Skip to main content

Full text: 150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 2011

Zwei nationale hydrographische Dienste - eine Aufgabe 
| 29 
Aufgaben jedoch bald als ungeeignet erwies. 1953 
nurde die Hauptdienststelle zunächst nach Stralsund 
nd 1959 nach Rostock verlegt. Bereits 1956 war der 
SHD in die Seestreitkräfte der gerade gegründeten 
\lationalen Volksarmee eingegliedert worden. Zu den 
bisherigen Hauptaufgaben wie der Verpeilung der 
Küstengewässer, der Bezeichnung der Seewasser- 
straßen mit schwimmenden und festen Seezeichen, 
der Schaffung eines allgemeinen Seekartenwerkes für 
die Nord- und Ostseegewässer, dem Kompensieren 
ind Funkbeschicken - alles Arbeiten vorrangig für die 
zivile Schifffahrt - kamen nun auch die militärischen 
Aspekte der nautisch-hydrographischen Sicher- 
stellung von Handlungen der Seestreitkräfte hinzu. 
Abgesehen von einigen organisatorischen Anpassun 
gen änderte sich an diesem Zuschnitt der dem SHD 
jbertragenen Aufgaben bis 1990 nur noch wenig. 
Die sich im Herbst 1989 überstürzenden politischen 
zreignisse stellten die hydrographischen Dienste bei- 
der deutscher Staaten vor eine historisch einmalige 
Aufgabe — ihre Vereinigung. Unter welch unterschied- 
ichen Voraussetzungen dies geschah, macht ein 
ang durch die Geschichte beider Institutionen seit 
dem Kriegsende deutlich. 
4.2 Alles kaputt - Neuanfang in Hamburg 
Welche Bedeutung Seevermessung, Seekarten und 
nautischen Veröffentlichungen zukommt, erkennt 
man daran, dass bereits im Mai 1945 die Vermes- 
sung wieder fortgeführt wurde. Auch das nach 
Kaufbeuren im Allgäu verlegte Seekartenwerk nahm 
znde Juni 1945 dort seine Tätigkeit unter Aufsicht 
aines US-amerikanischen und eines britischen Mari- 
1eoffiziers als „German Naval Chart Establishment“ 
wieder auf. Im Oktober 1945 erschien die erste 
Nummer der „Nachrichten für Seefahrer“ 
Der neue Start der amtlichen deutschen Hydrogra: 
phie war mit fast unüberwindlich erscheinenden 
Schwierigkeiten belastet: das Fachpersonal in 
Gefangenschaft, interniert oder ohne bekannte An: 
schrift in West- und Ostdeutschland verstreut, der 
Maschinenpark vernichtet, Dienst- und Arbeitsräu- 
ne in dem stark zerstörten Hamburg nicht vorhan- 
den, Wohnraum für die Mitarbeiter nicht verfügbar. 
_ießen sich die dringend benötigten Fachkräfte 
außerhalb von Hamburg ausfindig machen, so 
arhielten sie keine Aufenthaltsgenehmigung oder 
höchstens eine „Aufenthaltsgenehmigung ohne 
nanspruchnahme von Wohnräumen“. Die Folge 
war, dass noch bis 1949 Familien nicht zusammen- 
geführt werden konnten. Die Mitarbeiter waren auf 
ainem Wohnschiff untergebracht, oder die Arbeits- 
räume mussten auch als Wohn- und Schlafräume 
dienen. 
In den ersten Jahren nach 1945 war das DHI auf 
13 verschiedene Orte in der Stadt verstreut. Vor der 
‘Währungsreform erschwerten — wie es in damaligen 
3erichten zu lesen ist - immer wieder fehlendes Ma 
'erial, mangelnde oder nicht vorhandene Heizungs- 
Nöglichkeiten und die unzureichende Versorgung 
mit Lebensmitteln die Arbeiten außerordentlich 
3ezeichnend ist eine Eintragung im Tagebuch des 
_eiters der Kartographie vom 18. September 1947: 
‚Kartoffelentladung für das Institut, alle verfügbaren 
<räfte eingesetzt.“ und eine Bemerkung im Jahres- 
sericht 1948 des DHI: 
‚Im Laufe des Jahres 1948 hat der technische 
Niederaufbau des Deutschen Seekartenwerkes 
weitere wesentliche Fortschritte gemacht ... 
Wenn dies alles auch länger als erhofft dauerte. 
so kann es doch heute als besonderer Glücks- 
uımstand bezeichnet werden, dass der Aufbau 
trotz der den Behörden fehlenden Kompensa- 
tonsmöglichkeiten im wesentlichen vor der 
Währungsreform vor sich ging. Nach der Reform 
wäre es schwierig gewesen, die notwendigen 
Mittel freizustellen ...*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.