Portig, W.: Die Jahresmittel der Temperaturreihe von Prag. 347
hier von der veränderten Abgrenzung des Jahres kein Gebrauch gemacht werden.
Es sei aber künftigen Bearbeitern dringend empfohlen, auch die Jahresmittel
von Dezember bis November zu berechnen.
Es wurde noch untersucht, welche der benutzten Perioden in dem Sinne
einer Verschlechterung des Resultats wirken. Es sind dies
in Klasse a P,, und der Sonnenfleckenrhythmus,
in Klasse b Ps,
in Klasse c P,,, P,3 und der Sonnenfleckenrhythmus,
in Klassed alle Perioden gleichmäßig beteiligt.
Umgekehrt wirkt P,, in den meisten Fällen in der richtigen Richtung. In diesem
Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß E. Dostall) in den Jahresmitteln
der Temperatur von Berlin durch Periodenanalyse nach der Fuhrichschen Auto-
korrelationsmethode als einzige durch das ganze Material wirklich persistente
Periode eine solche von 13.3 Jahren findet, Allerdings entgeht ihm durch diese
Methode die wesentlichere Periode von 26 Monaten Dauer, die sich in 13 Jahren
sechsmal wiederholt,
Die einzelnen Fälle der vier betrachteten Fehlerklassen verteilen sich nicht
gleichmäßig über das gesamte Beobachtungsmaterial. Während die Klasse b
(T unternormal, kleine Fehler) ziemlich gleichmäßig verteilt ist und a (T über-
normal, auch kleine Fehler) nur ein schwaches Häufungsmaximum um 1800 und
gegen 1880 hat, sind Fälle der Klasse c in der Epoche 1836 bis 1902 überhaupt
nicht vorhanden, während sich Klasse d fast nur auf gerade diese Epoche
beschränkt und vor 1813 überhaupt nicht vorkommt. Diese Unterschiede liegen
zum weitaus größten Teil daran, daß das Säkularminimum der Temperatur, das
in der Mitte des vorigen Jahrhunderts lag, durch die Näherungsformel der
Temperatur nicht in seiner vollen Tiefe erfaßt wird.
Für die übrigen Fehler, die nicht in die vier Klassen a—d hineingehören,
ließen sich noch weniger Gesetzmäßigkeiten finden. Insbesondere ergeben sich
auch für die 7 Fehler, die den Betrag von 1.2° erreichen oder überschreiten,
keine Anhaltspunkte dafür, warum so große Abweichungen des errechneten von
den beobachteten Werten entstanden sind. Daraus folgt:
Es gibt Einflüsse, die sich durch die hier angewandte Methode der Perioden-
analyse nicht erfassen lassen und die das Jahresmittel im äußersten Fall um 1.5°
gegenüber den streng periodisch gebildeten Werten abweichen lassen können,
Diese Einflüsse sind in scharfer Ausprägung so selten, daß man sagen kann,
die Annahme einiger persistenter Wellen als quasi einzige Ursache der Ver-
schiedenheit der Jahresmittel hat sich vorläufig bewährt. Es ergeben sich nun
folgende Probleme:
1. Wie äußern sich die gefundenen Perioden in den Temperaturreihen
anderer Stationen?
Wie äußern sich die gefundenen Perioden in den anderen meteorologi-
schen Elementen?
3. Welches sind die Ursachen der Perioden?
Verf. hat nicht die Absicht, diese Probleme demnächst in Angriff zu nehmen,
sondern die Prager Reihe noch weiter auszuschöpfen.
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G. Zusammenfassung der wichtigster Ergebnisse,
Aus Abschnitt A, Extreme der Jahrestemperatur.
Die Differenz zwischen dem wärmsten und kältesten Jahresmittel der Tempe-
ratur in Prag beträgt in dem betrachteten Zeitraum (1775 bis 1941) 5.239, d, i.
die Differenz der Jahre 1794 (11.60°) und 1799 (6.37°). Die Extreme häufen
sich Anfang des 19, Jahrhunderts, während die Epoche 1872 bis 1933 frei von
besonders extremen Jahresmitteln ist.
In den Extremjahren zeigt sich ein Rhythmus, der etwa dem der Brückner-
Schwankung entspricht, wobei das extrem kalte Jahr dem warmen nach etwa
fünf Jahren folgt,
1, Gerl. Beitr, z. Geophys. 55 (1939), S. 374 bis 410.