Dünung und Wind des Atlantischen Ozeans im Bereich
des meteorologischen Aquators.
Von Richard Becker, Hamburg, Deutsche Seewarte,
Zusammenfassung, Kine Statistik über den Jahresgang von Dünungsrichtung und Stärke
im Quadratfeld 0° bis 10° N, 20° bis 30° W_ wird aufgestellt und durch das Zusammenwirken von
Passat, Malilungen, Monsun und entfernten Sturmgebieten zu erklären versucht,
Die nachstehenden Tabellen wurden aus Beobachtungen deutscher Schiffe
gewonnen, deren meteorologische Tagebücher bei der Deutschen Seewarte vor-
liegen. Die verarbeiteten Beobachtungen umfassen den Zeitraum von August 1931
bis Juli 1935. Einige Beobachtungen von April, Mai und Juli 1931 wurden mit
hinzugezogen. Ausgezählt wurden alle vorhandenen Beobachtungen. (Siehe Tabelle1.)
Das ausgewählte 10°-Feld ist dadurch besonders interessant, daß der mete-
orologische Äquator etwa durch seine Mitte verläuft. Die jährlichen Verlage-
rungen der Mallungszone müssen sich deshalb auch im Jahresiauf der Verteilung
der Häufigkeit der Dünung auf die einzelnen Himmelsrichtungen bemerkbar
machen, soweit die Passate und der westafrikanische Monsun die Ursache
der Dünung sind!), Außer diesen kommen noch Sturmfelder der gemäßigten
Zone in Frage.
Im Sommer hat die Mallungszone ihre nördlichste Lage. Von den beiden
Passaten hat dann in dem untersuchten 10°-Feld der SO-Passat das Übergewicht.
Dementsprechend ist, wie die Tabelle zeigt, SO diejenige Richtung, aus der am
häufigsten Dünung beobachtet wird. Im Winter, wenn die Mallungszone am
weitesten südlich liegt, ist es umgekehrt, und die Dünung kommt am häufigsten
aus NO. Das atmosphärische Zirkulationssystem trägt in der als „Frühling“
zusammengefaßten Monatsgruppe (März + April + Mai) noch mehr winterlichen
als sommerlichen Charakter; die Dünung kommt, wie im Winter, am häufigsten
aus NO. In analoger Weise hat der Herbst noch mehr sommerlichen als winter-
lichen Charakter, und die häufigste Richtung der Dünung ist wie im Sommer SO.
{n allen vier Jahreszeiten erkennt man neben den auf NO oder auf SO
fallenden Höchstwerten der Häufigkeit des Auftretens von Dünung auch noch
sekundäre Maxima, welche stets auf die SO- oder NO-Richtung fallen, also in
30° Abstand von der häufigsten Richtung. Es folgt hieraus, daß nicht nur der
in dem 10°.Feld vorherrschende Passatwind die dort auftretende Dünung erzeugt,
sondern auch, entsprechend seinem geringen Anteil am Quadratfeld, der
„andere“ Passat,
Eine weitere Regelmäßigkeit besteht darin, daß Dünung aus N am zweit-
häufigsten ist, wenn sie am häufigsten aus NO kommt und daß in entsprechender
Weise S die nächsthäufigste Richtung ist, falls der Höchstwert auf SO fällt.
Diese Tatsache erklärt sich aus dem Charakter der Dünung als einer sich aus-
breitenden Wellenbewegung. Als Erregungsstelle der Dünung ist die gesamte
vom Passat überwehte Fläche anzusehen, Von jedem ihrer Punkte gehen Wellen-
bewegungen aus, die sich nach dem Huygensschen Prinzip zu der beobachteten
Dünungsbewegung zusammensetzen, Für die Häufigkeitsverteilung der Dünungs-
richtung in einem bestimmten Gebiet (z. B. einem 10°-Feld) sind also Größe und
Lage der windbestrichenen Flächen wichtig. In der Richtung, in welcher Fort-
‘) Als Unterlage für die Angaben über Windsysteme diente der holländische Atlas: Oceano-
graphische en meteorologische waarnemingen in den Atlantischen Ocean, Kaarten. Uwrecht. KNMI,
NE, A
Zweites Köppen-Heit der Ann. &. Hydr, usw. 1936,