Schott, G.: Die Grundlagen einer Weltkarte der Meeresströmungen, 8339
Alaska (Washington 1931) sagt darüber S. 14: „In the Aleutian Islands passages
as far as Attu reports agree that the current almost always flows in the Bering
sea. There are many reports of strong currents in all the passages in this
direction and almost none in the opposite direction. Southward of the Aleutian
Islands there is often a current toward them and all the passes“. Ganz über-
einstimmend hiermit bemerkt Th. G. Thompson?!) in einem Abschnitt über die
Zirkulation im nördlichen Stillen Ozean, daß mit der Annäherung an die Alaska-
Halbinsel und die Aleuten die Strömung nordwestlich und westlich wird. Er
weist darauf hin, daß grade im Winter westwärts bestimmte Dampfer mit Vorteil
diese Strömungen ausnützen, indem sie durch die Unimak-Durchfahrt gehen;
sie werden dann nördlich von den Inseln bis Attu durch Versetzungen nach W
gefördert, im westlichen Bering-Meer aber durch solche nach SW und S und sie
kommen auf diese Weise manchmal fast 4 Tage (!) früher nach Japan als auf
dem Wege südlich von den Aleguten,
Hiernach ist es an der Zeit, die in den letzten zwei Jahrzehnten vielfach
aufgekommene Vorstellung, daß aus dem gesamten Bering-Meer durch die
Aleuten-Straßen hindurch die Meeresströmungen wie ein breiter Vorhang in
geschlossener Front nach Süden bis 40° N-Br. gehen sollen, endlich wieder
aufzugeben. Diese auf A. Merz?) zurückgehende, durch Hans F. Meyer auch
in den Atlas des Bibliographischen Institutes, Leipzig, und sogar in Schul-
atlanten wie z. B. im Sydow-Wagner eingedrungene Darstellung steht zudem
in Widerspruch mit allem, was wir von den Bewegungen im zentralen, östlichen
und nördlichen Bering-Meer wissen. Durch die Bering-Straße strömt das Wasser
so gut wie ständig nach Norden mit 2 Kn Geschwindigkeit; auf diese Weise er-
hält das nördliche Polarbecken schon an der Oberfläche Zufluß für das auf
der atlantischen Seite abziehende Wasser und Eis. Diese Nordströmung wird
auch von allen Praktikern wie z. B. von den Walfängern®) bestätigt. Bewegungen
nach SW im westlichen Bering-Meer besonders aus den großen Buchten heraus
sind damit natürlich gut vereinbar. —
Im äquatorialen Stillen Ozean möge die Aufmerksamkeit auf die Strom-
darstellung am westlichen und am östlichen Ende dieses Meeres gerichtet werden.
Für die Westseite, für die Gewässer zwischen den Philippinen und Neu-Guinea,
liegt ein ausführlicher Aufsatz‘) vor, der eigenartige, dynamisch lehrreiche
Vorgänge aufgehellt hat. Die Weltkarte kann allerdings aus zeichnerischen
Gründen von diesen Verhältnissen nur die wichtigsten bringen. Nahe der Ost-
seite des Ozeans, im Gebiete der Galapagos-I.?, verdienen die im Nordwinter,
besonders aus März-Monaten, bekannten Versetzungen nach Osten — mitten im
Südäquatorialstrom — Beachtung. Auch im Atlantischen Ozean treten, aber
nur sehr selten, in entsprechender ganz geringer S-Breite solche Ostströme
vorübergehend auf. Hier aber ist dieser im strengen Wortsinn äquatoriale
„Gegenstrom‘“ im März unter 20 Jahren in 10 Jahren gemeldet, also mit einer
Häufigkeit von 50%. Eine Randbemerkung auf der Weltkarte weist auf die
häufigen Ost-Versetzungen hin, welche zweifellos eine analoge Erscheinung zu
den in den letzten Jahren viel erörterten SO- und S-Versetzungen des Nifio-
Stromes der nordperuanischen Küste während der Zeit Weihnachten bis Ostern
darstellen und mit ihnen in ursächlichem Zusammenhang vielleicht stehen.
Noch weiter im Süden, im Bereiche des Humboldt-Stromes, treten ebenfalls
südliche und östliche Strömungen gar nicht so ganz selten auf, was die neueren
Untersuchungen, z. B. durch das Schiff „William Scoresby“ gezeigt haben. Auf
Grund der von E. R. Gunther) hierzu gegebenen Darstellung darf man bis
l) Th. G. Thompson, B. D. Thomas, Cl. A. Barnes, Distribution of dissolved oxygen in
the Norıh Pacific. James Johnstone Memorial volume S. 215, Liverpool 1934. — ?®) Vgl. G. Wüst
in Schichtung des Pazif. Ozeans, Veröff, Inst. f. Meereskde., N. FF. Heft 20, 5. 40. Berlin 1929. —
3 F., Hegemann, Eis und Strömungsverhältnisse im Bering-Meer, Annal. der Hydrogr. 1590, S. 401, —
*) G. Schott, Die äquatorialen Strömungen des westlichen Stillen Ozeans. Annal, der Hydrogr. 1939,
5.247, Taf, 26 u. 27. — 5) Rep. on oceanograph. investigations in the Peru coastal current. „Viscovery“-
Rep. XIII, 8. 107 ff. Cambridge 1936. Derselbe: Varıations in behaviour of the Peru coastal current,
Geograph. Journal vol. 88, London 1936, S. 37ff. Vergl. auch R. C. Murphy, Findings of the „William
Scoresby“ in the Peru coastal current. The Geograph. Review New York 1937, 8. 297.