150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie | 57
Tiefgang von nur 1,6 m und seinen zwei Booten
besonders geeignet, in den sehr flachen Gebieten
des Wattenmeeres und der Boddengewässer in der
Ostsee eingesetzt zu werden. Die Vermessungs-,
Wracksuch- und Forschungsschiffe (VWFS) ATAIR,
NEGA und DENEB werden neben der eigentlichen
Vermessung auch für Wracksuchaufgaben und für
meereskundliche Messfahrten eingesetzt. Neber
den jeweils sechzehnköpfigen Besatzungen haben
sie Platz für jeweils sieben Eingeschiffte, die auf der
Forschungsfahrten die wissenschaftlichen Arbeiten
auf den Stationen ausführen.
Vermessungsschiff KOMET
Die Seevermessung konzentriert sich auf die
Messung der Wassertiefe am Schiffsort - in den
meisten Fällen erfolgt die Ermittlung als Einzeltiefen
mit einem Vertikalecholot direkt unter dem Schiff.
Zusätzlich verfügen die „Wega” und „Deneb“ je-
weils über ein Fächerecholot, mit dessen Hilfe nicht
nur die Tiefe senkrecht unter dem Schiff, sondern
auch eine Vielzahl von Tiefen seitlich des Schiffs-
körpers gemessen werden. Damit kann ein Streifen
abgedeckt werden, der unter normalen akustischen
3edingungen eine Breite des Sechsfachens der Tie-
fe hat. Die Referenzposition des Schiffes als Bezug
für die Tiefenmessungen wird heute ausschließlich
nit globalen Satellitennavigationssystemen (GNSS)
Destimmt. Seit wenigen Jahren geschieht dies auch
dreidimensional mit hoher Genauigkeit, so dass die
Höhe des Echolotschwingers nicht mehr nur mit
Ailfe von Pegelmessungen bestimmt wird, sondern
mit Hilfe der GNSS-Höhen, die durch Geoidmodelle
5zw. durch eine ozeanographische Modellierung
auf die Bezugsfläche, das Seekartennull, reduzier*
werden. Für weitere Korrekturen der gemessenen
Tiefen werden die Roll- und Stampfbobewegungen
ınd die Geschwindigkeit des Wasserschalls ge-
Nessen.
Die gemessenen Daten wurden 1990 zwar bereits
digital erfasst, die Auswahl der darzustellenden
Tiefen und die Entwicklung der Tiefenlinien (aus
1eutiger Sicht: „die Geländemodellierung“ erfolgten
3D-Ansicht der Kadetrinne
noch manuell. Inzwischen werden sie rein digital
verarbeitet, wenn auch mit erheblichen interakti-
ven Eingriffen. Die dafür zur Verfügung stehende
Auswertesoftware CARIS GIS ermöglicht es, die
zrgebnisse sowohl analog als Karte als auch digital
n einer Datei zur Verfügung zu stellen.
Wracksuche
n der Öffentlichkeit wird die Wracksuche viel
stärker wahrgenommen, als es ihrem Anteil an der
Seevermessung entspricht. Das liegt sicherlich an
dem Eindruck, es gehe hierbei um die Suche nach
versunkenen historischen Schiffen und um Schätze
auf dem Meeresgrund. So etwas kommt zwar vor,
die Arbeit und die Zielsetzung sind jedoch ganz
anders ausgerichtet. Das wird klarer, wenn man die
Wracksuche zutreffender als die Suche und Unter-
suchung von Unterwasserhindernissen beschreibt.