394 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1942,
einer sehr erheblich größeren Schwankungsweite der Werte, Die Nächte sind
verhältnismäßig ruhig; am Tage steigen die Werte erheblich an mit einem
mittleren Höchstwerte in den Mittagsstunden. Offenbar ist hier stark mit maß-
gebend das Aufkommen des Seewindes, der allerdings ziemlich spät bis zum
Priwall durchdringt. Vielfach wird er erst in den späten Vormittagsstunden
den Priwall erreichen, wie das Beispiel der Abb. 10, Winddiagramm am 3. und
4. Juni 1939, zeigt, das den deutlichen Umschlag sogar erst um 13 Uhr erkennen läßt.
Maßgebend für den Durchbruch sind u, a. die Stärke des Gradientwindes,
die Stärke der Einstrahlung bzw. Ausstrahlung und die Stärke der Bewölkung,
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Abb. 10.
Es ist einleuchtend, daB bei schwachem Gradientwind der Temperaturunterschied
Land—See stärker wirkt und früher einen Seewind aufkommen läßt als bei
starkem.
Dieser Tagesgang ist auch bioklimatisch auszuwerten, Bekanntlich ist für
den- durch die Abkühlungsgröße gegebenen Wärmeentzug neben Temperatur
und Strahlung in erster Linie die Luftbewegung, der Wind, maßgebend, Man
muß also erwarten, daß der Winter im Gang der Abkühlungsgröße mehr gleich-
mäßig hohe Werte gibt mit geringerem Unterschied zwischen dem Nacht-, Vor-
mittag- und Nachmittagmittel. Demgegenüber müßten im Sommer die Unter-
schiede größer werden; besonders müßte sich aber zeigen, daß die Nachtmittel
im Sommer sehr milde Werte geben wegen der geringen Windgeschwindigkeit,
während die Tagmittel angenehme und erfrischende Kühlung im Verhältnis zum
Binnenlande anzeigen.
Aus Tabelle 2 entnehmen wir die Bestätigung.
Tahalle 2. Swinemünde: Abkühlungsgröße und Frigorimetermessungen
19302).
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Die See sorgt für einen Ausgleich; infolgedessen sind auch die mittleren
absoluten Maxima und Minima stark gemildert; im Vergleich mit Gebirge und
Tiefland kann man feststellen, daß an der See die Maxima und Minima dieser
Gebiete nicht erreicht werden?).
Vergleicht man die Mittelwerte des freien Landes, so kann man feststellen,
daß die Werte der Abkühlungsgröße des Landes im Winter, Frühling (bis April)
und Herbst (schon von August an) über den Seeküstenwerten liegen, während
die Hochsommerwerte auf dem Lande niedriger sind, Die Seekurven zeigen den
niedrigsten Wert der Abkühlungsgröße im August an, während das Land das
Minimum im Juni/Juli zu haben scheint, Hier liegt, zusammen mit den milden
Nächten des Sommers bzw. Nachsommers, ein charakteristischer Unterschied
gegenüber Land und Gebirge vor, der die relative Milde des Nachsommers bzw.
ı) H, Schroeder, Klimatischer Witterungsbericht für 1930 der klimatologischen Station der
Badeverwaltung Swinemünde. — ?) H. Voigts, Messungen der Abkühlungsgröße in Lübeck-Trave-
münde Meteorol. Zeitschr. 1938. 8. 21 bis 37.