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Full text: 150 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 2011

ı Historische Wurzeln 
3 Historische Wurzeln 
Bedingt durch seine geographische Lage hat 
Deutschland geopolitisch und infrastrukturell eine 
überwiegend kontinentale Ausrichtung. Zwar rei- 
chen die Anfänge lokaler Schifffahrt vor deutschen 
und benachbarten Küsten bis weit in das Mittelalter 
und begründen eine Tradition, zu der sich die Han- 
sestädte noch heute stolz bekennen. Jedoch wäre 
es nicht angemessen, Deutschland als klassische 
Seefahrernation zu bezeichnen. So überrascht es 
nicht, dass es im 16. Jahrhundert private nieder- 
ländische Verlage waren, die erstmals Seekarten 
und Seehandbücher für Gewässer des nördlicher 
Europa herausgaben. Im 17. Jahrhundert über- 
nahm Schweden diese Führungsrolle. Schon 1643 
wurde der Vorgänger des jetzigen schwedischen 
Hydrographischen Dienstes gegründet. Schweden 
unterhält damit den Hydrographischen Dienst, der 
auf die längste Geschichte zurückblicken kann. Es 
folgten die Hydrographischen Dienste von Frank- 
reich (1720), Dänemark (1784) und Großbritannier 
(1795). Den damaligen Karten und Büchern lagen 
meist keine genauen Vermessungen zugrunde. Sie 
stützten sich auf mehr oder weniger grobe Schät- 
zungen und Erfahrungen und gaben zum Teil nur 
Kenntnisse weiter, die vom Hörensagen bekannt 
waren. 
Im 18. Jahrhundert erlaubten die Erfindung oder 
Verbesserung von Messinstrumenten und die 
Erarbeitung von neuen wissenschaftlichen Grundla- 
gen eine genauere Vermessung. Diese betraf zwar 
zunächst nur das Landgebiet, man schaffte jedoch 
damit auch die Voraussetzung für eine genauere 
Seevermessung. Es waren staatliche Stellen, die 
die Landvermessung ausführten, und auch staat- 
‚iche Stellen, nämlich die nationalen Marinen, die 
Seevermessung betrieben. Damit ging die Her- 
ausgabe von Seekarten und -büchern allgemein in 
staatliche Hände über. Im Laufe des 19. Jahrhun- 
derts gründeten weitere Staaten hydrographische 
Dienste: Spanien (1800), USA (1807 bzw. 1830), 
Russland (1827), Portugal (1849), Belgien (1860), 
Japan (1871), Italien (1872), die Niederlande 
(1874), Chile (1874), Brasilien (1876), Argentinien 
‘1879). In diese Aufzählung ist auch Preußen einzu- 
ordnen. 
Am 25. September 1861 bestimmte eine Allerhöchs- 
te Kabinetts-Order: 
„Auf Ihren Vortrag will Ich die durch das Orga- 
nisations-Reglement für die Marine-Stations- 
Kommandos vom 28. Juni 1854 errichtete Stelle 
eines Navigations-Direktors aufheben. Gleich- 
zeitig will Ich genehmigen, dass zur Wahrneh- 
mung der bisher dem Navigations-Direktor 
obgelegenen hydrographischen Arbeiten ein 
Hydrographisches Bureau bei dem Marine- 
Ministerium errichtet werde, und haben Sie das 
Weitere hiernach zu veranlassen. 
Schloß Engers, den 25. September 1861 
gez. Wilhelm ggez. von Roon“ 
Die dazu ausgegebene Dienstanweisung übertrug 
dem Bureau: 
» die Aufnahme von Küsten, Häfen, Flussmündun- 
gen usw., Verfertigung, Berichtigung und Be- 
schaffung von Seekarten; 
die Aufbewahrung derselben und der dazugehöri- 
gen Schriftstücke: 
die Auswahl und Beschaffung der zum Steuer- 
mannsinventar der verschiedenen Schiffe gehöri- 
gen und sonstigen nautischen Instrumente für die 
Marine. 
Zudem war die Zusammenstellung von Nachrichten 
für Seefahrer eine der wichtigsten Aufgaben des 
Büros, um die Karten und Bücher auf den aktuellen 
Stand halten zu können. 
Zwar gab es auch schon vor 1861 deutsche See- 
xarten der Nordsee und der Ostsee. Zu nennen sind 
hier vor allem: eine Eiderkarte von 1642, eine Karte 
der Elbmündung von 1721 und eine Jadekarte von 
1799. Auch „amtliche“ deutsche Karten, die See- 
gebiete abbilden, gab es bereits vorher. Meist wird
	        
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