Geißler, H.: Zur thermometrischen Tiefenmessung. 245
Temperaturen mitgeteilt. Damit ergibt sich die Möglichkeit, während der Tempe-
raturprüfung eingetretene Luftdruckänderungen beim Zeichnen der Kaliber-
korrektionskurven zu berücksichtigen, Es kann bestritten werden, daß diese
Berücksichtigung sich lohnt. Bei dem Ziele, die Genauigkeit der thermometri-
schen Tiefenmessung auf einen möglichst hohen Grad zu bringen, mußte aber die
Möglichkeit, einen wenn auch kleinen, aber erfaßbaren systematischen Fehler zu
vermeiden, wahrgenommen werden. Nehmen wir an, daß zwei verschiedene Tempe-
raturprüfungen für + 10°C ausgeführt werden, die eine bei einem Luftdruck
von 760 mm, die zweite bei einem solchen von 722 mm, und daß die erste Prü-
fung eine Korrektur von +0.04°C ergibt, so muß das Thermometer bei der
zweiten um so viel niedriger anzeigen, als dem Drucke von 38 mm Queeksilber
zleich rund 50 g/qcm entspricht. Ist der Druckkoeffizient gleich 0.3° C, d. h. ergibt
eine Druckerhöhung von 1000 gg eine Standerhöhung gleich 0.3° C, so macht eine
Druckerniedrigung von 50g eine solche des Standes von 0.015° C aus. Die zweite
Prüfung würde also eine Kaliberkorrektion von + 0.055°C ergeben. Da die
Thermometer auf 0.001° abgelesen werden, erfordert also die Wahrung der inneren
Konsequenz des Verfahrens grundsätzlich, daß die Ergebnisse der Temperatur-
prüfung der ungeschützten Thermometer auf einen bestimmten Luftdruck — etwa
den Normaldruck von 760 mm — reduziert werden, und daß man die Abweichung
des Luftdrucks während der Tiefenmessung vom Normaldruck bei der Tiefen-
berechnung berücksichtigt. Im obigen Beispiel einer Temperaturprüfung bei
722 mm: Quecksilberdruck hätte man also zu berücksichtigen, daß das Thermo-
meter beim Übergang zum Normalluftdruck der Druckerhöhung von 50 g/qcm
entsprechend ansteigen muß, und zwar um !/g seines Druckkoeffizienten, also
um 0.015°%, Beim Zeichnen der Kurve für die Kaliberkorrektion wären demnach
nur + 0.04°C als Korrektur bei dem Stand von +10°C einzusetzen. Macht
man mit dem Thermometer dann beispielsweise bei 780 mm Luftdruck eine
Messung, so hat man vom Ergebnis die Höhe einer Wassersäule abzuziehen,
deren Druck gleich dem einer Luftsäule vom Druck gleich 20 mm Quecksilber
ist, also 27cm.
Man kann, wie gesagt, den Einwand machen, daß ein Fehler von Um in
der Tiefenbestimmung nicht zu berücksichtigen ist, da der Tiefenmessung mit
ungeschützten Thermometern eine entsprechende Genauigkeit nicht zuerkannt
werden könne, zumal die Werte der Kaliberkorrektion von der P.T.R. nur auf
0.01° abgerundet angegeben werden. In der Tat entsprechen 0.005° Abrundungs-
fehler bei einem Druckkoeffizienten von 0.3° einem Tiefenfehler von 17 cm, wobei
noch zu bedenken ist, daß auch der Abrundungsfehler des geschützten Thermo-
meters, dessen Temperaturangabe man von der des ungeschützten abzuziehen
hat, mit eingeht, und ebenso die Ablesefehler der beiden Haupt- und Neben-
thermometer. Eine Angabe der Kaliberkorrektion auf 0.001° ist deshalb zur
Verbesserung der thermometrischen Tiefenmeßmethode anzustreben.
Eine Anschauung von der tatsächlich vorhandenen Meßgenauigkeit zu be-
kommen, ist bei so vielen voneinander unabhängigen Fehlerquellen schwierig.
Es wurde deshalb ein Kipprahmen gebaut, in welchen bis zu 12 Kippthermometer
gleichzeitig eingesetzt werden können, um mit mehreren Thermometerpaaren die
yleiche Tiefe zu messen, und so rein praktisch auf Grund einer größeren Anzahl
solcher Messungen die Genauigkeit der Tiefenmessung zu ermitteln, Auf Wunsch
des Verfassers führte der Ozeanograph am Mar.-Obs. Wilhelmshaven H. Neumann
mit diesem Rahmen Prüfungen der beiden ungeschützten Thermometer 3507 und
3508 durch. Neben diesen beiden waren zwei geschützte Thermometer mit 1!/20°
Teilung in den Rahmen eingesetzt. Jedes der beiden ungeschützten Thermometer
wurde auf jedes geschützte bezogen, so daß für die Rahmentiefe bei der einzelnen
Messung jedesmal vier Resultate vorhanden sind. Die Ergebnisse sind in Tab. 1
angegeben, Die vierte und fünfte Spalte dieser Tabelle sind so zu verstehen,
daß von den Temperaturangaben der beiden geschützten Thermometer, die bei
den Messungen verwendet wurden, die größere in der vierten und die kleinere
in der fünften Spalte angegeben ist, Die vorletzte Spalte gibt den maximalen
Unterschied der vier Ergebnisse jeder einzelnen Messung. Für die letzte Spalte