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Full text: 150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 2011

die damals enorme Summe von 2 Millionen Mark für 
die folgenden zehn Jahre, Ziel war ein weltweites 
deutsches Seekartenwerk mit etwa 2400 Karten. 
Damit wurden auch die kolonialen und militärischen 
Ambition des wirtschaftlich schnell erstarkenden 
Kaiserreiches und das Selbstverständnis als kom- 
mende Seemacht in der Auslegung des nationalen 
Seekartenwerkes deutlich. Zu Beginn des Ersten 
Neltkrieges lagen 508 Seekarten für die nationalen 
und viele für den Schiffsverkehr bedeutsame inter- 
nationale Gewässer vor. 
Der Ausgang des Ersten Weltkrieges brachte für 
die deutsche Hydroaraphie einen schmerzlichen 
Historische Wurzeln | 
11 
Rückschlag. Hier wirkte sich besonders verhäng- 
nisvoll aus, dass die Hydrographie zur Marine 
gehörte. Viele Karten mussten, da sie mit dem noch 
vorhandenen geringen personellen und finanziel- 
len Ressourcen nicht fortgeführt werden konnten, 
eingezogen werden. Nur langsam erholte sich die 
deutsche amtliche Hydrographie wieder. Bei Ende 
des Zweiten Weltkrieges lagen etwa 1050 See- 
karten und 51 Seehandbücher vor. Dieser größten 
jemals erreichten geographischen Ausdehnung des 
amtlichen deutschen Seekartenwerkes lagen wie 
bereits vor dem Ersten Weltkrieg neben wirtschaft- 
lichen auch militärische Expansionspläne zugrunde. 
3.2 Die Entwicklung der Seevermessung 
Angesichts der politischen Zerrissenheit kam es 
an deutschen Küsten erst verhältnismäßig spät 
zu selbständigen hydrographischen Aufnahmen, 
während sich die Nachbarstaaten z. T. bereits sehr 
ntensiv um die Hydrographie des südlichen Nord- 
Jınd Ostseeraumes bemüht, ja zeitweilig — wie die 
Niederlande, Dänemark und Schweden - hier eine 
herausragende Stellung eingenommen hatten. 
zine erste, wenn auch kurzlebige Blüte erfuhr die 
Aydrographie im norddeutschen Raum zurzeit 
Napoleons |. Seinen militärstrategischen und wirt- 
schaftspolitischen Plänen dienten vorbildliche 
Seekarten, die unter der Leitung eines der bedeu- 
'‚endsten Hydrographen Europas, C.F. Beautemps- 
3eaupre, zwischen 1810 und 1812 aufgenommen 
wurden. Beautemps-Beaupre ging nach den in der 
französischen Marine seit langem bewährten und 
von ihm selbst weiterentwickelten Arbeitsmethoden 
vor. Zunächst verschaffte er sich sichere geodäti- 
sche Grundlagen durch astronomische Ortsbestim- 
mungen und Unterlagen von bereits vorhandenen 
Dreiecksketten, die von dem französischen Inge- 
nieur-Offizier Epailly - von Süden kommend — und 
von dem niederländischen General Kravenhoff — von 
Westen kommend - gemessen und berechnet wor- 
den waren. Die hydrographischen Arbeiten führte 
er mit Schaluppen und Booten unter Verwendung 
von Spiegelsextanten, Schnurloten, Peilstangen und 
Uhren durch. Zur Bestimmung des Seekartennulls 
ıleß er an verschiedenen Punkten der südlichen 
Nordseeküste in den Jahren 1811 bis 1813 über 
Monate hin sich erstreckende Gezeitenbeobach- 
tungen anstellen. Die Arbeiten beschränkten sich 
wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit 
in erster Linie auf die Auslotung der Hauptfahrwas- 
ser: Eine Aufnahme kleinerer Priele, der Watten und 
Sände fand nicht statt. 
Im Bereich der Ostsee wurden zur gleichen Zeit die 
südlichen Küstengebiete durch den schwedischen 
Admiral Gustav af Klint nach dem in Schweden 
ängst üblichen trigonometrischen Verfahren ver- 
nNessen. Die Aufnahmen, für die Preußen vermutlich 
die geodätischen Unterlagen der 1796 bis 1802 
durchgeführten Triangulierungsarbeiten zur Verfü- 
gung stellte, erstreckten sich von den südlichen Tei- 
lien der Belte bis zur Memelschen Bucht und fanden 
ım „Schwedischen See-Atlas“ ihren Niederschlag. 
Mit verbesserten Methoden wurden diese Gebiete
	        
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