Meinardus, W.: Die bathygraphische Kurve des Tiefseebodens usw. 227
der bisher ermittelten Areale der Tiefenstufen, der Volumina und der mittleren
Tiefen erwarten, wie sie sich für den Atlantischen Ozean ergeben hat.
Wegen der noch bestehenden Unsicherheit der Isobathenkarten hat die von
Stocks nachdrücklich betonte, theoretisch gerechtfertigte Berücksichtigung
der Erdkrümmung bei der Berechnung der Areale der Tiefenstufen m. E.
praktisch nur eine geringe Bedeutung!). Denn die dabei erzielte, vom metho-
dischen Standpunkt genauere Ermittlung der Areale ergibt nur eine Verbesse-
rung der ohne Berücksichtigung der Erdkrümmung aus den Tiefenkarten ge-
wonnenen Werte um wenige Zehntel Promille in den tieferen Stufen. Um solch
geringe Beträge sind die aus den Karten abgeleiteten Werte zu verkleinern. Im
offenen Atlantischen Ozean erfährt z. B. die Tiefenstufe von 4500—5000 m
bei Berücksichtigung der Erdkrümmung eine Verringerung von 24000 qkm,
d.h. um 1,6%, da diese Stufe eine Fläche von 15400 000 qkm einnimmt. In den
größeren Tiefen nehmen die absoluten Korrektionen mit den Stufenarealen rasch
ab, so daß sie um so mehr angesichts der Unsicherheit, die gerade dort für die
absoluten Werte immer noch auf mindestens 1% geschätzt werden muß, praktisch
vernachlässigt werden können. Ich habe mich aus diesem Grunde auch darauf
beschränkt, in den nachstehenden Tabellen und bei der Berechnung der Parabel-
konstanten die Areale der Tiefenstufen, die von Kossinna und Stocks aus
rechnerischen Gründen bis auf die Hundert qkm angegeben wurden, auf die
Zehntausender und die Prozente auf Zehntel abzurunden, was dem heutigen
Stand der Kenntnis der Verteilung ozeanischer Tiefen selbst in den gut aus-
geloteten Teilen des Atlantischen Ozeans ungefähr entsprechen mag.
Um die Areale der Tiefenstufen für das ganze Weltmeer unter Be-
rücksichtigung der neuen Werte für den Atlantischen Ozean zu erhalten, habe
ich die von Stocks für diesen ermittelten 1000-m-Stufenwerte mit den von
Kossinna für den Indischen und Pazifischen Ozean angegebenen vereinigt und
zur Konstruktion der bathygraphischen Kurve in Prozente umgerechnet. Da
Kossinnas Areale ohne Berücksichtigung der Erdkrümmung gelten, so habe
ich auch für den Atlantischen Ozean die Anbringung der Korrektion wegen Erd-
krümmung unterlassen müssen. Auch die Tatsache, daß Kossinna seiner Areal-
berechnung das Besselsche, Stocks das etwas größere Clarkesche Erdsphäroid
zugrunde legte?), konnte bei der Zusammenlegung der Werte beider Autoren
unbedenklich außer Betracht bleiben. Denn die Oberfläche des ersteren beträgt
509.951, die des letzteren 510.063 Mill. gkm, der Unterschied also 0.112 Mill. qkm,
d. i. nur 0.22 Promille zugunsten des Clarkeschen Sphäroids. Für das Welt-
meer verringert sich der Unterschied auf 0.78 Mill. qkm und für die einzelnen
Tiefenstufen entsprechend auf weniger. Hätte Stocks statt des Clarkeschen
das gebräuchlichere Hayford-Helmertsche Erdsphäroid verwendet, dessen
Oberfläche 510.101 Mill. qkm hat, so würden die von ihm berechneten Areale um
0.075 Promille größer ausgefallen sein, die Kossinnas um 0.30 Promille. Diese
Verschiedenheiten bleiben also weit hinter der Unsicherheit zurück, die den
heutigen Tiefenkarten und Arealen anhaften,
Außer den Werten für das Weltmeer habe ich ferner noch solche für einen
„mittleren Ozean“ berechnet, indem ich für die einzelnen Tiefenstufen das
Mittel aus den prozentischen Arealen der drei Ozeane bildete, wodurch also
jedem von ihnen das gleiche Gewicht gegeben wurde. Dieses Verfahren erscheint
berechtigt und zweckmäßig, um die verschiedene Größe der Ozeane und vor
allem das Übergewicht des Pazifischen Ozeans auszuschalten und sozusagen die
„normale“ prozentische Verteilung der Stufenareale zu ermitteln. Die Abweichungen
davon können dann das verschiedene Verhalten der Ozeane charakterisieren. In
den Figuren 1 und 2 sind die bathygraphischen Kurven für den „mittleren Ozean“
ohne bzw. mit Berücksichtigung der Nebenmeere gezeichnet, so daß sie dort mit
den Kurven der drei Ozeane verglichen werden können. Auch für den mittleren
Ozean wurden die weiteren Rechnungen durchgeführt.
1) Ann, d. Hydr. 1939, S, 5. Vgl. hierzu A. Penck, Morphologie der Erdoberfläche, 1. Teil, Stuttgart
1894, S. 53. E. Kossinna, 8.2. 0. S, 69. G. Schott, Ann. d. Hydr. 1922, S. 42. — ?% Kossinna,
a.a.0. S.22 und 25: Stocks, Meteorwerk, III, 85.42.