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| Zwei nationale hydrographische Dienste - eine Aufgabe
Die so entstandenen Folien wurden bis Anfang des
21. Jahrhunderts für die Plattenkopie im Offsetdruck
einem Flachdruckverfahren - verwendet, Bei die-
sem sogenannten indirektem Druckverfahren wird
nicht direkt von der Druckplatte auf das Papier ge-
druckt, sondern von einem dazwischen gesetzten
Gummizylinder. Die beschriebenen transparenten
Druckvorlagen (Folien) werden Farbe für Farbe auf
Aluminiumplatten belichtet und bilden sich seiten-
richtig auf die Platte ab. In der Druckmaschine wird
jede Platte zunächst nur mit Wasser benetzt, das
aber nicht auf den Kopierstellen haften bleibt. Da
sich die fettige Druckfarbe mit dem auf den Platten
iegendem Wasser nicht verträgt, kann sich die
Farbe nur an nicht vom Wasser bedeckten Teilen
seitenrichtig auf den Stellen absetzen, die das Kar
tenbild zeigen. Die Farbbereiche der Platte werden
seitenverkehrt auf den Gummizylinder übertragen
und von diesem seitenrichtig auf das Papier abge-
-ollt. Dieses Verfahren wiederholt sich für jede Farbe
ınd der Übereinanderdruck auf einen Papierbogen
ergibt die Farbigkeit der Seekarte.
phische Bureau (IHB) in Monaco eng vernetzt war,
Eines der Gründungsanliegen der aus dem Bureau
hervorgegangenen Internationalen Hydrographi-
schen Organisation (IHO) war neben der Standardi
sierung nautischer Veröffentlichungen deshalb vor
allem der freie Austausch nautischer Informationen
für die Aktualisierung der Seekarten zwischen den
Nationen.
Die ersten Schritte für eine erweiterte internationale
Zusammenarbeit wurden in den sechziger Jahren
dadurch eingeleitet, dass die USA mit einer An-
zahl anderer nationaler hydrographischer Dienste
Abmachungen über den Austausch von Druckvor-
agen zum Zwecke des Nachdrucks trafen. Die USA
ijeferten den Partnern Zweitoriginale von Karten
der Gebiete, die für deren nationale Schifffahrt von
Bedeutung waren, und erhielten als Gegenleistung
Zweitoriginale von für die USA interessanten Karten
eigener Gebiete der Partner. Zwischen Deutschland
und Frankreich fand ein ähnlicher Austausch statt
Von dieser Form der Arbeitserleichterung durch
Nachdruck war es nicht weit bis zur Idee einer
echten Arbeitsteilung: Innerhalb der nautisch-karto-
graphischen und hydrographischen internationalen
Gemeinschaft reifte schließlich in den siebziger
Jahren die Idee, den Aufwand für die Erstellung
und Fortführung der Seekarten weltweit auf mehrere
Schultern zu verteilen. In regional zuständigen Kom
missionen der IHO wurde für bestimmte Seekarten
vereinbart, dass nur noch eine Nation die Seekarten
ihrer eigenen Gewässer erstellt und für eine Ge-
bühr oder im Austausch die Druckvorlagen dieser
Seekarten allen anderen Nationen zum Nachdruck
nach gering-fügigen Anpassungen an die jeweiligen
nationalen Belange zur Verfügung stellt. Es entstand
das sog. internationale Seekartenwerk: Für alle
Seegebiete, die in internationalen Gewässern liegen
oder solche, für die von einem nationalen hydrogra-
phischen Dienst mangels Kapazität keine Seekarter
erstellt werden können, wurde die Zuständigkeit für
die internationalen Karten unter den größeren hydro-
graphischen Diensten aufgeteilt. Dem DHI fielen die
Seekarten zwischen Grönland und Island zu. da bis
Einführung des Internationalen Seekartenwerks
Die Beschreibung des Herstellungsverfahrens
von der Erstellung des Entwurfs bis zum fertigen
Druckerzeugnis lässt den erheblichen materiellen
und personellen Aufwand in der Seekartographie
erahnen. Unter den resultierenden Kosten litten aber
nicht nur die deutschen Steuerzahler — auch andere
Schifffahrtsnationen arbeiteten nach diesem
Verfahren. Großbritannien, Frankreich, die USA
und die Sowjetunion hatten wie die Bundesrepublik
Deutschland weltweite Seekartenwerke — jedes Land
für seine eigenen Interessen und auf eigene Kosten.
Das brachte es mit sich, dass es für die meisten
Seegebiete nicht nur eine einzige Seekartenaus-
gabe, sondern mehrere nationale Versionen gab,
die von den nationalen hydrographischen Diensten
individuell hergestellt wurden; ein außerordentlicher
Luxus, wenn man berücksichtigt, dass die nautische
Kartographie und Hydrographie vieler Staaten über
das schon 1921 gegründete Internationale Hydrogra-