Schott, G.: Die Grundlagen einer Weltkarte der Meeresströmungen, 331
senkrechten Bewegungen gewissen Ausmaßes verknüpft sein müssen. Die im
Zusammenhang hiermit naheliegende Eintragung von neutralen Punkten wurde
schließlich aufgegeben, sie würde zu weit ab vom Zwecke der Weltkarte führen.
Weil es Konvergenzlinien gibt, die sich nicht bloß durch Änderung der Strömungs-
richtung, sondern auch durch wesentliche Änderung der Wasserbeschaffenheit
bemerkbar machen, wie z. B, in der Nähe der Neufundland-Bank die Front
zwischen Labradorstrom und Golfstrom, und weil anderseits manche dieser
Linien navigatorisch kaum eine Rolle spielen, wie z. B. die in der Sargasso-See,
wurde, soweit tunlich, ein Unterschied in der äußeren Kennzeichnung dieser
grünen Linien gemacht. Die Karte trägt einen Hinweis darauf in der Erklärung.
1. Der Atlantische Ozean.
Im hohen Norden, soweit er auf der Karte veranschaulicht ist, sind die
Strömungsverhältnisse unter Überprüfung der Darstellung bei F. Nansen!) und
L. Breitfuß‘), im Weißen Meer nach Derjugin®) eingezeichnet, für das Barents-
Meer nach B. Schulz®%,. Die Abbildung der Strömungen des europäischen Nord-
meeres wurde fast unverändert aus der neuesten Ausgabe des Handbuches
für Island“), die Färöer und Jan Mayen übernommen, das in dieser Hinsicht
auf einer Bearbeitung durch die Deutsche Seewarte beruht. Der ozeanographische
Zustand in der Dänemark-Straße und deren weiterer Umgebung, einem von
jeher beliebten Forschungsgebiet, hat in neuerer Zeit eine ganze Reihe wichtiger
Expeditionen beschäftigt; wir nennen hier nur die Arbeiten des deutschen
„Meteor“5) und des norwegischen „Heimland“®%),
Von den Bewegungen in der Hudson-Bai haben wir durch H. B. Hachey”)
eine wohl erste Unterlage erhalten. Für das langgestreckte Gebiet der Baffin-
Bai, Davis-Straße und der sogenannten Labrador-See standen zwei neuere, um-
fangreiche und wertvolle Untersuchungen zur Verfügung, erstens durch E, Riis-
Carstensen®) und zweitens durch Edw. Smith, F. Soule und O. Mosby®.
Besonders die an zweiter Stelle genannte Veröffentlichung, die unmittelbar bis
an die Grenzzone mit dem Golfstrom ‚bei der Neufundland-Bank heranreicht,
ermöglichte eine einigermaßen zuversichtliche Abbildung der Oberflächen-
strömungen, zumal ja durch die langjährigen Arbeiten des internationalen Eis-
patrouillen-Dienstes viele Detailkarten dieser kritischen Gewässer noch außer-
dem vorliegen. In der Zwischenzone zwischen Neufundland und Island, die man
im Osten etwa durch den Reikjanaes-Rücken begrenzen kann, bringt die neue
Karte eine recht unsichere Konvergenzlinie zwischen Ausläufern atlantischer
Wassermassen (Irminger-Strom u. s. f.) und solchen arktischen Ursprungs; sie
zeht auf die Kombination einer Figur A. Defants!) mit einer solchen bei
Smith, Soule, Mosby®) (S. 25) zurück.
Für den St. Lorenz-Golf hat noch heute die zusammenfassende Darstellung
durch W, Bell Dawson!!) aus dem Jahre 1913 Geltung; dazu kommt ein Nach-
lrag für eine kurze Teilstrecke am Südufer der inneren Flußmündung?!?), Die
Arbeit von W, J. Sandström®) über die Hydrodynamik der canadisch-atlantischen
Gewässer wurde auch eingesehen. Auf der europäischen Seite sei noch, ehe wir
weiter nach Süden gehen, die Nordsee erwähnt, deren Restströmungen nach
GC. Böhneckes!) Auffassung dargestellt sind, ferner das Mittelmeer, für dessen
*) Arktis, IL, Taf. 1. Gotha 1929, — 2%) Ebenda, Textfigur S, 109. — ?) Hydrographie im westl.
Barents-Meer, Ber. der Deutsch, Wiss, Komm, f, Meeresf. N. F. Bd. IV, Heft 5. Berlin 1929. —
*) Marineleitung, Berlin 1934. S, 87. — %) u. a. G. Böhnecke in Annal, d. Hydrogr. 1931.
Taf. 32; auch A. Defant in Sitz, Ber. Akad, d, Wiss, XIX, Berlin 1931. 8. 355. — % H. Hansen in
Fiskeridirekt, Skrifter, vol, V, Nr. 1. Bergen 1936. Einen guten Überblick über die vielen Beobachtungs-
stationen von mehr als 12 Schiffen gab A. Defant in Sitz, Ber. Akad. d. Wiss. XIX. Berlin 1936,
5.232, — 7) Vergl. hierzu den Aufsatz von G. Schott in den Annal. d. Hydrogr. 1932, S. 453. —
} Tue „Godthaab“ expedition. Meddelelser om Grönland. Bd. 78, Nr. 3. Kopenhagen 1936. —
*) The „Marion“ and „General Greene“ expeditions to Davis-Strait and Labrador sea. 1928 bis 1935.
Bull. Internat, Ice patrol service (U. S. Coast Guard), No. 19. II. Washington 1937. — 129) Zweiter
Bericht über ozeanogr. Unters, des „Meteor“ in der Irminger-See. 8. 355. Sitz. Ber. Akad. d. Wiss.
XIX. Berlin 1931. — 2) The currents in the Gulf of St. Lawrence. Departm. of the Naval Service.
Ottawa 1913. — 22) The currents in the St. Lawrence estuary 1932/33, Canad, Hydrogr. Service,
Otrawa 1934, -— 23) Canadian Fivheries Expedition 1914-—15, S, 288—291. Ottawa 1918. — 1) Salz-
zehait u. Strömungen der Nordsee. Veiöff, Inst. f. Meeresk. N. F. Nr, 10. Berlin 1922.