Portig, W.: Die Jahresmittel der Temperaturreihe von Prag. 251
dritten Phase diesem kalten April und warmen August der zweiten Phase folgt,
ist besonders warm, während alle anderen Monate der dritten Phase keine be-
sondere Anomalie aufweisen. Beispiele dafür. sind 1793 und 1843; hierfür sind
natürlich viel weniger Beispiele zu finden, weil infolge der Unbestimmtheit der
meisten Monate alle anderen Einflüsse frei zur Geltung kommen können. Noch
mehr gilt das für die vierte Phase, in der kein einziger Monat eine besonders
starke Anomalie aufweist.
Zum Abschluß der Diskussion über P, sei darauf hingewiesen, daß die
weitaus meisten der als Beispiele gegebenen Jahre innerhalb der beiden Epochen
liegen, die weiter oben als besonders sonnenaktiv bezeichnet wurden. Da die
Sonnenfleckenzahl (der Betrag der Maxima) anscheinend wieder ansteigt, scheint
es, daß man mit einer verstärkten P, für die Zukunft rechnen darf.
Die 8jährige Periode. Diese Periode gibt nur ein geringes Verhältnis von
Amplitude zu ihrem mittleren Fehler, überragt aber doch etwas das der beiden
benachbarten, P, und P,. Da Maurer?) für die schweizerischen Stationen Ps;
im Luftdruckgang findet und diese Periode auch in den schwedischen Eisbeob-
achtungen?) wiederkehrt, soll sie hier nicht übergangen werden.
P; tritt in den Jahresmitteln bei weitem nicht so deutlich hervor wie z. B.
P; oder P,3, die man schon bei bloßem Anschauen des Materials erkennen kann.
Es soll deshalb hier nur der Gang der Jahresmittel ohne Aufspaltung in Monate
gegeben werden. Er lautet:
Phase 1 2 3 4 5 B 7 8
9.16 9.55 9.21 9.29 9.54 9.63 9.53 9.40
Die letzte Phase entspricht wieder wie bei allen anderen Perioden auch dem
Jahr 1940. Während die Tabelle der Amplituden und ihrer mittleren Fehler
als Zahl der Zyklen n = 21 angibt, liegen dieser Rechnung nur 20 Zyklen zu-
grunde, weil hier eben jeder Zyklus wirklich vollständig sein muß, um die
Phasen untereinander vergleichbar zu machen,
Man sieht der obigen Tabelle sofort an, daß Pz zu einem wesentlichen Teil
nur aus der Aneinanderreihung zweier P, besteht. Es sei deshalb die obige
Tabelle wiederholt unter Hinzusetzung von P, und ihrer gegenseitigen Differenz:
Phase
+4
Ps — Fe
Die Differenzen von P; und P, sind also nicht sehr groß, zeigen aber trotz
einiger Schwankungen eine einheitliche Tendenz. Die beiden Maxima der
B8jährigen wie auch der doppelten 4jährigen Periode fallen immer abwechselnd
mit den Luftdruckmaximis und -minimis der Schweizerischen Luftdruckkurve
zusammen, wobei das Hauptmaximum der Prager Temperatur auf das Luftdruck-
maximum und das Nebenmaximum der Prager Temperatur auf das Luftdruck-
minimum fällt. Dies ist wieder ein Beispiel dafür, daß zwar Zusammenhänge
zwischen Luftdruck und Temperatur bestehen, daß sie aber nicht unbedingt ein-
deutig zu sein brauchen.
P; zeigt auch Zusammenhänge mit dem Eisgang auf der Ostsee. Nach An-
gaben von Östman (a. a. O.) hatten diejenigen im 8jährigen Zyklus wieder-
kehrenden Winter einen außergewöhnlich geringen Eisgang, die mit den Luft-
druckmaximis der Schweizerischen Stationen und mit den Hauptmaximis der
Prager P; zusammenfallen. Die Umkehrung dieser Regel für schwere Vereisung
gilt nicht. Es sei erwähnt, daß die eisschwachen Winter 1912/13 und 1920/21
um je ein Jahr zu früh eintraten (dasselbe gilt für das Luftdruckmaximum
1912/13), daß aber der eisschwache Winter 1929/30 wieder in Phase zu den
Wintern 1873/74 bis 1905/06 war, Dadurch beträgt der mittlere Fehler der
Periodenlänge bei den Eisverhältnissen nur +0.% Jahre und bei den Luftdruck-
1 2 3 4 5 6 8
9.16 9.55 9.21 9.29 9.54 963 9.53 940
9.35 9.59 9.37 9.35 9.35 9.59 937 9.35
0.19 -0.04 -0.16 -0.06 +0,19 +0.04 +0.16 +005
2) J. M aurer, Die periodische Wiederkehr hohen Luftdruckstandes im Winter des Alpengebietes,
Met, Zsch. 1918, S. 95. — 3) C.J. Östman, Die Eisverhältnisse der schwedischen Küsten in den
Wintern 1870/71 bis 1934/35. Medd, frän Statens Meteorologisk-Hydrografiska Anstalt, Bd. 8, Nr. 6,
1937, Stockholm.