosheft zur Verfügung stehen wird, sei aus diesem noch erwähnt, daß in 
Deutschland schon im Jahre 1912 ein Bericht über den Grünen Strahl erschienen 
ist über zwei Beobachtungen im Indischen Ozean. Dieser Bericht erschien auch 
im „Kosmos“ und war vom Werftinspektor A. Welznig verfaßt, Später hat 
dann die bekannte französische Zeitschrift „La Nature“ die Beobachtungen von 
Lucien Rudaux veröffentlicht, welcher von seinem Observatorium an der Küste 
Frankreichs aus den Grünen Strahl über 100mal gesehen hat, Rudaux hat auch 
wie ich den Strahl blau und violett beobachtet, einmal sogar alle drei Farben 
Grün, Blau und Violett nacheinander, wodurch die Richtigkeit meiner von keiner 
Seite beeinflußten Wahrnehmungen bestätigt wird, Die „Nature“ vertritt den 
Standpunkt, der Grüne Strahl sei in gewissen Ländern, besonders den tropischen 
und subtropischen, häufiger zu beobachten als bei uns und sei nur bei ganz klarem 
und dunstfreiem Horizont zu sehen. Die Luft müsse so durchsichtig sein, daß 
die Sonne ihren vollen Glanz bis zum Horizont behielte. Beides ist durch meine 
zahlreichen Beobachtungen auf Nordlandfahrten und bei dunstiger Kimm wider- 
jegt. T. Kellen bringt dann noch einige interessante Äußerungen der Straß- 
purger Astronomen A, Danjon und G. Rougier. Das Phänomen wird von 
diesen beiden Gelehrten wie folgt beschrieben: „Während der letzten Minute, die 
dem Untergang der Sonne vorausgeht, in der also noch ein nennenswerter Teil von 
ihr sichtbar ist, ist die wellenförmig bewegte, aber scharf abgegrenzte Scheibe 
yon einem grünen Rand umgeben. Solange die Scheibe nicht ganz untergegangen 
ist, vermag das bloße Auge jenen Saum nicht zu erkennen. Er wird erst genau 
in demselben Augenblick sichtbar, wo die Scheibe endgültig hinter dem Horizont 
verschwindet.“ Dieser grüne Saum ist auf verschiedenen meiner Zeichnungen 
deutlich zu erkennen. Auch ich habe diesen Saum nicht mit bloßem Auge wahr- 
nehmen können, sondern nur mit stark vergrößernden Gläsern. Bei Bildreihe 6 
und 7 meiner Beobachtungen, die mit einem langen Fernrohr (32fache Vergröße- 
rung) gemacht sind, ist der grüne Saum schon zu sehen, während noch die ganze 
Sonnenscheibe über dem Horizont ist. An zwei Stellen (Bildreihe 6b und c) lösen 
sich grüne Fetzen ab. Auch dieses haben die Straßburger Astronomen beob- 
achtet; sie schreiben: „Wenn man über ein Fernrohr mit starker Vergrößerung 
verfügt, so kann man die Erscheinung im einzelnen beobachten, Der grüne Saum 
wird schon zehn Minuten vor dem Untergang der Sonne sichtbar, er begrenzt 
die obere Hälfte der Scheibe, während die untere einen roten Saum zeigt. Die 
Dicke des Saumes, die zuerst sehr gering ist (nur einige Bogensekunden), nimmt 
in dem Maße zu, wie die Sonne weiter sinkt; sie erreicht zuweilen eine halbe 
Bogenminute. Der grüne Saum ist oft mit ebenfalls grünen Flämmchen besetzt, 
die beim allmählichen Verschwinden der Sonne an deren Rand entlangzugleiten 
scheinen bis zum höchsten Punkt; sie lösen sich mitunter von dem Saum los 
und bleiben einige Sekunden getrennt, ehe sie erlöschen.“ T. Kellen meldet 
ferner, daß der grüne Strahl auch auftritt, wenn die Sonne hinter einem weit 
entfernten Bergrücken verschwindet. Ich selbst habe dieses im nördlichen Teil 
des Roten Meeres gesehen, als die Sonne hinter einem 50 Seemeilen entfernten 
Bergrücken verschwand, der Strahl war aber eher blau als grün. Ein englischer 
Beobachter, so berichtet Kellen, konnte auf der Insel Man am 1. Juli 1919, als 
die Sonne hinter einem etwa 5 km entfernten Berg unterging, den Grünen Strahl 
mehrere Minuten lang verfolgen, weil er sich sehr schnell parallel zu dem Berg- 
rücken bewegte, der sich in der Bewegungsrichtung des Beobachters etwas senkte, 
so daß für ihn der Sonnenoberrand längere Zeit den Bergrücken berührte, 
(Diesen Versuch habe jch auch einmal gemacht. Es stand mir aber kein weit 
entfernter Berg zur Verfügung, sondern nur Dächer in einer Entfernung von 
atwa 1500 Metern. Es gelang mir wohl, das Tangieren des Oberrandes eine Zeit- 
lang zu bewerkstelligen, aber der Grüne Strahl wollte nicht kommen; wahrschein- 
lich waren die Dächer nicht weit genug entfernt. Allerdings änderte sich das 
Rötliche der Sonne in ein krasses Gelb.) Dann berichtet Kellen noch, daß der 
Grüne Strahl auch bei Venusuntergängen beobachtet wurde, was mir noch nicht 
glückte. Zum Schluß ein Wort zur Erklärung des Phänomens, Die Annahme, 
ler Grüne Strahl sei nur eine optische Täuschung, gilt als widerlegt. Aber die
	        
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