Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1942,
Betrachten wir zunächst die Jahreszahlen! Bei beiden Arten von Extremen
sind unverkennbar Häufungsstellen vorhanden: bei den zu kalten um 1790
und 1835, wo die Extreme binnen 25 Jahren 3- bzw. 4mal eintraten — und bei
den zu warmen um 1800 und 1900. (Es wäre nicht unwahrscheinlich, wenn jetzt
für die abnorm kalten Januare eine neue Häufungsstelle um 1930 einträte!) —
Die mittlere Epoche ist für die kalten Januare 1825 bzw. 1854 für die zu warmen,
mit einer Streuung von ungefähr 30 Jahren. Dabei ist noch hervorzuheben, daß
um 1830 herum beide Arten extremer Januare vorgekommen sind; eine Eigen-
tümlichkeit, die sich auch sonst gelegentlich geltend macht und mit allmählichen
Verschiebungen der Aktionszentren jedenfalls micht erklärt werden kann, die
man jetzt mit Vorliebe für das Wachsen der Mitteltemperatur in den letzten
Jahrzehnten herangezogen hat!
In bezug auf die Nachbarmonate verhalten sich die beiden Januar-Arten
sehr verschieden, Während der absolute Abfall bzw. Anstieg bei den abnorm
kalten Januaren 5.7° bzw. 7.3° beträgt, ist er bei den abnorm warmen 1.5°
bzw. 2.3°. Im letzteren Fall sind also die 3 Wintermonate ziemlich gleich-
temperiert, während die extreme Kälte sich viel enger auf den Januar konzentriert,
Nach dem alten Grundsatz, daß die Jahrestemperatur in unseren Breiten vor-
nehmlich vom Winter bestimmt wird, waren die Jahre mit extrem kaltem Januar
auch fast stets bedeutend zu kalt, die mit extrem warmen zu warm — hier aber
mit einer bemerkenswerten Ausnahme: 1902, das um 1.2° zu kalt war. Man
darf eben die Streuungen nicht vergessen, wenn man nur mit Mittelwerten zu
rechnen gezwungen ist,
Was die vorhergehenden und folgenden Januare betrifft, so ging im Mitte)
den kältesten Monaten ein normaltemperierter Januar vorher — aber bei der
großen Streuung will das für den Einzelfall nichts besagen! Umgekehrt
gingen den zu wärmsten Januaren etwas zu kalte voran und folgten ihnen, mit
derselben Restriktion zu nehmen.
In der Spalte U (Unterschiede: wärmste — kälteste) der Tab. 1 kommt die
„Ausgleichstendenz“!) deutlich zum Ausdruck: während sich die extremen Januare
um fast 12° unterscheiden, tun es die Dezember nur um 41/,° und die Februare
nur wenig über 2°2),
3. Extreme Februare. In gleicher Weise sind in Tab. 2 die 10 wärmsten und
kältesten Februare der Wiener Reihe zusammengestellt.
Tabelle 2. Die 20 extremsten Februare der Wiener Temperaturreihe (1775—1939).
Die 10 kältesten Februare (unter — 4°) A Die 10 wärmsten Februare (über 4°)
"1803, 14, 29, 35, 42, 58, 65, 70. 95, 1929). (1779, 83, 94, 18517, 43, 67, 69, 1903, 25, 26).
Januar ........
*ebruar .......
Winter‘) ......
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Jahr ........,
Jahr®) ........
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- 381°
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4,57
5.29
1,76
1,68
321
1.06
4) T. = Mitteitemperatur. — 2) Str. = Streuung. — 3) A. v. MM, = Abweichung vom 165jähriwen
Mittel. — *) Winter = Dezember des Vorjahres bis Februar. — %) 1, Vj. = erstes Vierteljahr, — °) Vor-
hergehendes Jahr, — 7) Februar des vorhergehenden, — %) Februar des folgendes Jahres. — ®) U. = Unter-
schied beider Extreme. — Ohne Vorzeichen: positive Werte.
Wir finden manche Ähnlichkeiten mit den Verhältnissen, wie sie bei den
extremsten Januaren vorliegen, insbesondere, daß auch die Nachbarmonate wie
auch das Jahresmittel selbst im gleichen Sinne vom Durchschnitt abweichen.
Auch sind die folgenden und vorausgehenden Februare ziemlich normal temperiert,
2) Vgl. 0. Meißner, Beharrungs- und Ausgleichungstendenz, Zschr. f. angew. Met. 59 (1942),
Heft 1, S. 25ff. — 2) Eıne kürzer gefaßte Arbeit über die strengsten Berliner Wintermonate habe
ich in der Zeschr, f, angew. Met. 57 (1940), S. 129 ff., gegeben.