362 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1942,
Schiffsführung, 3. Auflage, 1938. Kritische Untersuchungen über die Azimut-
diagramme sind vor einiger Zeit von J. Gram bow (s) gegeben worden. Von
den ausführlichen neueren ausländischen Tafeln verdienen die amerikanischen
des Hydrographic Office erwähnt zu werden (4).
Von den neueren Geräten seien genannt:
i. Der Azimutrechenstab von R. Neltin gg (6).
2, Der Höhenrechenschieber, mit dem über das Azimut auch die Höhe
gerechnet werden kann (6).
3. Das von der Deutschen Seewarte entwickelte Azimutrechengerät.
Es entsteht angesichts der Fülle von Tafeln und sonstigen Hilfsmitteln die
berechtigte Frage, ob es notwendig ist, noch eine neue Form von Azimut-
diagrammen zu entwickeln. Es schien dem Verfasser aber notwendig und be-
rechtigt, denn alle bisherigen Hilfsmittel haben — wie schon eingangs erwähnt —
noch Mängel und Nachteile; auch gelten sie meist nur für einen beschränkten Bereich,
Das Ziel der neuen Azimutdiagramme mußte es somit sein, ein Verfahren
zur Azimutbestimmung zu entwickeln, daß nicht nur allen Anforderungen der
nautischen Praxis genügt, sondern auch alle bisherigen Methoden an Einfachheit,
Bequemlichkeit und Schnelligkeit übertrifft, ohne deren Nachteile zu besitzen.
Somit müssen an die neuen Azimutdiagramme die folgenden Anforderungen
gestellt werden:
Vollständigkeit und überall gleichmäßige Genauigkeit der Azimute, bei
sorgfältiger Ablesung 0.1° bis 0.2°.
Herabsetzung der Schaltarbeit auf ein Minimum,
Kein Zeichnen von Linien, Kurven oder Ablesen von Winkeln.
Gültigkeit für alle t und alle d sowie alle praktisch vorkommenden
Breiten,
Einfachste Gebrauchsregeln; Vermeidung aller Vorzeichenregeln.
6. Einfachstes Aufschlagen (möglichst wenig umblättern).
Verzichtet werden kann auf alle Azimute mit Höhen über 80°,
Die probeweise nach den genannten Vorschlägen des Verfassers von der
Deutschen Seewarte 1941 herausgegebenen Azimutdiagramme erfüllen alle diese
Anforderungen. Sie haben eine so günstige Beurteilung gefunden, daß sie nun-
mehr in erweitertem Umfange für alle Breiten in Vorbereitung sind.
Im folgenden wird die Entstehung und Eigenart dieser neuen Diagramme
besprochen werden.
2. Die Azimutdiagramme in den Höhengleichendiagrammen,
In den von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Höhengleichen-
diagrammen sind vom Verfasser dieses Aufsatzes bereits neue Azimutdiagramme
entworfen, die als Vorläufer der endgültigen Azimutdiagramme zu betrachten
sind (7). Aus ihnen kann bei bekanntem Stundenwinkel das Azimut sofort — ohne
jegliche weitere Rechnung — abgelesen werden, Dies wird dadurch ermöglicht,
daß für feste ausgewählte Sterne mit den Koordinaten t und @ die Kurven
Az = konst von 1° zu 1° gezeichnet sind. Die Einschaltung kann dann mühelos
auf wenige zehntel Grad erfolgen. Abb. 1 (s. S. 363) gibt einen Streifen eines
solchen Diagramms für den Stern Sirrah für die Breiten 25° N bis 35° N und die
Stundenwinkel 2b 0m bis 4h 0m,
Da aber bei dieser Darstellung alle Azimutgleichen nach dem Punkt 9 = ö
konvergieren, mußten die Azimutdiagramme in Streifen zerschnitten werden, die
verschieden stark verkleinert sind, um an allen Stellen eine annähernd gleiche
Ablesegenauigkeit zu ermöglichen. In dem genannten Konvergenzpunkt laufen
alle Kurven zusammen, der Stern steht dann im Zenit.
Die Ablesung des Azimutes bei diesen Diagrammen ist die überhaupt denkbar
einfachste. Der Nachteil dieser Darstellung ist nur der, daß sie nur für die in
den Höhengleichendiagrammen vorkommenden Sterne gelten. Trotz einfachster
Form erfüllen sie also nicht die obige Forderung 4. Wenn es auch nicht schwer
wäre, sie für die meisten wirklich beobachteten Sterne zu erweitern, so würden
sie immer noch nicht für Sonne, Mond und Planeten gelten,