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Historische Wurzeln
in den Jahren 1832 bis 1840 wiederholt vermes-
sen und die Ergebnisse 1848 und 1855 veröffent-
licht. 1826 führte der dänische Admiral Christian
Zahrtmann hydrographische Vermessungen unter
Anwendung moderner Methoden fort, wobei von
1836 an die deutschen Ostseeküsten bis Wustrow
mit vermessen wurden.
Es war die Landesvermessung, die den Anstoß
gab, nicht an den Küsten halt zu machen, sondern
die Vermessungen auch nach See hin fortzusetzen.
Die vom Preußischen Generalstab 1833 bis 1839
betriebene Triangulierung Ostpreußens, Pommerns
und Mecklenburgs ließ es als wünschenswert und
praktisch erscheinen, gleichzeitig auch das Küsten-
vorfeld mit aufzunehmen. Mit der Leitung beauftrag-
te das Preußische Handelsministerium den Direktor
der Seefahrtschule in Danzig, den Dänen von Bille,
Jnd den deutschen Kapitän Albrecht. Unter Ver-
wendung der vom Generalstab für die trigonometri-
schen Vermessungen an Küsten errichteten Signale
führten Navigationsschüler und Steuerleute von
1833 bis 1838 Seevermessungen durch. Hierbei
ruderten sie mit Booten 1,5 bis 3 km von der Küste
auf vorher festgelegten Zickzackrouten auf die See
hinaus: Mit Hilfe von Spiegelsextanten wurden die
Schiffsorte durch Doppelwinkelmessung bestimmt.
Man lotete mit Peilstangen und Schnurloten und
nahm auch Bodenproben. Die Tiefen wurden in
anglischen Faden und Fuß gemessen. Die Mess-
argebnisse fanden zusammen mit dänischen und
schwedischen Lotungen ihren Niederschlag in
„Preussens See-Atlas“ von 1841, dem ersten von
Jeutschen geschaffenen Seekartenwerk, das mo-
derne wissenschaftliche Vermessungsmethoden zur
Grundlage hatte.
An der deutschen Nordseeküste arbeitete man im-
mer noch nach den veralteten Methoden, d.h. man
entwarf von See aus unter Schätzung der Entfernun-
gen und mit Hilfe von Kompass und Lot schlecht
und recht ein Bild des Küstenvorfeldes. Den Verlauf
der Küste entnahm man meist älteren oft ungenau-
an Landkarten mit häufia falschen Laageangaben
der für die Peilungen auf See wichtigen Objekte.
dieran änderte sich zunächst auch dann nichts, als
vom niederländischen „Departement van Marine“ im
Zuge der Herstellung moderner Seekarten von der
niederländischen Küste im Einverständnis mit dem
<Önigreich Hannover die Emsmündung zwischen
Juist und Rottumeroog hydrographisch mit vermes:
sen wurde. Die mit den Aufnahmen beauftragten
Seeoffiziere S. Keuchenius und A. van Rhijn legten
hren Arbeiten die Triangulationsergebnisse Krayen-
hoffs aus den Jahren 1810 und 1811 zugrunde und
veröffentlichten 1833 die recht gute „Hydrographi-
sche Kaart der Monden van de Eems“ zusammen
mit einer ausführlichen Segelanweisung. Ähnlich
gute und moderne Karten der Westküste Schleswig
Adolsteins einschließlich der Elbe erschienen als
Ergebnis der auf der trigonometrischen Landesver-
messung Dänemarks aufbauenden hydrographi-
schen Aufnahmen des zuvor bereits in der west-
ichen Ostsee tätigen Admirals Zahrtmann in den
Jahren 1840 und 1841.
Erst einige Jahre danach begann man deutscher-
seits, sich zögernd der modernen Entwicklung
anzuschließen. So gab der Cuxhavener Lotsen-
kommandeur Abendroth im Jahre 1846 in Anleh-
nung an die dänischen Vorbilder im Auftrage der
Schifffahrts- und Hafendeputation Hamburg die
arste deutsche, auf trigonometrischen Grundla-
gen aufbauende „Chart der Elbmündungen“ mit
ainer hierzu entworfenen Segelanweisung heraus.
Alle vor dieser Zeit in der Nordsee durchgeführten
aydrographischen Aufnahmen hatten einer exakten
Grundlage entbehrt und waren im Vergleich mit der
Arbeitsmethoden des Franzosen Beautemps-Beau-
pre sehr ungenau.
Eine durchgreifende Änderung der misslichen Situ-
ation an der deutschen Nordseeküste trat erst ein,
nachdem im Jahre 1854 Preußen seine Flottenba-
sis Wilhelmshaven gegründet hatte. Man erkannte
den Bedarf an exakten, die ganze Deutsche Bucht
bedeckenden modernen Seekarten. Die Preußische
Admiralität beauftraate bereits im Jahre 1855 den