Kalle, K.: Über die innere thermische Unruhe des Meeres. 387
Zustandes bei ideal ruhiger Wetterlage in 4.9 und 7 m Tiefe, die beiden letzten
die Messungsergebnisse in den gleichen Tiefenstufen nach Aufkommen einer
starken Brise und Entwicklung eines entsprechenden Seeganges. Während die
zuerst gewonnenen Kurven sich durch ihren verhältnismäßig ausgeglichenen
Verlauf auszeichnen, tritt bei den späteren Kurven die zusätzliche kurzperiodische
thermische Unruhe augenfällig in die Erscheinung. Es sei sogleich betont, daß
diese kurzperiodische Unruhe nicht durch etwa auftretende Schiffsbewegungen
nur vorgetäuscht ist. Dieser Effekt ist von wesentlich geringerer Größenordnung.
Ein typisches Beispiel einer bei starkem Seegang gemessenen Reihe bietet
Abb. 11. Allerdings besteht in diesem Fall die Möglichkeit, daß die kurz-
periodischen Zacken zu einem Teil durch die Schwankungen des Schiffes in
ihrem Verlauf beeinflußt sind.
Fassen wir abschließend das wesentliche der mit der Schlierenmeßmethode
erstmalig erzielten und in Abb, 3 bis 11 niedergelegten Temperaturschwankungs-
kurven zusammen, so erhalten wir folgendes bemerkenswerte Ergebnis, dem
zweifellos allgemeine ozeanographische Bedeutung zukommt. Die bisher in der
ozeanographischen Forschung üblichen „Stichproben verfahren“ mittels Wasser-
schöpfern und Quecksilberthermometern sowie die Messungen mit widerstands-
elektrischen Thermographen, die stark zu Mittelwertsbildungen neigen, verleiten
dazu, sich ein wesentlich in sich ausgeglicheneres und stabileres Bild von dem
inneren Aufbau der ozeanischen Wassermassen zu machen, als es unter natür-
lichen Verhältnissen selbst bei extrem ruhigen Witterungsverhältnissen in der
Tat vorhanden zu sein scheint. Mittels der Schlierenmeßmethode ergeben sich
Schwankungen, die Perioden von 15 Sekunden bis zu mehreren Minuten auf-
weisen. Die bisher gemessenen größten Amplituden lassen sich auf Grund des
den Temperaturschwankungen zugehörigen thermischen Aufbaues der Wasser-
massen zu 2!/; m schätzen. Übertragen wir die zunächst nur punktförmig vorge-
nommenen Messungen der inneren thermischen Unruhe des Meeres auf die der
Natur zugrunde liegenden räumlichen Verhältnisse, so müssen wir mit einer
beträchtlichen Aufrauhung der „Isoflächen“ im Innern der ozeanischen Wasser-
massen rechnen. Zu dem Seegang an der Oberfläche und den internen Wellen
großer Perioden kommt als Neues ein kürzer periodischer eigengesetzlicher See-
gang innerhalb des Meeres. Wieweit hieran wellenförmige rein periodische
Wasserschwankungen oder mehr turbulenzartige wirbelförmige Durchmischungen
der Wassermassen beteiligt sind, muß späteren eingehenderen Untersuchungen
vorbehalten werden.
Winduntersuchungen in der Lübecker Bucht
unter besonderer Berücksichtigung bioklimatischer Fragen.
Von Meinrich Voigts, Lübeck. ;
Zusammenfassung: Es wird in folgender Arbeit auf Grund der vorliegenden 10jährigen Wind-
messungen auf dem Priwall bei Lübeck-Travemünde zunächst der mittlere Jahresgang der täglichen
Windstärke (14b) berechnet, um auf diese Weise festzustellen, zu welchen Zeiten die Wahrscheinlichkeit
starker Winde besonders groß ist und welche Zeiten besonders starke Schwankungen erwarten lassen,
Diese Kurve wird mit einer in der Meteorol. Zeitschrift 1938 Heft 1 veröffentlichten Kurve der mit
Katathermometer festgestellten Abkühlungsgröße verglichen. Ferner wird die Monatsmittelkurve 14%
mit der Mittelkurve der AK verglichen,
An Hand der Kurve der Wassertemperatur wird gezeigt, daß auch hier im Oberflächenwasser
die Windbewegungen starken Einfluß haben.
Schließlich werden die Windrichtungen an den Stationen der Lübecker Bucht verglichen und
die Ablenkungscharakteristiken gezeichnet, Das sich hierin andeutende Bild über die Windverhält-
nisse der Lübecker Bucht wird Lesprochen,
In Abschnitt II wird der mittlere Tagesgang der Windgeschwindigkeit in den einzelnen Monaten
auf „dem Priwall bei Lübeck-Travemünde erörtert in Verbindung mit einigen bioklimatischen Be-
merkungen.
Den Anlaß zu vorliegender Arbeit gab die Beobachtung, daß an den Stationen
der Lübecker Bucht die Ergebnisse der Windmessungen und Schätzungen so
starke Abweichungen aufwiesen, daß man diesen Unterschieden einmal nachgehen