Zwei nationale hydrographische Dienste - eine Aufgabe
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Aufgaben jedoch bald als ungeeignet erwies. 1953
nurde die Hauptdienststelle zunächst nach Stralsund
nd 1959 nach Rostock verlegt. Bereits 1956 war der
SHD in die Seestreitkräfte der gerade gegründeten
\lationalen Volksarmee eingegliedert worden. Zu den
bisherigen Hauptaufgaben wie der Verpeilung der
Küstengewässer, der Bezeichnung der Seewasser-
straßen mit schwimmenden und festen Seezeichen,
der Schaffung eines allgemeinen Seekartenwerkes für
die Nord- und Ostseegewässer, dem Kompensieren
ind Funkbeschicken - alles Arbeiten vorrangig für die
zivile Schifffahrt - kamen nun auch die militärischen
Aspekte der nautisch-hydrographischen Sicher-
stellung von Handlungen der Seestreitkräfte hinzu.
Abgesehen von einigen organisatorischen Anpassun
gen änderte sich an diesem Zuschnitt der dem SHD
jbertragenen Aufgaben bis 1990 nur noch wenig.
Die sich im Herbst 1989 überstürzenden politischen
zreignisse stellten die hydrographischen Dienste bei-
der deutscher Staaten vor eine historisch einmalige
Aufgabe — ihre Vereinigung. Unter welch unterschied-
ichen Voraussetzungen dies geschah, macht ein
ang durch die Geschichte beider Institutionen seit
dem Kriegsende deutlich.
4.2 Alles kaputt - Neuanfang in Hamburg
Welche Bedeutung Seevermessung, Seekarten und
nautischen Veröffentlichungen zukommt, erkennt
man daran, dass bereits im Mai 1945 die Vermes-
sung wieder fortgeführt wurde. Auch das nach
Kaufbeuren im Allgäu verlegte Seekartenwerk nahm
znde Juni 1945 dort seine Tätigkeit unter Aufsicht
aines US-amerikanischen und eines britischen Mari-
1eoffiziers als „German Naval Chart Establishment“
wieder auf. Im Oktober 1945 erschien die erste
Nummer der „Nachrichten für Seefahrer“
Der neue Start der amtlichen deutschen Hydrogra:
phie war mit fast unüberwindlich erscheinenden
Schwierigkeiten belastet: das Fachpersonal in
Gefangenschaft, interniert oder ohne bekannte An:
schrift in West- und Ostdeutschland verstreut, der
Maschinenpark vernichtet, Dienst- und Arbeitsräu-
ne in dem stark zerstörten Hamburg nicht vorhan-
den, Wohnraum für die Mitarbeiter nicht verfügbar.
_ießen sich die dringend benötigten Fachkräfte
außerhalb von Hamburg ausfindig machen, so
arhielten sie keine Aufenthaltsgenehmigung oder
höchstens eine „Aufenthaltsgenehmigung ohne
nanspruchnahme von Wohnräumen“. Die Folge
war, dass noch bis 1949 Familien nicht zusammen-
geführt werden konnten. Die Mitarbeiter waren auf
ainem Wohnschiff untergebracht, oder die Arbeits-
räume mussten auch als Wohn- und Schlafräume
dienen.
In den ersten Jahren nach 1945 war das DHI auf
13 verschiedene Orte in der Stadt verstreut. Vor der
‘Währungsreform erschwerten — wie es in damaligen
3erichten zu lesen ist - immer wieder fehlendes Ma
'erial, mangelnde oder nicht vorhandene Heizungs-
Nöglichkeiten und die unzureichende Versorgung
mit Lebensmitteln die Arbeiten außerordentlich
3ezeichnend ist eine Eintragung im Tagebuch des
_eiters der Kartographie vom 18. September 1947:
‚Kartoffelentladung für das Institut, alle verfügbaren
<räfte eingesetzt.“ und eine Bemerkung im Jahres-
sericht 1948 des DHI:
‚Im Laufe des Jahres 1948 hat der technische
Niederaufbau des Deutschen Seekartenwerkes
weitere wesentliche Fortschritte gemacht ...
Wenn dies alles auch länger als erhofft dauerte.
so kann es doch heute als besonderer Glücks-
uımstand bezeichnet werden, dass der Aufbau
trotz der den Behörden fehlenden Kompensa-
tonsmöglichkeiten im wesentlichen vor der
Währungsreform vor sich ging. Nach der Reform
wäre es schwierig gewesen, die notwendigen
Mittel freizustellen ...*