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Full text: 70, 1942

Prüfer, G.: Die Eisverhältnisse in d. deutschen u. d. ihnen benachbarten Ost- u, Nordseegebieten, 35 
Vereisung in den betrachteten Gewässern Nach solchen Mittelwerten überhaupt 
darzustellen, 
Aus diesen Erwägungen heraus wurden die Winter in vier Typen aufgeteilt 
und für jeden die zugehörigen Mittelwerte errechnet. Diese vier Typen wurden 
benannt: sehr strenge, strenge, mäßige und milde Winter. Die drei letzten Typen 
wurden unmittelbar definiert, auf welche Weise, sei weiter unten erörtert. Der 
erste, sehr strenge, Typus entstand folgendermaßen: Bei der Berechnung der 
Mittelwerte jedes Typus wurde gleichzeitig der zu ihm gehörige Wert der mitt- 
leren Streuung errechnet. Addierte man für jede Station zum Mittelwert der 
strengen Winter den zugehörigen Betrag der Streuung (in Richtung auf die 
ungünstigen Verhältnisse), so wurde der so erhaltene Wert als Datum des sehr 
strengen Winters bezeichnet, Damit wurde erreicht, daß die Werte des sehr 
strengen Winters einen Typus repräsentieren, der zwischen der Extremlage und 
dem Typus des mittleren strengen Winters liegt. Denn die Extremlage stellt 
einen Fall dar, der innerhalb der gesamten Beobachtungsperiode nur ein einziges 
Mal vorgekommen ist und zudem verschiedenen Wintern angehört hat, während 
der Typus des sehr strengen Winters einen noch häufiger eintretenden Fall dar- 
stellt,, da er ja aus den Werten .der mittleren Streuung abgeleitet wurde, und 
somit eher im Bereich der Möglichkeit liegt, 
Was nun die Definition jedes Wintertypus anlangt, so hätte es nahegelegen, 
den von Hellmann für die Charakterisierung von strengen und milden Wintern 
benutzten Begriff der Kältesumme auch hierfür zu verwenden®). Die Kältesumme, 
welche die Summe derjenigen täglichen Mitteltemperaturen darstellt, die unter 
0°C sind, wurde für die Betrachtung von Eisverhältnissen zuerst von Castens®) 
eingeführt. Speerschneider hat sie dann später in die jährlichen Berichte 
über die Eisverhältnisse in den dänischen Gewässern”) aufgenommen, wo sie für 
die repräsentativen Beobachtungsplätze tabuliert wird. Wenn wir hier jedoch 
der Definition unserer Wintertypen nicht die Kältesummen, sondern ein anderes 
Kriterium zugrunde legen, so hat das seinen Grund darin, daß die Kältesumme 
eines Winters nicht ganz dem Grade seiner Vereisung entspricht, und auf diesen 
kommt es bei der Klassifizierung der Winter ja gerade an. Die Vereisung hängt 
nämlich außer von der Kältesumme noch von einigen anderen Faktoren ab. 
Diese sind: 
' Die Geschlossenheit der Kälteperiode. Ein Winter mit einer Kältesumme A, 
die sich aus einer ununterbrochenen Reihe von Tagen mit mittleren 
Temperaturen unter 0°C zusammensetzt, bringt eine größere Vereisung 
hervor als ein Winter mit der gleichen Kältesumme A, die sich jedoch 
aus einzelnen Perioden mit Frosttagen, unterbrochen von Tagen positiver 
Temperaturmittel, ergibt, wenn man von den übrigen Faktoren absieht. 
Der Einfluß des Wärmevorrats des vorangegangenen Sommers. Ein 
Winter mit einer Kältesumme A und einem Wärmevorrat des voran- 
gegangenen Sommers B bringt mehr Eis hervor als ein Winter mit der 
gleichen Kältesumme A und. einem Wärmevorrat C, wenn B <C, und 
wenn man von 1 absieht. 
Ein dritter lokaler Faktor: ist die Tiefe des Gewässers, der hier bei der 
Betrachtung ein und desselben Gebietes fortfällt. 
Auf diese Faktoren, von denen die Vereisung außer von der Kältesumme 
abhängt, hat bereits J. Richter in seiner Arbeit „Die Vereisung der Beltsee 
und südlichen Osisee im Winter 1928/29%)“ hingewiesen und sie durch einige 
Beispiele belegt. Wir wollen hier den unter 2 genannten Faktor auf Grund einer 
33jährigen Beobachtungsperiode nochmals anschaulich darlegen. Wir bedienen 
uns hierbei für den Grad der Vereisung eines Begriffes, der von H. Oellrich 
auf Grund seiner langen Erfahrungen im Deutschen Eisdienst eingeführt und 
5) Hellmann, Über strenge Winter, Sitzungsberichte der Kgl. Preuß, Akad, d. Wiss,, Berlin 
1917; Über milde Winter, ebenda, Berlin 1918, — °%) Ann, d. Hydr. usw. 1906, H. 7, S. 325, — 
?) Isvorholdene i de Danske Farvande, Publ. f, d. Danske Met. Inst. Kopenhagen 1923—1930, ab 
1931 als Is- og Besejlingsforh. i de Danske Farvande, Kopenhagen fortgeführt. — ®%) Aus dem Archiv 
der Deutschen Secwarte. Bd. 52. Nr. 5. Hamburg 1933.
	        
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