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| Gesamtdeutsche Entwicklung seit 1990
Technik der Wegfall des Fotosatzes und der be-
ichteten Seekartenoriginale durch die Computer-
to-Plate-Belichtungstechnik und schließlich im Jahr
2008 die Beschaffung einer modernen Vierfarben-
Druckmaschine am Standort Rostock, mit der alle
Möglichkeiten der digitalen Technik ausgeschöpft
werden können.
angegliederte Schiffsführungs- und Simulationsan-
‚age (SUSAN) war, wo bereits vieles konzeptionell
vorgedacht worden war.
Als Schlüssel zum Erfolg hatte sich die Entwicklung
eines geeigneten Datenstandards für ECDIS
herausgestellt. Dies war das Ergebnis eines Erpro-
bungsversuchs im Jahr 1988, in dem verschiedene
‚Ander ihre Lösungen für eine Elektronische
Seekarte an Bord eines norwegischen Forschungs:
schiffes vorstellten. Keines der Geräte hatte Ge-
brauch von dem zuvor von der IHO verabschie-
deten Datenstandard gemacht; er hatte sich für
die für ECDIS vorgesehenen Aufgaben schlicht
als unbrauchbar erwiesen. Initiiert vom damaliger
Abteilungsleiter Horst Hecht und Prof. Jens Fröse
von der Fachhochschule Hamburg machte sich
das Team aus SUSAN und DHI unter Leitung von
Gert Büttgenbach daran, einen tragfähigen und
zukunftsorientierten Datenstandard zu entwickeln.
Dem DHI hatte das Verkehrsministerium zuvor eine
personelle Verstärkung in Form einer Projektgruppe
bewilligt - schon in jener Zeit ein nicht alltäglicher
Glücksfall. So konnte das DHI bzw. ab 1990 das
BSH sowohl substantielle Beiträge zum neu entste-
henden Datenstandard liefern als auch die Ergeb-
nisse von Erprobungen in die Gremien von IHO una
IMO einbringen.
Die Durchsetzung der Elektronischen Seekarte
Die Entwicklung begann im Jahre 1984 mit einem
Besuch des amerikanischen Ingenieurs Mortimer
Aogoff im DH, bei dem er den Prototypen einer
zlektronische Seekarte vorstellte. Man kann sagen,
dass Rogoff der Erfinder der Elektronische Seekarte
st; das von Ihm entwickelte Gerät demonstrierte auf
das Überzeugendste ein neuartiges Navigations-
system, in dem die Seekarte mit elektronisch
eingespeisten Positionsdaten „mitfährt“ und das
durch Überlagerung des Radarbildes die Aufgaben
von Navigation und Kollisionsverhütung vereint.
Allerdings wurde auch klar, dass es bis zu einem
routinemäßigen Einsatz in der Seeschifffahrt noch
ein weiter Weg war, auf dem Lösungen für die
noch zahlreichen offenen Fragen gefunden werden
nNussten. Als Ergebnis der Rogoffschen Erfindung
wurden Forschungs- und Entwicklungsprojekte in
mehreren Ländern, darunter auch in der Bundes-
"epublik, sowie konzeptionelle Überlegungen in
den internationalen Organisationen IHO und IMO
angestoßen. Dem DHI (bzw. BSH) kam maßgeb-
lich zugute, dass es die einzige Institution in der
Welt ist, in die Hydrographie und die Prüfung und
Zulassung von Navigationssystemen, unter einem
Dach vereinigt sind. So waren DHI/BSH von Anfang
an vorderster Front dieser Entwicklung beteiligt und
wirkten ab 1988 aktiv an dem inzwischen gestarte-
ten Forschungsprojekt des damaligen Bundesmi-
nisteriums für Forschung und Technologie mit, das
bereits unter dem inzwischen festgelegten neuen
Namen „Electronic Chart Display and Information
System“ (ECDIS) lief, Als besonderer Vorteil erwies
sich, dass einer der Partner des Projektes die da-
malige der ehemaligen Seefahrtsschule Hamburg
Erste Borderprobung eines Elektronischen Seekartensystems
mit Vektordaten im Oktober 1991 an Bord der Englandfähre
Hamburg-Harwich: (v. I. n. r.) Adam Kerr (IHO-Präsident),
Johannes Melles (BSH), Kapitän Günter Kullack (DFDS), Gert
Büttgenbach (SUSAN)