276 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1942.
Bezugstiefe wird abermals ein günstiges Dreieck ausgewählt, und die Rechnung
wiederholt sich wie oben angegeben,
Je geringer man den Tiefenabstand des Liniensystems gleicher dyn. Bezugs-
tiefe zwischen den Stationsfolgen wählt, um so kleiner wird der Dreiecksfehler,
und um so genauer wird auch die Reduktion der relativen Topographien auf
die absoluten ausfallen. Andererseits ist aber eine Auflösung der Tiefenlage der
Bezugsfläche in allzu kleine Stufen nicht ratsam, weil dadurch die Zahl der An-
schlußdreiecke und der Fehler unnötig groß werden kann. Für jedes Meeres-
gebiet muß man unter besonderer Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse
die günstigste Aufteilung der Bezugsfläche herausfinden,
Durch Kontrollrechnungen kann man am Schluß die absoluten Topographien
prüfen, indem an möglichst verschiedenen Stellen des Meeresgebietes beliebige
Stationsdreiecke herausgegriffen werden, für die die Abweichungen der isobaren
Flächen von der Niveaufläche in derselben Weise berechnet werden, wie bei den
Anschlußdreiecken zwischen den Stationsfolgen gleicher Bezugstiefe.
Diese Methode erfordert verhältnismäßig wenig Rechenarbeit und führte im
Schwarzen Meer zu recht guten Ergebnissen, wie die Kontrollrechnungen gezeigt
haben. Die Abweichungen der isobaren Flächen und des physikalischen Meeres-
niveaus von einer Niveaufläche konnten mit einer Genauigkeit von etwa + 0,5
dyn. cm bestimmt werden. Das Liniensystem mit den Stationsreihen gleicher
dynamischer Bezugstiefe im Schwarzen Meer ist in Abb, 4 dargestellt, die zugleich
einen Einblick in die regionale Verteilung der benutzten Sommerstationen ver-
mittelt. Die Bezugstiefe wurde, wie aus der Abb, 4 ersichtlich, in Stufen von 25
zu 25 m Tiefe aufgeteilt, was zur Anschlußrechnung untereinander 7 Stations-
dreiecke erforderlich machte,
In seichten Meeresteilen, in denen die Bezugsfläche tiefer liegt als der Meeres-
baden — dies trifft in den meisten Fällen für alle Schelfgebiete zu —, kann die
absolute Topographie der Druckflächen natürlich nicht in der angegebenen Weise
ermittelt werden. Eine Methode zum Anschluß der Schelfstationen an solche der
Tiefsee hat Nansen vorgeschlagen und Helland -Hansen (7) hat sie mit kleinen
formalen Abänderungen bei der dyn. Berechnung eines Schnittes im Sognefjord
zuerst angewandt und beschrieben. Eine ausführliche Darstellung der Methode
findet man, außer in der Originalarbeit von Helland-Hansen, bei Ekman (s)
und kürzlich hat A. Defant (4) bei der Berechnung der absoluten Topographien
der Druckflächen im Atlantischen Ozean diese Methode zum Anschluß der Schelf-
stationen benutzt und geschildert. Von einer Darstellung des Helland-Hansen-
sehen Verfahrens sei deshalb an dieser Stelle abgesehen. Wichtig ist es aber,
immer die sehr wesentlichen Voraussetzungen dieses Anschlußverfahrens im Auge
zu behalten, Es wird angenommen, daß am Boden nicht nur die Geschwindigkeit
der Strömung Null wird, sondern daß daselbst auch der horizontale Druck-
gradient verschwindet. Wenn wegen der Bodenreibung die Geschwindigkeit
unmittelbar über dem Boden des Schelfgebietes gleich Null angenommen werden
kann, so kann dagegen nicht allgemein behauptet werden, daß auch der hori-
zontale Druckgradient verschwindet. Ob die Methode in speziellen Fällen an-
wendbar ist oder nicht, würde letzten Endes davon abhängen, zu entscheiden,
>b am Boden aus besonderen Gründen der Druckgradient gleich Null angenommen
werden kann oder ob diese wesentliche Voraussetzung nicht erfüllt ist. Man sieht
jedenfalls, daß die Methode nicht allgemein, sondern nur unter besonderen,
speziellen Verhältnissen angewandt werden kann. Ragt der Schelfboden soweit
hinauf, daß er bis in die obersten Wasserschichten reicht, wo beträchtliche Dichte-
unterschiede in vertikaler, wie in horizontaler Richtung vorkommen, dann werden
die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit dieses Verfahrens sicher nicht er-
füllt sein.
Im Schwarzen Meer findet sich ein großes Schelfgebiet mit Tiefen von weniger
als 50 m etwa nördlich der Verbindungslinie Mt. Tarchankutskij (westlicher Vor-
sprung der Krim)—Konstanza. Die Tiefen senken sich langsam auf 100 m, um
dann rasch auf 200 m und zur Tiefsee abzufallen, Für den nördlichen Teil der
Machen Bucht ist die Anwendbarkeit des Helland-Hansenschen Verfahrens