‚50 Jahre amtliche deutsche Hydrographie
Nur ca. 10 Prozent der Wasserflächen der Erde
gelten heute als ausreichend erforscht. Im globalen
Maßstab sind unsere hydrographischen Kenntnisse
also nach wie vor zu gering. Zwar trifft dies auf
intensiv genutzte Seegebiete ungleich weniger zu
als auf abseits gelegene Atolle oder polare Rand-
gebiete. Ein Wissenszuwachs über die riesigen
Flächen konnte aber bis vor einigen Jahren immer
1ur durch das kleinräumige Befahren und Ver-
messen ausgewählter Gebiete mit punktförmigen
Lotungen erreicht werden — eine zeitraubende und
aufwändige Methode. Inzwischen mehren sich die
Alternativen. Großflächig arbeitende Fächerlote,
treibende Messsonden mit Funkkontakt und
Satellitenbeobachtungen liefern ganz neue Bilder
des Meeres. Modellierungen am Computer ver-
bessern unser Verständnis der grundlegenden
physikalischen und biochemischen Prozesse, Heute
kann die Meereserforschung durch die Kombination
des aus den verschiedensten Quellen gewonnenen
Meereswissens eine weit bessere Grundlage für alle
meeresbezogenen Zwecke liefern, als dies jemals
zuvor der Fall war.
über Generationen entwickelten Erfahrungszusam-
menhänge, durch welche erst Wissen geschaffen
wird, dauerhaft abzusichern. Diese Entwicklung
lässt sich am Werdegang der als Teil der staatlicher
Daseinsvorsorge veranlassten Hydrographie in
Deutschland nachzeichnen. Sie ist eng verwoben
nit den Wandlungen der politischen Gestalt unseres
Staatswesen und seiner Institutionen im 19., 20. und
21. Jahrhundert. Einen besonderen Einfluss haben
die durch den Zweiten Weltkrieg ausgelöster
politischen Verwerfungen ausgeübt. Die staatliche
Teilung führte für vierzig Jahre zu parallelen Struk-
turen staatlicher Institutionen, deren Aufgaben und
Zuständigkeiten für die nationale Hydrographie im
Rahmen der Wiedervereinigung erfolgreich beim
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
zusammengeführt wurden.
Datengewinnung ist nicht gleichbedeutend mit
Erkenntnis. Die Herausforderung der modernen
Hydrographie ist es, die Vielfalt der meeresraum-
bezogenen Daten und Informationen systematisch
auswertbar zu gestalten und ihre Einbindung in die
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BSH Hambura, Bernhard-Nocht-Straße 78
BSH Rostock. Neptunallee 5