Voigts, H.: Winduntersuchungen in der Lübecker Bucht usw. 389
von E. Sydow in Wyk/Föhr!) festgestellte Abkühlungstemperatur. Die Skalen
sind so nebeneinandergestellt, daß etwa gleiche Bereiche der Katathermometer-
skala von Conrad und der Frigorigraphenskala von Pfleiderer sich decken.
Man findet, daß beide Kurven sich im großen und ganzen entsprechen. Dies
Ergebnis stand nicht von vornherein fest, weil beide Instrumente, Katathermo-
meter und Frigorigraph, auf verschiedenen
Grundprinzipien beruhen: Das Katathermo-
meter ist nach dem Prinzip der konstanten
Temperatur konstruiert, während bei dem Fri-
gorigraphen das Prinzip der konstanten Hei-
zung angewandt ist, wobei die Heizung
möglichst genau unseren Hautverhältnissen
entsprechen soll. In letzterem Fall ist also
die Oberflächentemperatur veränderlich, und
diese wird als Abkühlungstemperatur regi-
striert. Ein weiterer Unterschied liegt darin,
daß die Katathermometermessungen im Schat-
ten stattfinden, während der Frigorigraph die
Strahlung voll berücksichtigt.
Man kann auch aus der Abb. 3 ablesen,
in Übereinstimmung mit anderen Beobach-
tungen, daß die Monate August bis Dezember
im Südwestwinkel der Ostsee milder sind als
an der Nordsee, Wesentlich ist ferner, daß
diese Kurve deutlich erkennen läßt, wie gut sich mit verschiedenen Methoden
festgestellte Werte der Abkühlungsgröße und Abkühlungstemperatur ergänzen,
Vergleichen wir nun den mittleren Jahresgang der Windgeschwindigkeit um
14h mit der Kurve der mittleren mittäglichen Abkühlungsgröße (1928/1937)
in Lübeck-Travemünde?), dann erkennt man hier doch engere Beziehungen
der beiden Kurven als bei den Monatsmittelwerten. So findet sich z.B. das
Maximum der Windgeschwindigkeit Mitte Januar auch in der Abkühlungsgröße
wieder, desgleichen Anfang Februar, Mitte März, Anfang und Ende April, Anfang
Juli, um den 10. und Ende Juli, im letzten Sep-
temberdrittel, im ersten Oktoberdrittel, Ende
November und Ende Dezember; aber es finden
sich auch Abweichungen, wie z. B. bei dem ersten
großen Märzmaximum der Abkühlungsgröße, das
nicht durch Wind, sondern durch Einbruch von
Kaltluftmassen verursacht ist. .
Der Kampf der Luftmassen in den Über-
gangsjahreszeiten zeichnet sich ab in den starken
Schwankungen der Windgeschwindigkeit. Ferner
ist der Einsatz der sommermonsunartigen Zeit
erkennbar durch das plötzliche Ansteigen der
Windgeschwindigkeit. Die „Gestrengen Herren“
(um den 9. Mai) geben keine hervorstechenden
Punkte,
Bemerkenswert ist auch ein Vergleich zwischen der Sommerkurve der Wasser-
temperatur (Abb. 5) und der Windkurve. Die Wassertemperaturkurve in der See-
badeanstalt zeigt zunächst ähnliche Schwankungen, wie sie auch im Temperatur-
mittel vorhanden sind, nur daß diese Schwankungen schwächer sind, da das Wasser
ausgleichend wirkt. Aber im Juli erkennen wir zwei scharfe Einschnitte, die
nicht nur durch Temperaturschwankungen bedingt sind; sie können in dieser
Schärfe des Umspringens auch gar nicht durch die Lufttemperatur allein hervor-
gerufen werden. Hier liegt der Grund in einem plötzlichen Umspringen der Wind-
1O3ELT07 8
E. Syvdow, Untersuchungen über die Abkühlungsverhältnisse an der Nordsee. Balneologe
1938 5. 206, — 2) H. Voigts, Messungen der Abkühlungsgröße in Lübeck-Travemünde. Meteorol.
Zeitschrift 1935 8. 23.