Neumann, Gerhard: Die absolute Topographie des physikalischen Meeresniveaus usw. 9281
ler Bucht mit dem salzarmen, südwärts abfließenden Küstenwasser, Der an der
rumänischen Küste südwärts setzende Strom wird durch das zufließende Donau-
wasser verstärkt und erreicht kurz vor der Vereinigung mit dem Kreisstrom des
westlichen Beckens Geschwindigkeiten bis 30 cm/sec. Neben diesem Strom hat
R. Ciocärdel (s) auch einen von S nach N gerichteten Kompensationsstrom
festgestellt, der sich zeitweise an der Oberfläche durch seine Farbe von dem
gelbgrünen Wasser des südwärts setzenden Stromes scharf abzeichnet, Wo die
Topographie des physikalischen Meeresniveaus auf dem fiachen Schelfgebiet der
nordwestlichen Bucht des Schwarzen Meeres zu einer Darstellung der Ober-
Mächenströmungen nicht ausreichte, wurde das Bild nach neueren, speziellen
Untersuchungen ergänzt (15) (?) (2) (18) (6).
Die aus dem Massenaufbau des Meeres berechneten Strömungen können in
den obersten Wasserschichten von mehr oder weniger starken Triftströmungen
überlagert werden, deren Richtung und Stärke durch die jeweilig herrschenden
Windverhältnisse bedingt sind. Von einem einheitlichen, stationären Strömungs-
feld des Windes über dem Schwarzen Meer kann nicht gesprochen werden. An
den Küsten ist die Beständigkeit schon infolge der wechselnden Land- und See-
winde sehr gering. Auch sind im Sommer Windstärken über 15 m/sec relativ
selten; treten dennoch im Sommer vereinzelt Stürme auf, dann sind diese örtlich
beschränkt und dauern gewöhnlich nicht lange (ı3). Für eine Darstellung des
Gradientstromfeldes an der Oberfläche des Schwarzen Meeres ist die Sommer-
periode besonders günstig, und wir können erwarten, daß das berechnete Strom-
feld die tatsächlichen Wasserbewegungen genügend genau wiedergibt. Natürlich
kann in einzelnen Fällen der örtliche Strom je nach den augenblicklich herrschen-
den Windverhältnissen abgeschwächt oder verstärkt werden. Für das Seegebiet
an der anatolischen Küste liegen Strombeobachtungen vor, die deutlich den über-
ragenden Einfluß der Gradientströmungen in diesem Teil des Schwarzen Meeres
erkennen lassen. Fälle, in denen der Strom mit beachtenswerter Stärke gegen
die Windrichtung setzt, sind nicht selten beobachtet worden. Das Gradientstrom-
system im Schwarzen Meer zeichnet sich mit einer so großen Klarheit ab, daß
wohl kaum Zweifel daran bestehen, daß die Ursachen der Strömungen des
Schwarzen Meeres in der Hauptsache ‚in den relativ großen Druckdifferenzen
zu suchen sind, wie sie durch den dauernden Zustrom salzarmen Wassers, be-
sonders im nordwestlichen Teil, erzeugt und aufrechterhalten werden.
Schrifttum,
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