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Full text: 70, 1942

Portig, W.: Die Jahresmittel der Temperaturreihe von Prag. 341 
die das gleiche Vorzeichen wie die periodeneigene hat. Man kann also selbst 
bei einer persistenten, mit konstanter Amplitude laufenden Periode nicht erwarten, 
daß sie sich in jeder Phase und in jedem Zyklus dem Wettergeschehen aufprägt. 
Vielmehr wird sie in dem einen Fall entwieklungshemmend, im anderen ent- 
wicklungsfördernd oder sogar auslösend wirken. Als Beispiel sei ein Fall des 
Wetterdienstes genannt: Wenn die Atmosphäre vormittags stark feuchtlabil 
geschichtet ist, genügt eine geringe Temperaturerhöhung am Boden, wie sie 
mittags durch die tägliche Periode hervorgerufen wird, um die Energien aus- 
zulösen, die dann zur Umlagerung und eventuell zum Gewitter führen. Sind die 
Voraussetzungen andere, so hat die gleiche tägliche Periode andere Wirkungen. 
Wenn man diese Einschränkungen gegenüber der Wirksamkeit von Perioden 
machen muß, kann man nicht erwarten, daß die Addition der Perioden stets 
zu sinnvollen Ergebnissen führt. Sie tut das vielmehr nur dann, wenn mehrere 
dieser Perioden im gleichen Sinn wirken, Wirken sie sich entgegen, so können 
sie sich aufheben und das Wetter verändert sich nur nach seinen inneren Gesetz- 
mäßigkeiten. Da aber der Wetterablauf, der ohne äußere Einwirkungen allein 
aus den Anfangsbedingungen folgt, auch irgendeine Änderung bringt, neigt man 
dann dazu, eine der Perioden als wirksam, die andere als unwirksam zu bezeichnen, 
während sich in Wirklichkeit ihre beiden realen Wirksamkeiten gegeneinander 
wegheben. Noch verwickelter werden die Verhältnisse, wenn man nicht Augen- 
blickswerte, sondern Mittelwerte über längere Zeiträume (wie hier z. B. Monats-, 
Vierteljahrs- und Jahresmittel) betrachtet. Dann gibt es nicht nur die Mög- 
lichkeit, daß sich entgegengesetzte Perioden realiter wegheben, sondern es kann 
die eine im Anfang, die andere gegen Ende des Zeitraums wirksam sein, so 
daß sie sich nur im Mittel wegheben. Es ergibt sich daraus die Schlußfolgerung, 
daß man nur aus dem Umstand, daß ein Monatsmittel nicht in ein Perioden- 
schema hineinpaßt, nicht die Realität der Periode verneinen darf. Als Beispiel 
sei erwähnt, daß der April 1800 in Prag ebenso warm war wie der Juli 1844 
und fast 18° wärmer als sein unmittelbarer Vorgänger, März 1800, ohne daß 
es deshalb jemandem einfallen würde, den jährlichen Temperaturgang — die 
beste meteorologische Periodizität — zu bezweifeln. 
Obwohl also Bedenken gegen die Addition von Perioden bestehen, wollen 
wir sie probeweise durchführen. Ergibt sich dann eine hinreichende Überein- 
stimmung mit der beobachteten Wirk- 
lichkeit, so ist damit nicht nur unsere 
Arbeitshypothese persistenter Wellen 
gerechtfertigt, sondern darüber hinaus 
gezeigt, daß mit der Erfassung der ver- 
wendeten Perioden alle wesentlichen 
Faktoren der Temperaturbildung er- 
faßt worden sind. Für die Konstruk- 
tion der Jahresanomalien sollen die 
Werte folgender Perioden ohne jede 
Ausgleichung verwendet werden: P,;, 
Pas: Pıs. Piz und P,,. Die kurzen Pe- 
rioden P,, P;, Ps und P; sind schon 
voll in den unausgeglichenen längeren 
Perioden enthalten, Außerdem werden 
noch die additiven Korrektionen angebracht, die sich aus den Sonnenflecken- 
maximis ergeben. Wir vergleichen nun diese konstruierten Werte mit der 
Abweichung des wahren Jahresmittels vom 33jährig ausgeglichenen. Zwischen 
diesen beiden Wertereihen (die also beide Anomalien darstellen) ergibt sich ein 
Korrelationskoeffizient von + 0.67, der naturgemäß nicht in allen Teilen der 
Reihe diesen Betrag hat. Vielmehr ist der Zusammenhang zwischen den beob- 
achteten und errechneten Jahresmitteln stramm in der Epoche 1836 bis 1880, 
wenig stramm dagegen um 1820 und von 1880 bis 1920. Danach, also in der 
Gegenwart, scheint der Zusammenhang wieder strammer zu sein, Abb. 11 gibt 
die Kff. aus 15 Jahre langen sich 5jährig überschneidenden Zeiträumen, also 
1791 bis 1805 (= 1798), 1796 bis 1810 (= 1803) usw. 
Fi
	        
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