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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1942,
eine kaum lösbare Frage. Verfasser!) hat sich darüber 1935 ausgesprochen.
Nur im Bereiche des Agulhas-Stromes läßt sich die Grenze einigermaßen fest-
legen, sie ist aus G. Dietrichs*) Untersuchung übernommen.
Die Beständigkeit der Westwindtrift mittlerer und höherer Breiten wurde
nur unter Beiseitestellung erheblicher Bedenken als „ziemlich beträchtlich“ ein-
gezeichnet. Diese Bemerkung über die Bedenken gilt auch für die atlantischen
und pazifischen Teile der Westwindtrift. Wenn man nach den Tabellen des
großen holländischen Atlaswerkes findet, daß die Zahl der Beobachtungen in
den Zweigrad-Feldern hier gering ist, und gleichzeitig aus den Karten desselben
Werkes feststellt, daß auf anderen stark befahrenen Strecken, weiten Strecken
des einheitlichen indischen Südäquatorialstromes die Beständigkeit sofort mit
der steigenden Zahl der Beobachtungen abnimmt, so wird man zweifelhaft,
umsomehr, als doch je weiter nach Süden, desto mehr mit den wechselnden
Winden zum mindesten die reinen Triftströmungen einen entsprechend uneinheit-
lichen Charakter annehmen müssen, Man kann auf manchen Karten, z. B. für
Februar, gradezu die Lage mancher Segelschiffswege früherer Jahrzehnte aus der
die Stabilität kennzeichnenden verschieden großen Länge, in unserem Falle aus
der Kürze der Strompfeile erschließen.
Daß die Stabilität einer Strömung als das prozentisch ausgedrückte Ver-
hältnis der vektoriellen Gesamtversetzung zu dem arithmetischen Mittel der
Versetzungen rein rechnerisch mit der Anzahl der Beobachtungen immer
etwas abnehmen muß, weil fast jede Strömung in den Einzelbeobachtungen der
Richtung nach etwas divergiert, dessen ist man natürlich von Anfang an, mit
der Einführung des Begriffes in Holland 1904, sich bewußt gewesen: bei einer
Beobachtung auf der Flächeneinheit wird ja die Stabilität rechnerisch 100%,
ohne daß diesem Wert irgendeine physische Bedeutung in solchem Falle bei-
gemessen werden darf, Hieraus folgt aber, daß man bei der Bewertung und
Verwertung des Beständigkeitsbegriffes für die Strömungszeichnung nicht unter
eine Mindestzahl von Beobachtungen auf der Flächeneinheit heruntergehen darf.
In dem holländischen Atlas sind da, wo Strömungsrichtung und Strömungs-
geschwindigkeit durch einen Pfeil eingetragen sind, diejenigen Fälle mit <5
Beobachtungen im Zweigradfeld als besonders unsicher gekennzeichnet. Hans
F. Meyer?) hat wohl die ausführlichste Untersuchung über die methodisch-
ozeanographisch bedeutsame Beziehung zwischen Beständigkeit, Strömungscharakter
und Anzahl der Einzelversetzungen angestellt, eine Untersuchung, die im Hinblick
auf die Neuartigkeit seiner Stromkarte 1923 vielleicht nicht zugleich die volle
Beachtung gefunden hat, die auch dieser einleitende Teil seiner Arbeit verdient.
Meyer hat dabei Strömungsgebiete mit „einheitlichem Charakter“ von solchen
mit „uneinheitlichem Charakter“ unterschieden und kommt zu dem enttäuschenden
Ergebnis, daß pro Eingradfeld etwa 18 Beobachtungsfälle bei einheitlicher
Strömung, etwa 35 Beobachtungsfälle bei uneinheitlicher Strömung vorliegen
sollten, um die Mittelwerte der Besteckversetzungen, also auch der Beständig-
keit, zuverlässig zu machen. Für Zweigradfelder wäre also die Forderung auf
72 bzw. 140 Fälle zu erhöhen! Allerdings bezeichnet Meyer*) die Zahl 18 bei
einheitlicher Strömung als Maximalzahl, bei uneinheitlicher Strömung die Zahl 35
als Minimalzahl. Für unseren Zweck erschien es unerheblich, ob man die
Trennung nach Einheitlichkeit und Uneinheitlichkeit durchführt, zumal das
Kriterium darüber (ob die „Generalrichtung“ in Zehngradfeldern eindeutig oder
variabel ist) subjektiven Erwägungen stark unterliegt. Jedenfalls bleibt die
Anzahl der im Bereiche der südhemisphärischen Westwindtrift verfügbaren Be-
steckversetzungen sehr beträchtlich unter der Meyerschen Forderung zurück,
*) Geographie des Indischen und Stillen Ozeans. Hamburg 1935, S. 163. — *?) Vergl. auf
3. 333 Fußnote Nr. 33, daselbst Fig 52. — % Siehe Fußnote 4 8. 330, — *) Hier mag auf eine
Bemerkung in der Meyerschen Untersuchung (S. 7) hingewiesen sein, die wohl durch Schreib- oder
Druckfehler entstellt ist. Meyer hat daselbst einige Quadrate aus dem Indischen Ozean „mit ein-
heitlichem Stromcharakter“ herangezogen und nennt dabei u. a. auch die Quadrate 325, 442 und 441,
Das Quadrat 325 liegt aber nördlich und südlich von der Sunda-Straße, die Quadrate 442 und 441
umfassen die Gewässer südlich und westlich vom Kapland. Diese 3 Quadrate dürften kaum als
solche mit einheitlichem Stromcharakter zu bezeichnen sein,