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Full text: 70, 1942

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1942, 
(Gebiet der Ostsee von einem Schiff Eis gemeldet wurde, am 12, 3. wiederum in 
dessen Umgebung von einem anderen oder auch-vom gleichen Schiff, so kann 
man mit Recht annehmen, daß auch am 11. 3., unserem Stichtag, jenes Gebiet 
vereist war oder die Eisgrenze jedenfalls in der Nähe dieses Gebietes zu suchen 
sein dürfte. Auch in der Zwischenzeit eingetretene Änderungen der Wind- 
verhältnisse dürften dann das Bild kaum verändern, wenn die Positionen der 
Eismeldungen (meist handelt es sich ja um größere Strecken umfassende Mel- 
dungen) im zentralen Raum der Ostsee lagen, und wenn man annehmen konnte, 
daß jenes gesamte Ostseegebiet vereist war. So waren die Schiffsmeldungen, 
auch wenn sie nur spärlich verteilt lagen, für die Darstellungen der Eisverhält- 
nisse von großem Wert. Immerhin gelangten in den letzten drei strengen 
Wintern 146 Schiffsmeldungen zur Auswertung. (Diese Zahl ist noch viel zu 
gering. Es wäre daher wünschenswert, wenn jeder Seemann, der aus dem täg- 
lichen Eismeldedienst und aus dessen gesammelter Verarbeitung — dem vor- 
liegenden Atlas z, B. — Nutzen zieht, durch intensive Mitarbeit unsere Kenntnisse 
vom Eisvorkommen in der offenen See erhöht. Seine Berichte sind auch dann 
von Wert, wenn sie verspätet einlaufen und ihm überholt erscheinen mögen.) 
Umfassender noch als die Schiffsmeldungen sind die Eismeldungen der Flugzeuge. 
Infolge ihrer größeren Sichtweite aus der Höhe und infolge der größeren 
Strecken, die bei einer Eiserkundung vom Flugzeug zurückgelegt werden,. er- 
möglichen sie, einen größeren räumlichen Überblick über die Eisverhältnisse zu 
erhalten. Vermögen sie auch nichts über die Stärke des Eises und die durch 
sie verursachte Schiffahrtsbehinderung auszusagen, so lassen sich doch aus der 
Geschlossenheit und aus dem Umfang der angetroffenen Eisverhältnisse und Eis- 
mengen gewisse Rückschlüsse auf die wahrscheinliche Mächtigkeit und Schiff- 
fahrtsgefährdung ziehen, insbesondere dann, wenn dabei im Eise festliegende 
Schiffe beobachtet werden. Denn wenn z, B. während der gesamten Flugstrecke 
eine geschlossene Eisdecke angetroffen wurde, so wird die Temperatur der oberen 
Wasserschicht mit Sicherheit so weit abgekühlt sein, daß auch die Eisdecke 
wahrscheinlich sehr stark sein muß. So wertvoll die Flugeismeldungen sind, so 
gering war auch leider ihre Zahl. Nur in einem strengen Winter gingen 209 
Meldungen ein, die über das Eisvorkommen im gesamten Ostseeraum erstmalig 
großzügigen Aufschluß gaben. Dagegen entfielen auf zwei andere strenge Winter 
nur 17 Flugeismeldungen, 
Trotz diesen insgesamt 146 Schiffsbeobachtungen und 226 Flugeismeldungen 
über die Eisverhältnisse in den offenen Seegebieten für strenge und sehr strenge 
Winter sind die in der offenen See gezeichneten Linien der Eisgrenzen noch als 
recht ungewiß zu bezeichnen. Für eine sichere Linienführung ist die Zahl der 
Beobachtungen noch zu klein und zu ungleichmäßig auf das große Seegebiet 
verteilt und die Anzahl der strengen Winter mit Beobachtungen aus der See 
noch zu gering. Das Gefühl für Wahrscheinlichkeit mußte hier über manche 
Lücke hinweghelfen. Dem kritischen Betrachter jedoch, dem der vom Kise be- 
herrschte Raum als zu groß und die dafür zitierten Winter als Ausnahmen er- 
scheinen mögen, sei zu erinnern gegeben, daß in früheren Zeiten, da der Schiffs- 
verkehr im Winter gänzlich ruhen mußte und man, wenn möglich, auf die Wege 
über das Eis angewiesen war, solche Zustände durchaus bekannt waren. Sie 
mögen im Zeitalter starker Schiffe und des Verkehrs durch die Luft in Ver- 
gessenheit geraten sein. Doch berichtet R. Jurva in dem oben genannten 
Werk, daß im Jahre 1269 der Verkehr von Öland über Gotland nach Estland 
im Schlitten über das Eis aufrechterhalten wurde, und auch Speerschneider 
erwähnt, daß man dreimal von Bornholm nach Schonen zu Fuß gehen konnte, 
zuletzt 1848, während die Strecke Dänemark— Mecklenburg im Winter 1640 mit 
Schlitten und Wagen befahrbar gewesen sei (l, 6.). 
Die Ergebnisse. 
Die Ergebnisse sind im Atlas in 31 Tafeln niedergelegt. Sie umfassen 
16 Karten über die mittleren Eisverhältnisse in den vier Wintertypen, wieder- 
gegeben in Dekaden, 4 Karten. über die Dauer der Vereisung in Linien von
	        
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