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| 150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie
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150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie - 150 Jahre
im Dienst für Schifffahrt und Meer
Noch immer sind die Meere der am wenigsten
bekannte und genutzte Teil der Erde. Gut 70 Pro-
zent des Planeten sind von ihren Wassern bedeckt.
Die menschliche Besiedlung beschränkt sich
im wesentlichen auf die Küstengebiete — dort wo
_and und Meer aneinander stoßen. Ist das Hinter-
and bewohnt, so zumeist dort, wo Flüsse in das
Meer führen. Ein Blick auf die Karte des nördlichen
Zentraleuropa verdeutlicht diese Situation: Rhein,
Weser und Elbe fließen in die Nordsee ab; an ihnen
entlang haben sich industrielle Ballungszentren und
große Städte entwickelt. Trave, Warnow und Oder
münden in die Ostsee. Dort liegen am Übergang
vom Fluss in die See wichtige Hafenstädte. Die
-lüsse haben vielerorts ihre einstmals überragende
runktion als Transportweg hin zu den Meeren an
Straße und Schiene abgegeben. Doch die Meere
selbst behaupten ihre wichtigste Nutzungsfunktion:
90 Prozent der globalen Warenströme werden über
den Seetransport abgewickelt. Die Seefahrt für mer-
<antile und militärische Zwecke sowie die Fischerei
waren es auch, die einst den ersten Anstoß für die
nNeereskundliche Erforschung und Kartierung der
Meere und Ozeane gab. Diese Nutzungsabsicht
des erworbenen Wissens hat lange Zeit das Selbst-
verständnis der Hydrographie als Beschreibung der
schiffbaren Teile der Erdoberfläche insbesondere
für die Belange der Seeschifffahrt geprägt.
zetzt, dass die Hydrographie als Beschreibung de:
Meere für alle meeresbezogenen Zwecke verstan-
den werden sollte. Dazu gehören heute nicht nur
die vielfältigen Meeresnutzungen beispielsweise
durch den Tourismus, den Meeresbergbau, die
Fnergiegewinnung oder das Aquafarming. Der
Meeresumweltschutz als fundamentales Gebot
für den Erhalt unseres Lebensraumes bedarf der
Beschreibung der maritimen Umwelt mit Methoden
der Hydrographie in gleichem Maße. Der Ausgleich
zwischen Schutz- und Nutzungsinteressen erforder!
ain möglichst umfassendes Bild der natürlichen
Und administrativen Verhältnisse: maritime Me-
teorologie, ozeanographische Untersuchungen,
Meereschemie, Meeresbiologie und Meeresgeolo-
gie liefern Beiträge, die heute als Bestandteile der
HYydrographie verstanden werden. Die Definition der
Hydrographie durch die Internationale Hydrographi-
sche Organisation (IHO) brinat dies zum Ausdruck:
‚Die Hydrographie vereint die Wissenschaften.
die für die Messung und Beschreibung der
ohysikalischen Eigenschaften der Ozeane, der
Meere, der Küstengebiete, Seen und Flüsse
angewandt werden. Sie umfasst zudem die
Vorhersage zeitlicher Veränderungen dieser
Eigenschaften insbesondere in Bezug auf die
Sicherheit der Schifffahrt und zur Unterstützung
aller anderen meeresbezogenen Zwecke,
einschließlich der ökonomischen Nutzung, der
Gefahrenabwehr und der Landesverteidigung,
der wissenschaftlichen Erforschung sowie des
Umweltschutzes.” !
Auch die Anstrengungen Deutschlands in der „amt-
ichen“ Ausübung der Hydrographie sind in den
zurückliegenden anderthalb Jahrhunderten lange
von diesen Meeresnutzungen dominiert worden.
Seevermessung und Seekartographie wurden
zumeist von militärischen Institutionen ausgeübt, ur
die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs zL
Jnterstützen und den von der Seeschifffahrt aus-
gehenden Gefahren entgegenwirken zu können,
Erst allmählich hat sich die Erkenntnis durchge-
Übersetzung des Redakteurs. Originalwortlaut in englischer Sprache: “The branch of applied sciences which deals with the meas-
urement and description of the physical features of oceans, seas, Coastal areas, lakes and rivers, as well as with the prediction of
-heir change over time, for the primary purpose of safety of navigation and in support of all other marine activities. including econo
mic develooment. security and defence. scientific research. and environmental orotecHkan ?