die damals enorme Summe von 2 Millionen Mark für
die folgenden zehn Jahre, Ziel war ein weltweites
deutsches Seekartenwerk mit etwa 2400 Karten.
Damit wurden auch die kolonialen und militärischen
Ambition des wirtschaftlich schnell erstarkenden
Kaiserreiches und das Selbstverständnis als kom-
mende Seemacht in der Auslegung des nationalen
Seekartenwerkes deutlich. Zu Beginn des Ersten
Neltkrieges lagen 508 Seekarten für die nationalen
und viele für den Schiffsverkehr bedeutsame inter-
nationale Gewässer vor.
Der Ausgang des Ersten Weltkrieges brachte für
die deutsche Hydroaraphie einen schmerzlichen
Historische Wurzeln |
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Rückschlag. Hier wirkte sich besonders verhäng-
nisvoll aus, dass die Hydrographie zur Marine
gehörte. Viele Karten mussten, da sie mit dem noch
vorhandenen geringen personellen und finanziel-
len Ressourcen nicht fortgeführt werden konnten,
eingezogen werden. Nur langsam erholte sich die
deutsche amtliche Hydrographie wieder. Bei Ende
des Zweiten Weltkrieges lagen etwa 1050 See-
karten und 51 Seehandbücher vor. Dieser größten
jemals erreichten geographischen Ausdehnung des
amtlichen deutschen Seekartenwerkes lagen wie
bereits vor dem Ersten Weltkrieg neben wirtschaft-
lichen auch militärische Expansionspläne zugrunde.
3.2 Die Entwicklung der Seevermessung
Angesichts der politischen Zerrissenheit kam es
an deutschen Küsten erst verhältnismäßig spät
zu selbständigen hydrographischen Aufnahmen,
während sich die Nachbarstaaten z. T. bereits sehr
ntensiv um die Hydrographie des südlichen Nord-
Jınd Ostseeraumes bemüht, ja zeitweilig — wie die
Niederlande, Dänemark und Schweden - hier eine
herausragende Stellung eingenommen hatten.
zine erste, wenn auch kurzlebige Blüte erfuhr die
Aydrographie im norddeutschen Raum zurzeit
Napoleons |. Seinen militärstrategischen und wirt-
schaftspolitischen Plänen dienten vorbildliche
Seekarten, die unter der Leitung eines der bedeu-
'‚endsten Hydrographen Europas, C.F. Beautemps-
3eaupre, zwischen 1810 und 1812 aufgenommen
wurden. Beautemps-Beaupre ging nach den in der
französischen Marine seit langem bewährten und
von ihm selbst weiterentwickelten Arbeitsmethoden
vor. Zunächst verschaffte er sich sichere geodäti-
sche Grundlagen durch astronomische Ortsbestim-
mungen und Unterlagen von bereits vorhandenen
Dreiecksketten, die von dem französischen Inge-
nieur-Offizier Epailly - von Süden kommend — und
von dem niederländischen General Kravenhoff — von
Westen kommend - gemessen und berechnet wor-
den waren. Die hydrographischen Arbeiten führte
er mit Schaluppen und Booten unter Verwendung
von Spiegelsextanten, Schnurloten, Peilstangen und
Uhren durch. Zur Bestimmung des Seekartennulls
ıleß er an verschiedenen Punkten der südlichen
Nordseeküste in den Jahren 1811 bis 1813 über
Monate hin sich erstreckende Gezeitenbeobach-
tungen anstellen. Die Arbeiten beschränkten sich
wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit
in erster Linie auf die Auslotung der Hauptfahrwas-
ser: Eine Aufnahme kleinerer Priele, der Watten und
Sände fand nicht statt.
Im Bereich der Ostsee wurden zur gleichen Zeit die
südlichen Küstengebiete durch den schwedischen
Admiral Gustav af Klint nach dem in Schweden
ängst üblichen trigonometrischen Verfahren ver-
nNessen. Die Aufnahmen, für die Preußen vermutlich
die geodätischen Unterlagen der 1796 bis 1802
durchgeführten Triangulierungsarbeiten zur Verfü-
gung stellte, erstreckten sich von den südlichen Tei-
lien der Belte bis zur Memelschen Bucht und fanden
ım „Schwedischen See-Atlas“ ihren Niederschlag.
Mit verbesserten Methoden wurden diese Gebiete