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Full text: 70, 1942

Wedemeyer, A.: Azimuttafeln, -meßkarten und -diagramme. 377 
nur die richtigen Namen der amtlichen Karte zitieren. Prüfer hat nicht be- 
merkt, daß der Azimutgleichenbüschel in seiner Meßkarte durch +1 diesen 
Lambertschen Kreisen entspricht, die man durch Inversion in Gerade um- 
wandeln kann. Ausführlich behandelt das Weirsche Netz Wedemeyer in 
Winkeltreue Kartennetze, aus dem Archiv der D. Seewarte 55 2, Berlin 1936. 
Um das Azimut eines Sterns oder eines Funkfeuers zu finden, verlegt man 
den Ort des Sterns oder des Funkfeuers auf den Nullmeridian der Meßkarte. 
Vom Schiffsort (g, t oder 4A) aus zieht man eine Gerade nach dem Sternort 
(d,t=0) oder dem Ort des Funkfeuers (g, A414 = 0) und liest mit einem Winkel- 
messer den Winkel ab, unter dem die Gerade (d.i. die Azimutgleiche) den Null- 
meridian schneidet, und zwar an der dem eigentlichen Dreieck Pol—Schiff—Stern 
abgewandten Seite. Man muß also oft eine lange Gerade ziehen und dann noch 
ein Meßgerät benutzen. Papierverzerrungen wirken sich ungünstig aus, da der 
Schiffsort verschoben und damit die Gerade verdreht und der Schnittwinkel 
gefälscht wird. Am Schreibtisch bei gutem Licht 1äßt sich die Zeichnung leicht 
scharf genug ausführen, jedoch nicht an Bord eines Schiffes. Der Nullmeridian 
trägt eine Tangensteilung, kann daher nur in kleinem Maßstab bis = 60° ge- 
zeichnet werden. H. Maurer hat 1931 aus der Meßkarte ein kleines Stück ver- 
größert, das zur Funkortung bestimmt war. Da die Ortung auf 44 = 30° be- 
schränkt werden sollte, war die Vergrößerung zulässig, Von der Front wurde 
auch diese Karte abgelehnt. Die Breitenellipsen sind nach dem Aquator zu 
konkav gekrümmt, was dem Seefahrer nicht behagt, Klose hat ebenfalls 1936 
eine Vergrößerung für die Luftfahrt hergestellt und gezeigt, wie man zwei 
Azimutgleichen zum Schnitt bringen kann. Mir ist nicht bekannt geworden, daß 
Kloses Karte im Kriege benutzt ist. Weder im Flugzeug, noch im Seeschiff 
will man den Verlauf der Azimutgleiche kennen, sondern nur ein kleines Stück 
davon, d. i. die Standlinie, die man bequemer in eine Seekarte u. dgl. eintragen 
kann. Die Kenntnis der Azimutgleichen war für theoretische Untersuchungen 
über die Genauigkeit der Funkortung notwendig. Ihre Theorie ist von mir in 
den Ann. d. Hydr. 1910 und an anderen Stellen entwickelt worden und kann als 
abgeschlossen gelten. Einen Bedarf an Karten mit geradlinigen oder kreis- 
förmigen Azimutgleichen hat die Praxis nicht. 
Bei der astronomischen Ortung kennt man die Höhe des Gestirns. Man 
könnte dort Azimutmeßkarten verwenden, die a aus %, ö,h liefern. Runge gibt 
in seinen: „Graphischen Methoden“ eine solche Karte an, in der a mit einem 
Winkelmesser abgelesen wird. Die Netzlinien sind Ellipsen, J. Grambow (f) 
konstruierte 1938 ein Netz, in dem die g- und h-Kurven Ellipsen sind. Durch 
geeignete Wahl der Maßzahl kann man die Außenellipse in einen Kreis um- 
wandeln. Dann ist diese Meßkarte für beschränkte Zonen brauchbar. Da aber 
lange Linien gezogen werden müssen, scheidet sie für Bordgebrauch aus. Diese 
Karte leitet zu Meßkarten über, die dort benutzt werden können, wo das Weirsche 
Netz unbrauchbar wird, nämlich in der Polarzone. 
Azimutmeßkarten für die Polarzone gewinnt man durch Inversion des Weir- 
schen Netzes vom Mittelpunkt (p = 0, 41=0) aus. Für die Schroeder-Strantz- 
Expedition hatte ich ein solches entworfen. Die Azimutgleichen waren Kreise 
durch den Nordpol; sie waren also der geometrische Ort für einen konstanten 
Winkel über einer Sehne auf der X-Achse. Dabei ergab sich, daß dies Netz dem 
Lambertschen Netz mit dem Halbmessergesetz Q = tang? p/2 überlegen war, das 
die Azimutgleichen als Kreise über Bogen des Einheitskreises darstellte (wie in 
der Ebene)!). Da die Kreise mit Bordmitteln nur ungenau, zuweilen überhaupt 
nicht gezeichnet werden können, sind diese Karten für die Praxis wenig brauch- 
bar. Um den Kreis punktweise zu zeichnen, muß man den Kunstgriff verwenden, 
den Cassini (1770) zur praktischen Lösung der Aufgabe der vier Punkte an- 
gegeben hat. G. Prüfer leitet in den Ann. d. Hydr. 1941, S. 331/2, aus der 
Kotangensformel ein Netz aus g-Hyperbein und 41 Meridianen ab, das sich nur 
in der Bezifferung von dem Weirschen Netz unterscheidet. Für kleine 42 ist 
. Vgl. Ann. d. Hydr. 1918, S. 209, A. Wedemeyer: Das Kartennetz von Lambert-Littrow 
und das transversale stereographische Kartennetz als Azimutmeßkarte.
	        
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