Ann, d. Hydr. usw., LXX, Jahrg, (1942), Heft I.
Die Schwankungen der monatlichen Werte des Luftdrucks und der
Temperatur auf der Erde, ihre mittleren Werte und ihre Korrelation.
Von Alfred Jatho, Buenos Aires.
(Hierzu Tabellentafeln 1a und 1b mit Tabellen 1 und 2.)
Inhaltsverzeichnis. Einleitung. S 1. Mathematische Vorbereitung. & 2. Die Veränderlichkeit
des Lufturucks und der Temperatur, $ 3. Die Korrelationstypen. $ 4. Korrelation der Differenzen
der Druck- und Temperaturabweichungen zweier Nachbarstationen. $ 5. Erklärung der Ergebnisse
der Korrelatiousrechnung,
Einleitung,
Der Zusammenhang zwischen dem Luftdruck und der Temperatur ist in
Mitteleuropa sehr verwickelt. Hohen bzw. niedrigen Werten des Luftdrucks
sind hier bald hohe, bald niedrige Werte der Temperatur zugeordnet, wenngleich
im Sommer hoher bzw. niedriger Luftdruck verhältnismäßig häufig mit hohen
bzw. niedrigen Temperaturen zusammentrifft, während im Winter die umgekehrte
Zuordnung überwiegt. Gegenüber dieser Kompliziertheit des Zusammenhanges
zwischen dem Luftdruck und der Temperatur in Mitteleuropa besteht für die
La Plata-Länder die einfache Beziehung, daß das ganze Jahr hindurch, im
Sommer wie im Winter, hoher Luftdruck regelmäßig mit niedrigen Temperaturen
und niedriger Luftdruck mit hohen Temperaturen Hand in Hand geht. Beachtet
man den hervorgehobenen Unterschied des meteorologischen Geschehens in den
beiden betrachteten Gebieten, so liegt es nahe zu fragen, wie sich die Beziehung
zwischen dem Luftdruck und der Temperatur in den übrigen Teilen der Erde ge-
staltet, und zum Zweck einer klaren Antwort kann man wünschen, daß sie durch die
Berechnung des Korrelationskoeffizienten einen zahlenmäßigen Ausdruck erhalte.
Um diese Aufgabe einwandfrei lösen zu können, müßte man der Rechnung
tägliche Beobachtungswerte des Luftdrucks und der Temperatur zugrunde
legen und zunächst die Abweichungen bestimmen, welche diese Werte während
eines längeren Zeitraums von den für die betreffenden Tage gültigen Normal-
werten gezeigt haben. Aus diesen Abweichungen müßte man dann für geeignete
Zeitabschnitte, am besten für die einzelnen Monate des Jahres, die Korrelations-
koeffizienten ableiten. Die Untersuchung stößt jedoch auf die große Schwierig-
keit, daß sie die Kenntnis der täglichen Normalwerte voraussetzt. Diese Normal-
werte, die nur aus langjährigen Beobachtungen abgeleitet werden können, pflegen
aber, selbst wenn sie für gewisse Stationen bestimmt sein sollten, nicht ver-
öffentlicht zu werden. Die Rechnung ließe sich daher nur mit großer Mühe für
eine beschränkte Zahl von Stationen durchführen,
Dagegen kann man die Untersuchung auf eine breitere Basis stellen, wenn
man die Annahme macht, daß die Beziehungen zwischen dem Luftdruck und
der Temperatur in ihrem durchschnittlichen Verhalten — denn um dieses handelt
es sich in dieser Abhandlung — sich auch aus den monatlichen Beobachtungs-
werten ableiten lassen. Denn durch die World Weather Records stehen letztere
Werte in bequemer Weise für zahlreiche über die ganze Erde zerstreute Stationen
zur Verfügung, Diese Arbeit wurde nun unter der Voraussetzung durchgeführt,
daß die bezeichnete Annahme zulässig ist, und es scheint, daß sie im allgemeinen
tatsächlich zutrifft. Jedoch zeigte es sich (vgl. 8 5, 2), daß in den monatlichen
Beobachtungswerten des Drucks und der Temperatur die täglichen Beiträge,
welche durch die Einbrüche warmer oder kalter Luftmassen entstehen, sich
wahrscheinlich großenteils aufheben, und daß so ein Einfluß aus den Monats-
werten fortlällt, der für die tägliche Wettergestaltung die größte Wichtigkeit
hat, Es muß späteren Arbeiten überlassen bleiben, festzustellen, in welcher Weise
sich die Ergebnisse ändern, falls man die Rechnung anstatt an monatliche an
tägliche Beobachtungswerte anschließt. Doch wie dem auch sei, wir werden
sehen, daß durch die Untersuchung der monatlichen Werte sich manche. Zusammen-
hänge aufdecken lassen, welche sowohl für die Klimatologie wie für die dynamische
Meteorologie von Bedeutung sind.
Ann. d. Hydr. usw. 1942, Heft I.