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Full text: 150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 2011

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| Gesamtdeutsche Entwicklung seit 1990 
5.4 Das nautische Informationssystem 
Seekarten und Seebücher bilden ein aufeinander 
abgestimmtes System mit unterschiedlichen 
Präsentationsformen und unterschiedlichen in- 
haltlichen Schwerpunkten: Während Seekarten 
thematisch bearbeitete topographische und admi- 
ıistrative Informationen mit einem Raumbezug über 
geographische Koordinaten mit kartographischen 
Signaturen darstellen, konzentrieren sich Seebücher 
auf die Vermittlung textorientierter Informationen, für 
deren Darstellung eine kartographische Darstellung 
Jngeeignet ist. Komplettiert wird das System durch 
einen Berichtigungsdienst, der den Nutzer in einem 
festen Rhythmus die Veränderungen der Inhalte von 
Seekarten und Seebüchern in einer Form übermit- 
telt, die die Aktualisierung dieser Medien erlaubt, 
Ind einen Warndienst, der über geeignete Infor- 
mationskanäle wie Seefunk und Radioausstrahlung 
sehr kurzfristig dringliche, für die Schifffahrt sicher- 
heitsrelevante Informationen übermitteln kann. Für 
dieses aus den genannten vier Elementen gebildete 
<onstrukt hat sich im deutschsprachigen Raum 
der Begriff „Nautisches Informationssystem“ durch- 
gesetzt. Die Herausforderung des etwa zeitgleich 
mit der politischen Wende anbrechenden digitalen 
Zeitalters war es, dieses System sowohl in seinen 
Herstellungsverfahren als auch den entsprechen- 
den Produkten in diese neue Welt der Informations- 
oearbeitung, -präsentation und -verwertung Zu 
Aberführen. 
Die geographische Überdeckung des deutschen 
Seekartenwerkes, das übrigens 1944 seine größte 
Ausdehnung mit 1050 Karten erreicht hatte, unter- 
‚legt seit Jahrzehnten einem beständigen Verklei- 
ı1erungsprozess. Der Bedarf an deutschsprachiger 
Karten in der Berufsschifffahrt hat sich geändert — 
Iberregional operierende Reedereien mit interna- 
tjonalen Besatzungen rüsten heute überwiegend mit 
englischsprachigen Kartenwerken aus. Mitte der 
9)0er-Jahre wurden deshalb bereits die Karten des 
vernen Ostens und Südamerikas aufgegeben; 
Nordafrika, das Rote und das Schwarze Meer 
folgten nach der Jahrtausendwende, und seit der 
Einstellung der Seekarten für das Mittelmeer Ende 
2009 beschränkt sich die aktuelle Überdeckung 
auf das Seegebiet der sogenannten Kleinen Fahrt 
vom Englischen Kanal in die Nordsee und die 
Ostsee, Das BSH folgt damit dem Trend aller inter- 
ıationalen Kartenwerke — außer dem der Britischen 
Admiralität - sich zugunsten der Aktualität und 
Vielfalt ihrer nautischen Veröffentlichungen stärker 
auf die heimischen Gewässer und die daran direkt 
angrenzenden Seegebiete zu konzentrieren. 
Der nachlassende Bedarf für ein deutschsprachi- 
ges nautisches Informationssystem wird durch die 
z=inführung der elektronischen Navigation mithilfe 
digitaler Seekartendaten noch beschleunigt, die 
mittelfristig die gedruckte Seekarte in der Berufs- 
schifffahrt vollständig ablösen. wird. Entfallen auf 
diese Weise mehr und mehr Papierseekarten 
ausländischer Seegebiete, wächst andererseits das 
Arbeitspensum in der Kartographie entlang der hei- 
mischen Küste: Die aufgrund neuer Messverfahren 
mmer detaillierteren Informationen aus der Seever- 
messung, Wracksuche und eingehenden externen 
Quellen bedürfen für eine zügige Bearbeitung 
sines erheblichen technischen und personellen 
Aufwandes. Gleichzeitig haben sich die Kundener- 
wartungen hinsichtlich der Aktualität der Veröffentli- 
chungen enorm erhöht. Und schließlich sind neue 
Bedarfe für kundengerecht aufbereitete digitale 
Datenprodukte, wie z.B. den Offshore-Bereich, die 
Raumordnung im Meer, den Küsten- und Meeres- 
Jmweltschutz entstanden, die es zu bedienen gilt. 
Derzeit werden noch rund 300 amtliche Seekarter 
für deutsche und europäische Gewässer und 
29 Seebücher vom BSH herausgegeben. Für die 
3twa 240 Seekarten ausländischer Gewässer erhält 
das BSH diese Informationen direkt von den ande- 
‘en hydrographischen Diensten. Die wöchentlich 
dereits im 142. Jahrgang erscheinenden „Nach- 
richten für Seefahrer“ (NfS) sorgen dafür, dass die
	        
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