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Full text: 150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 2011

26 | Historische Wurzeln 
Reichsverkehrsministerium und seit 1946 jährlich 
vom DHI und dessen Nachfolger, dem BSH, heraus- 
gegeben. Ebenfalls jährlich erscheinen die Gezeiten- 
tafeln, und zwar seit 1879. Sie wurden bis zum Ende 
des Zweiten Weltkrieges vom Marineobservatorium 
Wilhelmshaven bearbeitet. 
Zu den wichtigen Unterlagen, die den Kapitän bei 
der Wahl der sichersten und günstigsten Route bei 
transozeanischen Reisen beraten, sind die Ozean- 
handbücher und die dazugehörigen Monatskarten 
in Atlantenform zu zählen. Sie enthalten neben den 
empfohlenen Schiffswegen und Distanzen im We- 
sentlichen ausführliche Beschreibungen und Dar- 
stellungen der vorherrschenden Winde und Strö- 
mungen sowie Angaben über den Seegang, über 
Eisvorkommen, Nebelhäufigkeit und das Auftreten 
tropischer Wirbelstürme. 
Die Aufgabe, die damalige Segelschifffahrt durch 
die Ermöglichung schnellerer Reisen bei besserer 
Ausnutzung der Naturverhältnisse zu fördern, hatte 
zunächst die von Wilhelm von Freeden, dem ehema- 
ligen Rektor der Großherzoglich Oldenburgischen 
Navigationsschule in Elsfleth, mit Unterstützung 
Hamburger und Bremer Reeder in Hamburg 1868 
gegründete, private Norddeutsche Seewarte (ab 
1872 Deutsche Seewarte) übernommen. Von Free- 
den erteilte einzelnen Segelschiffen individuelle Rei- 
se- und Segelempfehlungen unter Berücksichtigung 
des Fahrtgebietes und der Jahreszeitlich unterschied- 
lichen klimatischen Verhältnisse und Strömungen. 
Nachdem das Deutsche Reich im Jahre 1875 die 
Deutsche Seewarte übernommen hatte, wurde diese 
Arbeit fortgesetzt und fand schließlich auch ihren 
Niederschlag in gedruckter Form. Zur Unterstützung 
der in diesen Jahren bereits schwer mit der Konkur- 
renz der Dampfer kämpfenden Segelschiffe gab man 
zunächst Segelhandbücher heraus, und zwar für den 
Atlantischen Ozean (1884, durch Neuauflagen von 
1899 und 1910 ersetzt), für den Indischen Ozean 
(1892) und für den Stillen Ozean (1897). Diese dick- 
‚eibigen Bände wurden wegen des unaufhaltsamen 
Wandels in der Schifffahrt zwischen 1905 und 1937 
durch Dampferhandbücher ersetzt. 
„Nachrichten für Seefahrer“ und Seewarndienst 
Die nautischen Gegebenheiten im Küstenbereich 
und In den vorgelagerten Gewässern werden 
sowohl durch natürliche Prozesse als auch durch 
menschliche Tätigkeiten beeinflusst. Gezeiten- 
strömungen, Sturmbrandung und Sedimentabla- 
gerungen bewirken vielerorts Veränderungen des 
Meeresbodens und damit der Wassertiefen. Das 
Bild der Küste und ihrer Vorfelder ändert sich ferner 
durch die Errichtung von Offshore-Einrichtungen 
für die verschiedensten Zwecke, den Bau neuer 
Hafenanlagen, durch Baggerungen, die Bebauung 
des Küstenlandes und Maßnahmen an bestehenden 
Navigationseinrichtungen. Seebücher nautisch-hyd- 
rographischen Inhalts und Seekarten müssen daher 
laufend berichtigt werden, um ihren Wert für die 
Schiffsführung zu behalten. Die amtliche Hydrogra- 
ohie hat deshalb ein nautisches Nachrichtensystem 
aufgebaut, dessen Aufgabe die Sammlung und 
Verbreitung nautisch-hydrographischer Verände- 
rungsmitteilungen ist. 
Zur Information des seinerzeit starken seemänni- 
schen Bevölkerungsanteils der deutschen Küsten- 
länder veröffentlichten bereits in der ersten Hälfte 
des 19. Jahrhunderts zahlreiche Zeitungen für 
ihren lokalen Bereich die Errichtung und Änderung 
von Seezeichen sowie das Auftreten von Wracken 
und anderen Schifffahrtshindernissen als Bekannt- 
machungen für Seefahrer, In der preußischen 
Marine gingen diese Anfänge eines nautischen 
Nachrichtendienstes auf das Jahr 1849 zurück. 
Seit diesem Jahr wurden aus allen zur Verfügung 
stehenden Veröffentlichungen und Meldungen bei 
Bedarf gedruckte sogenannte „Hydrographische 
Nachrichten“ für die Schiffe der Königlichen Marine 
herausgegeben sowie an das Königlich Preußi- 
sche Handelsministerium und an andere Behörden 
der deutschen Seeuferstaaten versandt. Nachge- 
druckt erschienen sie dann zur Unterrichtung der 
Kauffahrtenschifffahrt zum Beispiel regelmäßig in 
der „Hamburger Börsenhalle“ und in der Stettiner 
„Ostsee-Zeitung“. Die Aufgabe, alle nautischen 
Mitteilungen zu sammeln und nach Auswertung als
	        
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