26 | Historische Wurzeln
Reichsverkehrsministerium und seit 1946 jährlich
vom DHI und dessen Nachfolger, dem BSH, heraus-
gegeben. Ebenfalls jährlich erscheinen die Gezeiten-
tafeln, und zwar seit 1879. Sie wurden bis zum Ende
des Zweiten Weltkrieges vom Marineobservatorium
Wilhelmshaven bearbeitet.
Zu den wichtigen Unterlagen, die den Kapitän bei
der Wahl der sichersten und günstigsten Route bei
transozeanischen Reisen beraten, sind die Ozean-
handbücher und die dazugehörigen Monatskarten
in Atlantenform zu zählen. Sie enthalten neben den
empfohlenen Schiffswegen und Distanzen im We-
sentlichen ausführliche Beschreibungen und Dar-
stellungen der vorherrschenden Winde und Strö-
mungen sowie Angaben über den Seegang, über
Eisvorkommen, Nebelhäufigkeit und das Auftreten
tropischer Wirbelstürme.
Die Aufgabe, die damalige Segelschifffahrt durch
die Ermöglichung schnellerer Reisen bei besserer
Ausnutzung der Naturverhältnisse zu fördern, hatte
zunächst die von Wilhelm von Freeden, dem ehema-
ligen Rektor der Großherzoglich Oldenburgischen
Navigationsschule in Elsfleth, mit Unterstützung
Hamburger und Bremer Reeder in Hamburg 1868
gegründete, private Norddeutsche Seewarte (ab
1872 Deutsche Seewarte) übernommen. Von Free-
den erteilte einzelnen Segelschiffen individuelle Rei-
se- und Segelempfehlungen unter Berücksichtigung
des Fahrtgebietes und der Jahreszeitlich unterschied-
lichen klimatischen Verhältnisse und Strömungen.
Nachdem das Deutsche Reich im Jahre 1875 die
Deutsche Seewarte übernommen hatte, wurde diese
Arbeit fortgesetzt und fand schließlich auch ihren
Niederschlag in gedruckter Form. Zur Unterstützung
der in diesen Jahren bereits schwer mit der Konkur-
renz der Dampfer kämpfenden Segelschiffe gab man
zunächst Segelhandbücher heraus, und zwar für den
Atlantischen Ozean (1884, durch Neuauflagen von
1899 und 1910 ersetzt), für den Indischen Ozean
(1892) und für den Stillen Ozean (1897). Diese dick-
‚eibigen Bände wurden wegen des unaufhaltsamen
Wandels in der Schifffahrt zwischen 1905 und 1937
durch Dampferhandbücher ersetzt.
„Nachrichten für Seefahrer“ und Seewarndienst
Die nautischen Gegebenheiten im Küstenbereich
und In den vorgelagerten Gewässern werden
sowohl durch natürliche Prozesse als auch durch
menschliche Tätigkeiten beeinflusst. Gezeiten-
strömungen, Sturmbrandung und Sedimentabla-
gerungen bewirken vielerorts Veränderungen des
Meeresbodens und damit der Wassertiefen. Das
Bild der Küste und ihrer Vorfelder ändert sich ferner
durch die Errichtung von Offshore-Einrichtungen
für die verschiedensten Zwecke, den Bau neuer
Hafenanlagen, durch Baggerungen, die Bebauung
des Küstenlandes und Maßnahmen an bestehenden
Navigationseinrichtungen. Seebücher nautisch-hyd-
rographischen Inhalts und Seekarten müssen daher
laufend berichtigt werden, um ihren Wert für die
Schiffsführung zu behalten. Die amtliche Hydrogra-
ohie hat deshalb ein nautisches Nachrichtensystem
aufgebaut, dessen Aufgabe die Sammlung und
Verbreitung nautisch-hydrographischer Verände-
rungsmitteilungen ist.
Zur Information des seinerzeit starken seemänni-
schen Bevölkerungsanteils der deutschen Küsten-
länder veröffentlichten bereits in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts zahlreiche Zeitungen für
ihren lokalen Bereich die Errichtung und Änderung
von Seezeichen sowie das Auftreten von Wracken
und anderen Schifffahrtshindernissen als Bekannt-
machungen für Seefahrer, In der preußischen
Marine gingen diese Anfänge eines nautischen
Nachrichtendienstes auf das Jahr 1849 zurück.
Seit diesem Jahr wurden aus allen zur Verfügung
stehenden Veröffentlichungen und Meldungen bei
Bedarf gedruckte sogenannte „Hydrographische
Nachrichten“ für die Schiffe der Königlichen Marine
herausgegeben sowie an das Königlich Preußi-
sche Handelsministerium und an andere Behörden
der deutschen Seeuferstaaten versandt. Nachge-
druckt erschienen sie dann zur Unterrichtung der
Kauffahrtenschifffahrt zum Beispiel regelmäßig in
der „Hamburger Börsenhalle“ und in der Stettiner
„Ostsee-Zeitung“. Die Aufgabe, alle nautischen
Mitteilungen zu sammeln und nach Auswertung als