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Full text: 70, 1942

280 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1942, 
Verfolgen wir den südlich der Krim nach W setzenden Strom, dann sehen 
wir, daß der Hauptteil der Strömung nach Abspaltung des eben erwähnten 
Stromastes nach SW und eines zweiten, der Krimküste nach NW folgenden 
Zweiges, in Richtung WNW weiterströmt und dabei die relativ hohen Geschwin- 
digkeiten von 30 bis 40 em/sec beibehält. Diese kräftige und sicher auch be- 
ständige Wasserbewegung wird zwischen 32 und 33° E-Länge durch den von 
SE kommenden Strom verstärkt und richtet sich senkrecht zum Kontinental- 
abfall des großen Schelfgebietes der nordwestlichen Bucht, Beim Auftreffen auf 
den Schelf dreht der Hauptanteil des Stromes fast rechtwinklig nach NE um und 
strömt dann, eine scharfe Biegung nach links machend, von der Landspitze Tar- 
chankut in Richtung NW weiter. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Rechts- 
ablenkung des Stromes beim Überströmen des steilen Kontinentalabhanges eine 
direkte Folge der Bodentopographie ist, wie sie im Sinne der Ekmanschen 
Theorie erwartet werden muß. Für eine solche Beeinflussung der Stromrichtungen 
durch die Morphologie des Meeresbodens sind schon eine große Anzahl sehr 
glaubhafter Fälle bekanntgeworden. Der in südwestlicher Richtung den Tiefen- 
linien folgende, bedeutend schwächere Strom gehört dem zyklonalen Kreisstrom 
des westlichen Schwarzmeerbeckens an. Zwischen 43 und 44° N-Breite vereinigt 
sich dieser Strom mit dem längs der rumänischen Küste südwärts strömenden 
Wasser und schließt die zyklonale Wasserbewegung im Südwesten des Meeres, 
Im südöstlichen Teil des Schwarzen Meeres scheint es sich um recht ver- 
wickelte Strömungsverhältnisse zu handeln. Das Bild der Wasserbewegung weicht 
hier erheblich von den bisherigen Darstellungen des Oberflächenstromes ab, die 
im ganzen südöstlichen Teil des Meeres ein breites, homogenes, zyklonal drehen- 
des Stromfeld angeben. Ein solches, mit dem östlichen Kreisstrom direkt in 
Verbindung stehendes, einheitliches Stromfeld läßt sich aus der absoluten Topo- 
graphie des physikalischen Meeresniveaus nicht ableiten, Nur in unmittelbarer 
Nähe der kaukasischen Küste ist eine ziemlich kräftige Strömung zu erwarten, 
die aus östlicher Richtung über N nach NW dreht, Zwischen dieser Küsten- 
strömung und dem zwischen etwa 39° und 40° E nach NE bzw. N setzenden 
Strom ist ein ziemlich ausgedehnter antizyklonaler Wirbel sehr wahrscheinlich. 
Vergleichen wir die in Abb. 6 dargestellten Oberflächenströmungen mit den 
bisherigen Darstellungen, dann hat das Bild die größte Ähnlichkeit mit dem von 
Knipowitsch (12) angegebenen Strömungschema, Ganz allgemein kann gesagt 
werden, daß das von Knipowitsch vermutete Kreisstromsystem in seinen wesent- 
lichen Grundzügen durch diese Untersuchungen bestätigt wird, so daß weitere 
Zweifel wohl kaum noch berechtigt sein dürften, Ein von IncCboli direkt nach 
NE gerichteter Stromzweig, wie ihn Skworzow (z2) und Nikitin (1:6) annehmen, 
ist dagegen nicht zu erkennen. Etwas Ähnlichkeit mit dieser Auffassung hat 
allerdings der von 42° N und 37 bis 38° E nach N bzw. NE gerichtete Stromast, 
Größere Abweichungen von den bisher bekanntgewordenen neueren Darstel- 
lungen des Oberflächenstromes ergeben sich außer in dem bereits erwähnten 
Estlichen und südöstlichen Teil in der Mitte des Schwarzen Meeres und süd- 
westlich der Krim. 
Über kleinere Wirbelibewegungen in unmittelbarer Nähe der Küste, die durch 
die dynamische Berechnung nicht erfaßt werden konnten, hat Schokalski (21) 
berichtet, Es sind dies vor allem horizontale Kompensationsströme, sogenannte 
Standwirbel, die dadurch entstehen, daß in einem stärkeren, küstenparallelen 
Strom der Ersatz für das abströmende Wasser nicht allein vom nachfolgenden 
Strom geliefert wird, sondern auch z. T. von der Seite her zuströmt (Neerwirbel). 
Sie können im ganzen Küstenbereich zwischen Sinope—Batum-—Poti, Suchum— 
Pizunda, Utrisch—Kertsch, Kap Meganom— Kap Fiolente beobachtet werden. 
Ein von der Südspitze der Krim unmittelbar nach der Donaumündung 
gerichteter Stromzweig, wie ihn auch Knipowitsch (12) beschrieben hat, tritt 
auf unserer Karte nicht hervor. Auf die auffallend scharfe Änderung der Strom- 
richtung nach NE beim Auftreffen auf den Scheif wurde bereits hingewiesen. Der 
Hauptanteil des Wassers strömt dann von der Landspitze Tarchankut in nordwest- 
licher Richtung weiter und vereinigt sich anscheinend erst im nördlichsten Teil
	        
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