Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1942,
Kleinere Mitteilungen.
Bin seltener Mond-Halo. Am 9, Mai 1941, 4 Uhr morgens, beobachtete ich
in Hamburg die nachstehend skizzierte Halo-Erscheinung. Man sieht sie im
richtigen Winkelverhältnis, wenn man die Abbildung etwa 15 cm vom Auge ent-
fernt hält. Der Mond befand sich niedrig über dem westsüdwestlichen Horizont
und schien durch eine dünne von Norden her aufgezogene Altocumulus-Schicht.
Dabei bildete er die Mitte eines mattweiß schimmernden Lichtkreuzes, Dieses
war nur klein, die Arme schienen sich vom Monde weg etwas zu verbreitern
und verschwanden nach außen mit unbestimmbarer Grenze. — In ungefähr
20° Abstand beiderseits des Mondes zeigten sich in gleicher Höhe zwei helle
Flecke mit auffallend starken Spektralfarben, die an den dem Monde zugekehrten
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Seiten mit Rot begannen. Von beiden Flecken gingen nach außen hin waagerechte
schmale Lichtstreifen aus, die sich unter Verjüngung rasch im Dunkel verloren.
Diese Halo-Erscheinung läßt sich durch bekannte und theoretisch durch-
gerechnete Reflexions- und Brechungsvorgänge erklären. Der senkrechte Teil
des Lichtkreuzes war die sog. Lichtsäule, die sich durch Zurückwerfung des
Mondlichtes an ungefähr horizontal liegenden oder um eine solche Lage pendelnden
Grenzflächen von sehwebenden KEiskristallen bildet. Der waagerechte Kreuzteil
ist der sog. Horizontalkreis, der in dem beobachteten Falle nur in Form von
zwei kurzen beiderseits vom Monde ausgehenden Lichtstreifen aufgetreten ist.
Er entsteht durch Zurückwerfung des Lichtes an senkrechten Flächen der Eis-
kristalle, — Die beiden seitlichen Lichtflecke waren besonders schön ausgebil-
dete sog. Nebenmonde, Die Theorie fordert für diese einen Winkelabstand
von 23° vom Monde, Spektralfarben innen mit Rot beginnend und auch die nach
außen hin sich verlierenden Lichtstreifen. Die Nebenmonde bilden sich durch
Brechung des Lichtes beim Durchgang durch senkrecht stehende Flächen der
Eiskristalle,
Aus den beobachteten Lichterscheinungen läßt sich schließen, daß die
Wolkenschicht, in der sich der Halo bildete, prismatische Eiskristalle mit ebenen
Endflächen enthalten haben muß, die, bei ihrem langsamen Herabsinken, unter
der Einwirkung des Luftwiderstandes sich zu einem wesentlichen Teil mit senk-
rechten Seitenkanten, oder um diese Lage pendelnd, schwebend erhielten. Es
können waagerecht schwebende Plättchen gewesen sein, zusammen mit vor-
herrschend senkrecht angeordneten Eisnadeln, Die Annahme pilzförmiger, mit
dem Stil nach unten schwebender Eiskristalle würde allein genügen, um die
beobachteten Erscheinungen zu erklären. Es können auch alle drei Sorten zu-
sammen vorhanden gewesen sein. Auch noch andere Formen von Eiskristallen
kann die Wolke enthalten haben, sie wurden aber optisch nicht wirksam.
R. Becker.
Neuere Veröffentlichungen.
A. Besprechungen und ausführliche Inhaltsangaben.
Schriften der Deutschen Akademie der Luftfahrt- ortbestimmung benutzt und an ihnen die ständig
forschung, Heft 21: Meteorologische Navigation wachsenden Erfahrungen und Probleme in der
von H, Seilkopf. Verlag KR. Oldeubourg, meteorologischen Luftnavigation erörtert,
München 1940, 44 S. Preis 2.80 RM. Vom Koppelkurs und Strömungsvektor wird
Wegen der „stark streuenden Auffassungen“ ıusgegangen, d.h. von der Seeschiffahrt, in
von der Umgrenzung des Gebiets der meteoro- ler seit der Segelschiftahrt, also von alters her,
logischen Navigation in der Lmfifahrt und der lie meteorologische Navigation angewandt
Anwendungsmöglichkeiten werden vom Verfasser und weit entwickelt worden ist. Heute im
{für eine Einteilung: I Kursfestsetzungy, IT Stand- Zeitalter der Luftfahrt kommt zu der alten